Sie sind hier

Abo

Radsport

«Trainings auch im Sommer anbieten»

Das Tissot Velodrome in Grenchen feiert am Samstag sein 5-Jahr-Jubiläum. Bei der Eröffnung sprach das BT mit dem Bieler Bahn-Nationaltrainer Daniel Gisiger. Nun zieht er eine Zwischenbilanz.

«Spitze in der Elite ist breiter geworden»: Nationaltrainer Daniel Gisiger prophezeit weitere Erfolge für die Schweiz auf der Bahn. Bild: zvg/Ulf Schiller
  • Video

Interview: Michael Lehmann

Daniel Gisiger, vor fünf Jahren sagten sie, dass mit dem Velodrome in Grenchen eine neue Ära im Bahnsport eingeläutet werde. Was hat sich seither verändert?
Daniel Gisiger: Die Schweizer Nationalmannschaft ist besser geworden; die Resultate belegen das. An der Bahn-EM in Glasgow (im August, die Red.) haben wir insgesamt drei Medaillen geholt, darunter die Silber-Medaille der Männer-Mannschaft. Auch im Weltcup können wir Schweizer mit den Besten mithalten. Ich würde sagen, dass die Spitze in der Elite breiter geworden ist.

Hat sich das Velodrome auch positiv auf den Bahn-Nachwuchs ausgewirkt?
In dieser Hinsicht gibt es noch Luft nach oben. Bisher ist es uns noch nicht gelungen, die Zahl der Bahn-Junioren zu steigern. Das ist schade, denn es gibt schweizweit zwar viele Junge, die im Winter eine Radsportschule besuchen, sie verzichten jedoch meist auf Wettkämpfe.

Was müsste besser werden?
Die Bahn-Nachwuchskurse im Tissot Velodrome werden mehrheitlich im Winter angeboten. Im Sommer weichen die Jungen deshalb aufs Strassenvelo oder aufs Mountainbike aus. Aus meiner Sicht wäre es gut, die Bahn-Trainings auch im Sommer anzubieten.

Bei den Rennveranstaltungen fokussieren sich die Verantwortlichen des Velodromes auf sechs Renntage. Es waren in den letzten Jahren auch schon mehr. Sind Sie enttäuscht?
Nein, nicht wirklich. Im Sommer werden beispielsweise auf der Radbahn in Oerlikon an fast jedem Dienstag Rennen durchgeführt. Hinzu kommen weitere Wettkämpfe in Aigle oder in Genf. Lieber veranstaltet Velodrome Suisse ein paar Rennen weniger, dafür sind diese entsprechend besser besetzt.

Wie sehen Ihre persönlichen Erfahrungen als Bahn-Nationaltrainer mit dem Velodrome aus?
Ich arbeite sehr gerne mit Geschäftsführer Peter Wirz und Hallenchef Juan Espasandin zusammen. Klar ärgere ich mich manchmal, wenn wir wegen einer Ausstellung oder einem anderen Grossanlass im Velodrome nicht trainieren können. Aber ich verstehe auch, dass die Stiftung die Einnahmen braucht, um Rennen organisieren zu können. Im Vergleich mit dem Ausland, wo Velodrome meist privat gesteuert sind, haben wir es viel besser.

Sie sind gestern 64 Jahre alt geworden, Ihre Trainerkarriere neigt sich langsam dem Ende zu. Wie wird sich der Bahnradsport in Zukunft entwickeln?
Der Bahnradsport wandelt sich derzeit stark. Die Anzahl der Profi-Fahrer hat zugenommen, weil der Weltcup aufgewertet wurde und so den Sechstage-Rennen Konkurrenz macht. Das Niveau an den Weltcup-Rennen ist viel höher geworden, denn für die Fahrer geht es nicht zuletzt auch darum, sich für die Olympischen Spiele 2020 in Position zu bringen. Früher konnten Strassenfahrer ohne viel Training auf die Bahn wechseln und Rennen gewinnen. Das ist heute nicht mehr möglich.

Allerdings fehlt oft das Publikum. Peter Wirz, Geschäftsführer des Tissot Velodromes, spricht davon, dass die Zuschauerzahlen etwa verdoppelt werden müssten, um aus den Rennen einen Profit zu ziehen.
Auch in dieser Hinsicht bin ich positiv gestimmt. Auf der Bahn werden Spitzensport und Spektakel verbunden. Das grosse Handicap war bisher, dass die Rennen nicht einfach zu filmen und deshalb für eine Fernsehübertragung nicht wirklich attraktiv waren. Doch auch in diesem Bereich gibt es stetige Entwicklungen. Zum Beispiel werden Rennräder nun mit Kameras ausgestattet. Ich prophezeie, dass der Bahnradsport in ein paar Jahren richtig populär sein wird.

*********************

Saisoneröffnung mit einem Jubiläumsfest

Das Tissot Velodrome startet am Samstag in die neue Rennsaison. Beim Prolog zur Track Cycling Challenge steht eine Vielzahl internationaler Athleten am Start. Fahrerinnen und Fahrer aus neun Ländern (Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Spanien, Griechenland, Algerien, Aserbaidschan, Schweiz) kämpfen um Podestplätze und Preisgelder.

Dabei sind auch die Schweizer EM-Medaillengewinner vom August in Glasgow: Claudio Imhof, Théry Schir und Frank Pasche messen sich in diversen Disziplinen mit der internationalen Konkurrenz. Vor allem Deutschland und Italien schicken mehrere Sportler ins Rennen, die ebenfalls bereits internationale Meriten errungen haben, und mit Yacine Chalel steht der amtierende Afrika-Meister am Start.

Gespannt darf man auch auf das Abschneiden des Schweizer Nachwuchses sein. Sowohl Nico Selenati als auch Valère Thiébaud gehören im Nachwuchsbereich zur europäischen Spitze. Nun gilt es für sie, ihr Können bei der Elite unter Beweis zu stellen. Dazu wird zum ersten Mal auf dieser Rennbahn die Schweizermeisterschaft im Paracycling ausgetragen.

Gleichzeitig feiert das Schweizer Nationalstadion sein 5-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsfest. Bereits um 11 Uhr beginnt das Jubiläumsfest im und um das Tissot Velodrome. Workshops, Show Acts, musikalische Darbietungen, Spiele, Wettbewerbe und diverse Ausstellende sorgen für ein attraktives Rahmenprogramm. mt

*********************

Das Highlight folgt im Dezember

Bereits haben sich über 120 Athleten für die Track Cycling Challenge vom 19. und 20. Dezember angemeldet. «Die Veranstaltung hat sich auch im internationalen Rennkalender etabliert», sagt Velodrome-Geschäftsführer Peter Wirz. Beim zweitägigen UCI-C1-Rennen werden sich besten Bahnfahrer der Welt in verschiedenen Disziplinen messen.

Im neuen Jahr wird einmal monatlich die nationale Rennserie durchgeführt. Sie findet am 17. Januar, 14. Februar und 21. März statt. leh