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Eishockey

Viel Applaus für den Biel-Gegner

Mit einem Dreipunkte-Sieg kann Langnau heute zum EHC Biel aufschliessen. Die Tigers beeindruckten zuletzt mit einem 7:0-Erfolg in Davos. Notabene mit einem Ex-Bieler-Verteidiger-Duo.

Lob für seine Truppe: Tigers-Trainer Heinz Ehlers ist mit dem Saisonstart zufrieden, ausser mit dem Resultat des Heimspiels gegen Ambri. Keystone

Beat Moning

Nein, das könne Langnau nun wirklich nicht tun. Den Rekordmeister derart demütigen, König Arno Del Curto in dessen Wohnzimmer auf diese Art und Weise vom Thron zu stürzen. 7:0-Sieg in Davos. «Wir fokussieren uns auf uns», sagt Langnau-Verteidiger Claudio Cadonau dazu lakonisch, und im Hinblick darauf, dass heute mit Biel der Leader in die «Höhle des Tigers» kommt. Doch eines ist gewiss: Der Sieg in den Bündner Bergen hat dem Emmentaler Dorfklub das Selbstvertrauen gestärkt, nachdem es tagszuvor am Freitagabend beim 0:2 daheim gegen Ambri noch gelitten hatte. «Ich bin mit den Auftritten meiner Mannschaft sehr zufrieden. Auch gegen die Tessiner haben wir besser gespielt, nur die Tore nicht geschossen», sagt der in Biel wohnhafte dänische Nationaltrainer Heinz Ehlers, der Hoffnungsträger der Langnauer, das Team nach dem Wiederaufstieg wieder in die Playoffs zu führen. Davon will der Bieler Aufstiegstrainer von 2008 allerdings nichts hören. «Die Entwicklung der Mannschaft gefällt mir durchaus, auch haben wir eine gute Mannschaft zusammengestellt.» Dann hört Ehlers, beim Blick auf die Konkurrenz, mit den Lobeshymnen auf. Vor dem Match gegen Biel sagt er kurz: «Wir brauchen einen Supertag, Biel einen schlechten. Dann haben wir, wenn die Disziplin stimmt, gute Chancen.»

Heinz Ehlers baut auf Disziplin, auf eine starke Einheit im defensiven Bereich. Zwei ehemalige Biel-Verteidiger tun das Ihrige dazu bei: Claudio Cadonau, zwischen 2013 und 2015 in Biel sowie Anthony Huguenin, der zwischen 2011 und 2013 sowie 2015 bis zu Beginn der Saison 2016/17 die Bieler Farben getragen hatten. Der Blick zurück: eine wertvolle Erfahrung. Dass der Neuenburg-Jurassier Huguenin, inzwischen mit langen, blond gefärbten Haaren, in Langnau für viel Wind sorgt, kommt für Ehlers nicht überraschend. «Er hat sehr viel Potenzial und er arbeitet sehr hart dafür, dieses auszuschöpfen.» Der 26-Jährige spricht zwar ein bisschen besser Deutsch als zu seiner Biel-Zeit, «aber ich verstehe mich mit Claudio sehr gut. Wir kommunizieren in Französisch oder Englisch miteinander.»

In der Tat spielen die beiden so unterschiedlichen Spielertypen, die in der Garderobe den Platz nebeneinander haben, erstmals gemeinsam zusammen, bilden sogar ein Verteidiger-Paar. «Wir harmonieren gut», sagt Huguenin, der kürzlich seinen Vertrag um zwei weitere Jahre bis 2021 verlängern konnte. Der eine links schiessend, der andere rechts, der eine eher kampfbetont, der andere technisch. «Ja, das passt, sagt auch Cadonau. «Er arbeitet unglaublich viel für das Team, spielt einfach und eigentlich bin ich wirklich überrascht, wie er sich zurechtfindet», so Ehlers. Der Däne hat den 30-Jährigen in Langenthal erlebt und ihn von da nach Langnau geholt. «Ich hoffte zwar, dass mir dieser Schritt nach drei Jahren noch gelingen wird, aber wirklich gerechnet habe ich damit nicht mehr», sagt Cadonau rückblickend. Froh darüber, noch einmal diese Chance zu erhalten, nach dem er zuvor bei 150 Spielen in der höchsten Liga stehen geblieben war. «Ich habe die Umstellung relativ schnell geschafft», sagt der Zürcher.

So geht es also mit dem Verteidiger-Duo Huguenin-Cadonau gegen Biel um einen Spitzenplatz. «Wir bekommen es mit einem starken Team zu tun, das sich in den letzten Jahren stets steigern konnte», sagen die beiden unisono. «Bleiben wir defensiv solid, haben wir gute Chancen. Vorne erhält man immer wieder seine Chancen», so Cadonau.

 

Wird der Kanton Bern wieder zur Hochburg?
Es sind nicht mehr die gleichen Voraussetzungen wie noch vor 40 Jahren. Doch mit einem Sieg heute über Biel könnte Langnau zu den Seeländern aufschliessen. Da auch der SCB, der erst morgen in Genf antreten wird, vorne klassiert ist, könnten die drei Berner die ersten drei Plätze einnehmen. Das wäre historisch und letztmals im November 1978 der Fall gewesen, als am Ende Bern vor Biel und Langnau Meister wurde. Ab 1980 griff Arosa in die Berner Phalanx ein, später stiessen Davos, Freiburg und Kloten hinzu, als die mageren Berner Jahre ihren Anfang nahmen. So präsentierte sich die Schlussrangliste während den drei Bieler Meisterjahren:

1975/76: 1. Langnau, 2. Biel, 3. Bern. Biel hätte mit einem abschliessenden Sieg in Langnau selber Schweizer Meister werden können.
1976/77: 1. Bern, 2. Langnau, 3. Biel.
1977/78: 1. Biel, 2. Langnau, 3. Bern. Der SCB siegte zum Abschluss in Langnau und kürte Biel so zum ersten Titel.
1978/79: 1. Bern, 2. Biel, 3. Langnau.
1979/80: 1. Arosa, 2. Bern, 3. Davos, 4. Biel, 5. Langnau. Biel verlor das letzte Spiel daheim gegen Arosa 0:3. Statt Meister resultierte Platz 4.
1980/81: 1. Biel, 2. Arosa, 3. Bern, 4. Freiburg, 5. Langnau.
1981/82: 1. Arosa, 2. Davos, 3. Kloten, 4. Langnau, 5. Freiburg, 6. Biel. Bern stieg in dieser Saison ab.
1982/83: 1. Biel, 2. Freiburg, 3. Davos, 4. Arosa, 5. Langnau, 6. Lugano. bmb

 

Schmutz und Dufner sind angeschlagen
Beim EHC Biel pausierten gestern Julien Schmutz und der leicht am Rücken angeschlagene Mauro Dufner. Beide sind zumindest für heute Abend fraglich. So trainierte Sataric an der Seite von Fey und im Sturm nahm Tschantré den Platz in der Linie mit Neuenschwander und Lüthi ein. Suleski und Petrig sind weiterhin mit Ajoie im Einsatz. Hügli kehrt ins Line-up zurück, Tanner könnte 13. Stürmer sein, sollte Schmutz passen müssen.

Bei den Langnauern lässt Trainer Heinz Ehlers die Torhüterfrage zumindest öffentlich offen. Nach dem 7:0 in Davos dürfte erneut Ciaccio im Tor stehen. Ehlers: «Ich habe in beide Goalies das gleiche Vertrauen.» Verletzt sind zwei Ex-Bieler: Thomas Nüssli musste sich erneut an einem Wirbel operieren lassen und wird länger ausfallen. Auch Emanuel Peter hat Probleme. Insider sagen, dass beide Spieler möglicherweise in dieser Saison gar nicht mehr zum Einsatz kommen werden. bmb