Sie sind hier

Abo

Tischtennis

Seeländer Tischtennisklubs verharren auf der Zielgeraden

In der entscheidenden Phase der Meisterschaft ist der Spielbetrieb unterbrochen worden. Der nationale Tischtennisverband sucht eine Lösung, um die Saison nicht annullieren zu müssen.

Derzeit keine Ballwechsel für Eric Borter (links) und Franz Schneider beim Tischtennisclub Port./Copyrright: Peter Samuel Jaggi/a

Francisco Rodríguez

Gross ist die Freude beim Tischtennisclub Aarberg, als die dritte Mannschaft den entscheidenden Matchball verwertet. 15 Punkte Vorsprung auf das zweitplatzierte Langenthal bedeuten bereits drei Spielrunden vor Saisonende den Aufstieg in die 2. Liga. Doch das Coronavirus entpuppt sich als Spielverderber, denn aufgrund des Veranstaltungsverbots wird auch im Schweizer Tischtennis die Meisterschaft unterbrochen und möglicherweise ganz annulliert.

So wie dem TTC Aarberg ergeht es vielen Klubs in der Schweiz. Der nationale Verband Swiss Table Tennis (STT) versucht zwar alles, damit die Entscheidungen noch auf sportlichem Weg fallen können. Die acht untergeordneten regionalen Verbände haben aber für ihre Vereine und den Teams aus den Spielklassen unterhalb der Nationalliga andere Lösungsansätze und von einander abweichende Direktiven herausgegeben. So schreibt der Mittelländische Tischtennisverband (MTTV): «Die Saison 2019/20 gilt somit als abgeschlossen.» Was hiesse, dass alles auf Null zurückgesetzt und ab Herbst wieder von Anfang an neu ausgespielt würde.

«Das ist natürlich bitter für uns und die betroffenen Teams», sagt Aarbergs Klubpräsident Daniel Aebi. Auch andere Mannschaften im Verein lagen auf Aufstiegskurs, wie das Fanionteam in der 1. Liga. Die Erstligisten tragen am Ende der Qualifikation jeweils Aufstiegsspiele aus und Aarberg I war zwei Partien vor Ende der Regular Season mit einem Vorsprung von sechs Punkten praktisch schon durch. «Aufgrund unserer Klassierungspunkte wären wir dann in den Aufstiegsspielen höchstwahrscheinlich gesetzt, was unsere Aufstiegschancen beträchtlich erhöhen würde», sagt Leistungsträger Christian Fischer. Der Routinier glaubt immer noch fest daran, dass die Aufstiegsspiele trotz Weisung des MTTV nicht vorzeitig abgesagt sind, was auch die Nachfrage beim nationalen Verband bestätigt. «Am Ende wollen wir für alle eine einheitliche Regelung treffen», sagt STT-Geschäftsführerin Susanne Gries.

Verband präsentiert drei Varianten

STT hat nach dem plötzlichen Meisterschaftsunterbruch drei Varianten formuliert. Kann am 18. Mai der Trainingsbetrieb in der Schweiz wieder aufgenommen werden, soll an drei Wochenenden im Juni die entscheidende Phase im Auf-/Abstiegskampf ausgetragen werden. «Die Spieler hätten somit noch drei Wochen Zeit, um sich im Training darauf vorzubereiten», so Gries. Allerdings scheint sich nun die Coronakrise länger hinzuziehen, womit definitiv nicht mehr gespielt werden könnte.

Aufsteiger sollen aufsteigen dürfen

In dem Fall die Meisterschaft wie im Eishockey, Handball oder Rollhockey zu annullieren, wäre die eine Möglichkeit. Die andere möchte bereits sportlich erzielte Entscheidungen nicht mehr rückgängig machen. Wenn sich somit ein Team am Tischtennistisch den Aufstieg vorzeitig erspielt hat oder den Abstieg nicht mehr abwenden kann, soll dies für die Meisterschaft auch so gewertet werden. Rund 90 Prozent der in dieser Saison möglichen Auf- und Abstiege könnten hierbei vollzogen werden.

Vor allem Teams, wie im Beispiel die dritte Mannschaft des TTC Aarberg, die eigentlich bereits aufgestiegen wären, würden so nicht von vornherein um die Früchte ihrer Bemühungen gebracht. Mannschaften, die aktuell unter dem Strich liegen, sich aber theoretisch auf sportlichem Weg noch den Ligaerhalt hätten sichern können, müssten handkehrum nicht absteigen. Für Aarbergs 1.-Liga-Fanionteam hätten die letzten Varianten das Platzen der diesjährigen Aufstiegsträume zur Folge, da für eine Entscheidung zwangsläufig weitergespielt werden müsste.

TTC Port weniger stark betroffen

Weniger stark betroffen ist der TTC Port, weil die erste Mannschaft in der Nationalliga C den Aufstiegsplatz sowieso nicht mehr hätte erreichen können. Forward-Morges liegt eine Runde vor Schluss mit neun Punkten Vorsprung uneinholbar an der Spitze, hat bereits vorzeitig den Aufstieg gefeiert und hofft nun, den NLB-Platz nächste Saison auch einnehmen zu dürfen. In der 2. Liga spielten zwei Porter Mannschaften gegen den Abstieg, liegen aber aktuell über dem Strich und hätten nichts mehr zu befürchten. Unabhängig davon bedauert Klubpräsident Markus Gmür den unrühmlichen Abschluss der Meisterschaft, an dem niemand eine Schuld treffe. Die Saison sei für Port bis dahin erfolgreich verlaufen. Vor allem das NLC-Team habe gross aufgespielt und an der Spitze mitmischen können. Nächste Saison wolle man wieder voll angreifen.

Tischtennis bleibt ein Hobby

Sollte Aarbergs 1.-Liga-Team wie befürchtet das Saisondessert verwährt bleiben, wird ab Herbst ein neuer Anlauf genommen. «Letztlich bleibt Tischtennis für uns alle nicht mehr und nicht weniger als ein schönes Hobby», sagt Vereinspräsident Aebi und verweist auf die wirklich grossen Probleme in der aktuellen Zeit. Im Seeland hofft man, dass die Coronakrise bald einmal überstanden sein wird und freut sich schon auf die spannenden Spiele am Tisch.