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Bieler Lauftage

«Warum nicht?» – Olympia-Silbergewinner läuft den Hunderter

Der Curler Martin Rios nimmt morgen den Hunderter in Angriff. Bereits achtmal hat 
der Olympia-Zweite den Lauf beendet, 
nur einmal musste er aufgeben.

Der Curler Martin Rios wagt sich morgen auf den Asphalt. Bild: Keystone

Nervös sei er nicht, sagt Martin Rios. «Viel Zeit, mich vorzubereiten, hatte ich aber nicht.» In den letzten Wochen war der Olympia-Silbergewinner im Curling damit beschäftigt, für die Prüfungen im Rahmen seiner Trainerausbildung zu lernen. Ob er bestanden hat, weiss Rios noch nicht. Vorerst hat er ein neues Ziel im Kopf: Morgen um 22 Uhr steht Rios beim Kongresshaus in Biel am Start des Hunderters – bereits zum zehnten Mal.

Neunmal ist der in Biel wohnhafte Glarner beim berühmt-
berüchtigten 100-Kilometer-Lauf gestartet, achtmal hat er ihn auch beendet. Nur einmal musste Rios aufgeben. Dabei fehlten ihm damals nur noch zehn Kilometer bis ins Ziel. «Die Schmerzen waren so stark, dass es einfach nicht mehr ging», erinnert sich Rios. Es hatte die Nacht hindurch stark geregnet, Rios rutschte in den Schuhen hin und her, Blasen bildeten sich. «Irgendwann war alles voller Blut.» Rios ist bekannt für seinen starken Willen. Wenn nötig überschreitet er die körperlichen Grenzen, um seine Ziele zu erreichen. Doch bei dieser einen Teilnahme konnte er sich nicht mehr aufraffen. Kurz vor der 90-Kilometer-Marke drehte er um und humpelte knapp einen Kilometer zurück, wo er abgeholt werden konnte.

Warum er sich die Belastungen Jahr für Jahr antut? «Warum nicht?», gibt er trocken zurück. «Nie ist eine Dusche schöner als nach dem Hunderter.» Zudem kann es sich Rios leisten, nach dem Lauf entspannt die Füsse hochzulagern. Seine Curlingsaison beginnt erst Ende Juli.

Wer ihn heuer in der «Nacht der Nächte» auf dem Velo begleitet, ist offen. Möglich, dass er die Strecke alleine in Angriff nimmt. Möglich ist aber auch, dass seine Teampartnerin Jenny Perret ihn unterstützen wird. Das hat sie in vergangenen Jahren auch schon gemacht. Eine bestimmte Zeit strebt Rios derweil nicht an. «Auf dem Hunderter passiert immer so viel, dass ich im Voraus nie sagen kann, wie schnell ich sein werde.» Seine bisherigen Laufzeiten variieren zwischen 12 und 19 Stunden.

Bisher hat Rios den Hunderter mehrheitlich unerkannt absolviert. Da er sich im Winter ins Rampenlicht gespielt hat, dürfte sich dies heuer ändern. Dazu habe er sich keine Gedanken gemacht, so Rios: «Es ist ja mitten in der Nacht. Ich denke nicht, dass ich oft angesprochen werde.» Etwas hat ihm die Olympia-Silbermedaille bereits eingebracht: Nach neun Teilnahmen ist Rios zum ersten Mal von den Organisatoren eingeladen worden. leh