Sie sind hier

Abo

Schwingen

Wiedergenesener Gnägi besteht die Hauptprobe für das Unspunnenfest

Florian Gnägi hat auf der Schwägalp bei seinem Comeback ein positives Fazit gezogen. Eine gelungene Hauptprobe für das Unspunnenfest zeigte auch Philipp Roth in Oberwil.

Erfolgreiches Comeback: Der Aarbeger Florian Gnägi (oben) legt im ersten Gang den Glarner Roger Rychen auf den Rücken. Bild: Keystone

Drei von vier Seeländer Teilnehmern am Unspunnenfest vom kommenden Sonntag in Interlaken haben ihre Form unter Beweis gestellt. Nur Christian Stucki, für den der Schwägalp-Schwinget das einzige Bergkranzfest ist, das er noch nie gewinnen konnte, bleibt in den Wochen vor dem Saisonhöhepunkt gänzlich ohne Ernstkampf.

 

«Reine Vorsichtsmassnahme»
Am Mittwochabend tauchte das Seeländer Aushängeschild im Schwingtraining auf, musste sich dann aber an der Hüfte behandeln lassen. «Nichts Schlimmes», gab der technische Leiter des Seeländischen Schwingverbandes, Christian Lanz, Entwarnung. Dennoch verzichtete Stucki ein paar Tage später auf die Teilnahme auf der Schwägalp, nachdem er schon den Bözingenberg- und Engstlig-Schwinget sausen gelassen hatte. «Eine reine Vorsichtsmassnahme», so Lanz, der für das grosse Fest in Interlaken wieder voll auf den 32-jährigen Lysser zählt.

Seine gesundheitlichen Probleme definitiv überwunden hat Florian Gnägi, der zusammen mit Dominik Roth aus Meikirch das Seeland am Fusse des Säntis vertrat. Für beide waren die gestrigen Kämpfe auf der Schwägalp gegen starke Konkurrenten ein willkommener Härtetest. Gnägi zeigte sich am Ende hochzufrieden. «Vor allem nach der ganzen Vorgeschichte», so Gnägi, der erstmals seit dem Innerschweizerischen am 2. Juli in Alpnach, wo er sich gleich im ersten Gang gegen Philipp Laimbacher das Knie verdreht hatte, wieder in einer Schwing-Arena kämpfte.

 

Solide Vorstellung
Vier Siege, darunter zwei gegen die beiden Eidgenossen Roger Rychen zum Auftakt und Beni Notz zum Abschluss, notierte der 29-jährige Aarberger gestern auf der Schwägalp. Einzig gegen den späteren Festsieger Daniel Bösch wurde Gnägi auf dem falschen Fuss erwischt. Der Seeländer liess sich durch einen Fussstich des aktiveren Schwingers, der zuvor schon einige Angriffe gewagt hatte, auf den Rücken legen. Doch auch die anderen Spitzenschwinger hatten gegen den sich in einer ausgezeichneten Verfassung präsentierenden St. Galler wenig zu bestellen. Insofern war die Niederlage verschmerzbar.

Ohne Schmerzen konnte Gnägi die Kämpfe bestreiten. «Das Knie ist wieder voll belastbar», freute sich der Routinier. Er sei froh, wieder mit vollem Einsatz und ohne Angst vor einer falschen Bewegung kämpfen zu können. Auch wenn sich natürlich in der einen oder anderen Situation die fehlende Wettkampfpraxis bemerkbar gemacht habe. «Heute konnte ich aber neues Selbstvertrauen gewinnen und freue mich jetzt auf das Unspunnenfest.»

 

Gnägis 82. Kranzgewinn
Der Lohn für seine gute Leistung auf der Schwägalp war sein vierter Kranzgewinn in dieser durch die Verletzung abrupt unterbrochenen Saison und der insgesamt 82., den er sich im sechsten Gang mit einem sicheren Auftritt gegen den Thurgauer Notz redlich verdient hat. Locker verliess er das Sägemehl, erfüllte den Autogrammwunsch eines jungen Fans mit seiner gefragten Unterschrift auf dessen Cap und überliess die Arena den Allerbesten.

 

Enttäuschter Dominik Roth
Seinen fünften Kranz in dieser Saison verpasste Dominik Roth um 1,5 Punkte, womit auch ein Sieg im letzten gestellten Gang gegen den Freiburger Steven Moser nicht für die Auszeichnung gereicht hätte. «Ich habe mir heute mehr erhofft», sagte der Meikircher, der beim Anschwingen dem Eidgenossen Beni Notz einen Gestellten abringen konnte. Neben zwei Siegen und zwei weiteren Gestellten gab es im Rennen um die Kränze noch die folgenschwere Niederlage gegen den Eidgenoss Samuel Giger. «Ich bin nicht zufrieden und kann mehr. Am Unspunnen will ich ohne Druck und Erwartungen auftreten und mein Bestes geben.»

 

Philipp Roth im Schlussgang
Einen anderen Vorbereitungswettkampf für das Unspunnenfest bestritt sein ältester Bruder Philipp Roth. Am Fraumatt-Schwinget in Oberwil, das letztes Jahr Stucki gewonnen hatte, erreichte er den Schlussgang gegen den Aargauer Christoph Bieri. Nur ein Sieg hätte Roth den Festerfolg gesichert. Die beiden Eidgenossen gingen aber zu wenig offensiv ans Werk und neutralisierten sich gegenseitig. Vom Gestellten profitierte schliesslich der Zuger Marcel Bieri, der sich im Baselland von den rund 2000 Zuschauern auf den Schultern seiner Klubkollegen feiern liess.

Trotz des verpassten Erfolgs sprach der Gesamtdritte aus Biberist von einem gelungenen Wettkampf. «Ich bin zufrieden, denn die Formkurve vor dem Unspunnenfest stimmt», sagte der Seeländer Schwinger. Natürlich hätte er gerne den Tagessieg geholt. «Allerdings ist es immer schwierig, wenn man auf jemanden trifft, gegen den man vorher noch nie gekämpft hat. Vor allem, wenn es sich um einen solch unbequemen Gegner handelt. In diesen Situationen gibt es oftmals zuerst ein Abtasten.» Gleichwohl musste sich Roth den Vorwurf gefallen lassen, im entscheidenden Moment nicht mit letzter Konsequenz den Sieg gesucht zu haben.

 

Robin Roth bei den Leuten
«Für das Unspunnen fühle ich mich jedenfalls bereit», sagte der älteste der drei Roth-Brüder. «Ich werde mir vornehmen, konsequenter und auf Sieg zu kämpfen.» Am Fraumatt-Schwinget gab es für ihn nebst drei Siegen noch drei Gestellte. Eine gute Leistung zeigte auch der Jüngste des Trios, Robin Roth, der nicht für das Unspunnenfest selektioniert ist. Auf Rang 5 blieb er in Tuchfühlung mit der Spitze und wurde nur einmal bezwungen.

Im Mittelfeld klassierten sich der Lüscherzer Mike Dubler, der Aarberger David Schwab und der Rapperswiler Stefan Rubi. Dahinter folgten mit Sandro Wyss und Reto Bönzli die weiteren Seeländer. Sie werden am Sonntag nicht im Sägemehl stehen und ihren Kollegen Stucki, Gnägi, Philipp und Dominik Roth die Daumen 
drücken. Francisco Rodríguez