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Volleyball

«Spannend und herausfordernd»

Seit dem 1. Januar ist der Ipsacher Philippe Saxer höchster Schweizer Volleyballer. Im Amt als CEO von Swiss Volley steht er nicht zuletzt wegen der Pandemie vor grossen Herausforderungen.

Philipp Saxer ist seit Anfang Jahr CEO bei Swiss Volley. Bild: Lee Knipp

Beat Moning

Die Begegnungen mit Philippe Saxer ähneln sich. Stets hat er ein Lächeln auf den Lippen. Und das kommt nicht von ungefähr. Spricht man nämlich mit ihm über den Volleyballsport, so ist die ganze Leidenschaft aus ihm herauszuspüren. Mit zwölf Jahren kam er erstmals mit der Sportart in Berührung, mit 16 gehörte er bereits der ersten Mannschaft des VBC Biel an. «Volleyball lässt mich seither nicht mehr los. Das Hobby zum Beruf zu machen, ist zudem ein Privileg.» So hat Philippe Saxer einen Weg hinter sich, als Aktiver, Trainer, Funktionär bis hin zum höchsten Volleyballer des Landes, dem CEO, der schon fast bilderbuchmässig verlaufen ist.

Das BT trifft den Seeländer Philippe Saxer an seinem ersten Arbeitstag als Geschäftsführer. «Dem ersten offiziellen Tag», ergänzt er. Denn der Weg ist seit längerer Zeit vorgezeichnet. 2018 wurden die ersten Gespräche geführt. «Im Sommer 2019, beim Turnier in Gstaad, wurde der Vertrag unterschrieben», erinnert er sich. So selbstverständlich, wie es klingt, so selbstverständlich war es nicht. «Ich habe damals nicht bei Swiss Volley begonnen, um CEO zu werden. Zudem musste auch ich ein Auswahlverfahren beim Zentralvorstand durchmachen.»

 

Trotz Corona ein 
nachvollziehbarer Schritt

Dazu kamen noch einige persönliche Überlegungen. Denn: «Dieser Schritt bedeutet auch, etwas weniger nah am Sport zu sein.» Im Sinne des Know-how-Transfers und der Kontinuität war es indes nachvollziehbar, dass Saxer als Stellvertreter des langjährigen Geschäftsführers Werner Augsburger in dessen Fussstapfen treten könnte. Auch, nachdem sich Saxer sagte: «Ich bin bereit, nach gut zehn Jahren als Chef Leistungssport und Direktor Beachvolleyball einen nächsten Schritt zu gehen.»

Die Pandemie und alle Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, hielten ihn letztlich nicht davon ab. «Zumal der Vertrag zuvor unterzeichnet worden ist. Ich wollte diese Herausforderung mit dem Team von Swiss Volley bewusst annehmen. Ich habe mich 2020 mit dieser Situation auseinandergesetzt, ich werde es mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Verband, die sich zusammen mit dem Zentralvorstand und den zahlreichen Coaches extrem ins Zeug legen, auch in diesem Jahr tun.»

Die Aufgaben seien vielfältig. «Wir als Verband sind Dienstleiter und dafür verantwortlich, den Spielbetrieb und die Rahmenbedingungen aufrecht zu erhalten.» Rund 42 000 Lizenzierte (2800 im Beachvolleyball), davon drei Viertel Mädchen und Frauen, gilt es in dieser schwierigen Zeit bei Laune zu halten. «Wir haben im Sommer 2020 bereits Erfahrungen im Beachvolleyball gesammelt. Als die Aktiven nach dem Lockdown Mitte Juni wieder spielberechtigt waren, planten wir mit einer verkürzten Turnierserie, die wir unmittelbar starten konnten». Das sei auch jetzt für die Hallenvolleyballer zentral, auch wenn schon einige Regionen ihren Meisterschaftsbetrieb ab der 2. Liga eingestellt haben. Saxer ist überzeugt, dass die Volleyballfamilie in dieser Phase zusammenhalte. «Alle wollen zurück in die Halle oder in den Sand. Es wird sich in einem Jahr zeigen, aber ich rechne nicht damit, dass wir wegen Corona einen Lizenzschwund aufweisen werden.» In dieser Phase gehe es aber auch darum, gemeinsam mit den Regionen und den Vereinen Perspektiven aufzeigen zu können. Dazu sei man in engen Austausch mit den diversen Personen und Institutionen.

Ähnlich tönt es, spricht man Philippe Saxer auf die Verbandsfinanzierung an. «Wir haben treue Partner, die uns die Stange halten. Klar, es gibt vereinzelte Abgänge, die sich aber im Rahmen halten.» Das Akquirieren neuer Sponsoren sei in dieser Zeit nicht einfacher geworden. «Aber es gibt auch Branchen, die gut laufen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir trotz dieser speziellen Situation bald neue Partner präsentieren können», stellt der Seeländer in Aussicht.

 

Die ersten Anpassungen 
sind schon erfolgt

Der Volleyballsport wird Corona 2021 gut überstehen. «Es ist herausfordernd, sich mit einer Situation auseinanderzusetzen, ohne gross Einfluss nehmen zu können und wie handlungsunfähig zu sein.» Aber man werde wie schon erwähnt bereit sein, wenn Lockerungen erfolgen werden. Unmittelbar gilt es, die Olympischen Sommerspiele in Tokio vorzubereiten. Da bringt Saxer entsprechend Erfahrung mit, kann Stand heute aber noch nicht sagen, ob er erneut Delegationsleiter sein wird. «Durch die Verschiebung der Sommerspiele hat sich auch die Planung für den nächsten Olympia-Zyklus verschoben. Zudem haben wir auf 2021 ein paar Organisationsanpassungen geplant und sind diese nun am umsetzten», so Saxer. In den Anpassungen wird auch die Stelle des Direktor Beachvolleyball nicht mehr eins zu eins ersetzt. Im Beachvolleyball wird mit Sebastian Beck ein Leiter Leistungssport Beachvolleyball eingesetzt, welcher dem klassischen Sportchef wieder näherkommt. Der Entscheid, ob Saxer dementsprechend noch die Delegationsleitung für Tokio übernimmt, ist noch nicht gefallen. Wichtiger ist für ihn, dass Olympia überhaupt stattfinden kann. «Ich bin mir sicher, dass Olympia stattfindet, aber wohl nicht so, wie wir uns das gewohnt sind.»

Das wird in erster Linie auch für die Sportlerinnen und Sportler eine Herausforderung sein, die sich allenfalls in «Bubbels» behaupten müssen. «Es geht nun um die Qualifikationen und da ist in erster Linie der internationale Verband gefordert, die sportlichen Kriterien für alle Teams noch zu gewährleisten.» Allein von den Punkten her rechnet Philippe Saxer damit, dass sich zwei Frauenteams (die aktuellen Europameisterinnen Heidrich/Vergé-Dépré sowie Hüberli/Betschart) qualifizieren werden. Bei den Männern müssen Heidrich/Gerson als 18. der Weltrangliste und die B-Kaderteams Krattiger/Breer und Métral/Haussener noch einige Hürden nehmen. Saxer rechnet auch damit, dass das FIVB-Turnier in Gstaad stattfinden kann. «Die Organisation ist solide aufgestellt und hat verschiedene Szenarien auf Lager, das Turnier durchzuführen.» Notfalls ohne Zuschauer, aber als wichtige Gelegenheit für die Spielerinnen und Spieler vor Olympia.

 

Saxer vom Aufschwung im Hallenvolleyball überzeugt

Eine Rückkehr zum Hallenvolleyball, dort, wo Philippe Saxer die Zeit als Aktiver in Biel und Plateau de Diesse sowie in Nidau als Spielertrainer mitgeprägt hatte, ist seine neue Aufgabe als CEO indes nicht direkt. Schon in seinen vorhergehenden Jobs und vor allem in der Geschäftsleitung sei man in den Diskussionen und in der Planung im Konsens gewesen. «Vieles geht Hand in Hand, Event bleibt schliesslich Event.» An den Beachvolleyball-Strukturen müsse derzeit nicht «geschraubt» werden. «Wir haben mit den Leistungszentren in Bern wie auch für den jüngeren Nachwuchs in Aarau gute Standbeine. Im Hallenvolleyball arbeiten wir intensiv mit diversen Trägerschaften wie nationale Nachwuchsvereine sowie regionale Trainingszentren zusammen.»

Die Resultate dieser Förderung schlagen sich mehr und mehr positiv in den Nationalmannschaften nieder. «Bei den Frauen wie bei den Männern haben wir inzwischen Teams, die durchaus in der Lage sind, sich für eine Europameisterschaft zu qualifizieren.» Die ersten Qualifikationsspiele hätten im Januar stattfinden sollen, sind nun aber in den Mai verschoben worden. Es schaffen zudem auch immer wieder vereinzelte Spielerinnen den Sprung in ausländische Ligen, was für die Arbeit auch in den Klubs spricht. Für Philippe Saxer ist klar: «Das wird ein spannendes und herausforderndes Jahr. Wir haben generell Luft nach oben und somit noch einiges an Potenzial, das wir ausschöpfen können», sagt er. Im Wissen, dass ihn vorerst die Tagesaktualität in Anspruch nehmen wird.