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Curling

Zweite Olympia-Teilnahme ist ganz nahe

Jenny Perret und Martin Rios haben sich bei der WM-Qualifikation in Biel gegen Briar Hürlimann und Yannick Schwaller durchgesetzt – mit 3:0 überraschend deutlich. Nun fehlt noch ein Schritt bis zum nächsten Olympia-Abenteuer.

Jenny Perret und Martin Rios (links im Bild) haben alle drei Spiele gegen Briar Hürlimann und Yannick Schwaller gewonnen. Bild: Yann Staffelbach/Bieler Tagblatt

Michael Lehmann

«Come on!» Martin Rios ballt die Faust und sagt es beim Verlassen des Eises nochmals ein wenig leiser: «Come on.» Er weiss, dass möglicherweise eine Vorentscheidung gefallen ist. Nach einem perfekten Stein von Partnerin Jenny Perret hat das Duo erneut drei Punkte geholt und führt zur Spielhälfte der dritten Begegnung gegen Solothurn (Briar Hürlimann, Yannick Schwaller) mit 6:2. Da Perret und Rios bereits die ersten beiden Duelle gewinnen konnten, sind sie ganz nahe an der vorzeitigen Entscheidung der Best-of-5-Serie.

«Auch ich freute mich», sollte Jenny Perret nach der Partie sagen. «Allerdings ist selbst eine solche Führung im Mixed Doubles schnell aufgeholt. Deshalb war es wichtig, nicht nachlässig zu werden.» Das wurden Perret und Rios auch nicht. Souverän verwalteten sie den Vorsprung bis zum Schluss und entschieden die Serie der Schweizer Meister von diesem (Solothurn) und letztem Jahr (Glarus) mit 3:0 überraschend klar für sich.

Damit werden die Seeländerin und der Glarner im Frühling die Weltmeisterschaft bestreiten, was alleine bereits ein schöner Erfolg wäre. Perret und Rios bietet sich aber auch die Chance, sich das Ticket für die Olympischen Spiele vom nächsten Jahr in Peking zu sichern. Dafür braucht es an der WM das Erreichen der Viertelfinals. Es wäre die zweite Teilnahme nach dem Silbergewinn von 2018 in Pyeongchang.

Grosse Worte, auf die Taten folgten
Mit der WM-Qualifikation kommen die Silbergewinner von Pyeongchang dem Ziel näher, das sie vor ziemlich genau drei Jahren formuliert haben: Wir machen weiter, weil wir bei den nächsten Winterspielen Gold holen wollen.

Grosse Worte, denen aber auch Taten folgten. Denn im Kampf um die Poleposition, die Perret und Rios hinsichtlich Olympia nun innehaben, mussten sie mehrere starke Gegner hinter sich lassen. Der Schweizer Verband hatte nämlich beschlossen, dass – anders als noch 2018 – Curlerinnen und Curler in zwei Disziplinen bei Olympia antreten dürfen. Sogleich nahmen praktisch sämtliche Topathleten aus den Viererteams die zusätzliche Möglichkeit wahr, um eine Teilnahme am prestigeträchtigsten Wettkampf im Curling zu wetteifern.

Perret und Rios, die im Vierercurling nie die ganz grossen Erfolge feiern konnten, liessen sich von der zusätzlichen Konkurrenz nicht beirren und holten vor einem Jahr einmal mehr den Schweizer-Meister-Titel. Die WM konnten sie wegen Corona jedoch nicht bestreiten.

Die Pandemie beeinflusste auch diese Saison. Vor der Schweizer Meisterschaft im Januar wurden fast alle Turniere abgesagt. Perret und Rios kamen nie richtig in Fahrt und verpassten die Halbfinal-Qualifikation. Briar Hürlimann und Yannick Schwaller aus den Vierer-Topteams Oberwallis und Bern Zähringer gewannen den Titel und sicherten sich so das Duell um die WM-Teilnahme.

Steigerung dank Spielpraxis
Hürlimann und Schwaller sind eines jener Duos, das sich nach dem bereits erwähnten Verbandsentscheid gebildet hat. Viele Wettkämpfe haben sie in der Disziplin noch nicht bestritten. «Die etwas grössere Erfahrung hat am Schluss wahrscheinlich den Unterschied gemacht», sagt Jenny Perret. «Das und dass wir jeweils zu Topform auflaufen, wenn es wirklich darauf ankommt.» Tatsächlich präsentierten sich Perret und Rios in allen drei Partien etwas präziser und in den entscheidenden Momenten abgeklärter als ihre Gegner. Vor allem bei ihren letzten Steinen bewies die 29-Jährige die ihr mehrfach nachgesagte Nervenstärke.

Bereits an der Schweizer Meisterschaft konnten Perret und Rios die Solothurner bezwingen – notabene als einziges Team –, die Konstanz fehlte jedoch. Die Steigerung erklärt sich die Sutzerin mit eben jenen Einsätzen an der Schweizer Meisterschaft. «Wir sind einTeam, das den Ernstkampf braucht. Training allein genügt uns nicht. Noch immer waren wir während einer Saison imstande, uns von Wettkampf zu Wettkampf zu steigern. Die Partien an der SM haben uns definitiv gutgetan.»

WM wahrscheinlich Mitte Mai
Bei der grossen Freude über die gelungene WM-Qualifikation geht fast unter, dass deren Durchführung noch gar nicht sicher ist. Es wurde noch nicht einmal ein Austragungsort auserkoren. Allerdings stimmen Perret die Entwicklungen (siehe auch Infobox) zuversichtlich. Denn mittlerweile ist zumindest ein Zeitpunkt festgelegt worden: Der Verband möchte die WM vom 16. bis 23. Mai durchführen. Beim Austragungsort wird Aberdeen (Schottland) hoch gehandelt.

Ganz unabhängig davon wird Jenny Perret diese Woche eine Eis-Auszeit nehmen und den Erfolg geniessen. Dann folgt die Vorbereitung, um auch noch den letzten Schritt in Richtung Peking zu machen.

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Verband findet Ersatztermin für die Frauen-WM
Gute Nachrichten für die Bielerin Melanie Barbezat vom Team Aarau, das sich vor zwei Wochen für die WM qualifiziert hat: Der Weltverband hat einen Ersatztermin für das zwischenzeitlich abgesagte Turnier gefunden. Es soll vom 30. April bis 9. Mai im kanadischen Calgary stattfinden. Dort wird Anfang April auch die WM der Männer durchgeführt. Dazwischen finden die renommierten Grand-Slam-Turniere statt. So wird ausgenutzt, dass sich die Teams bereits in einer «Bubble» befinden, sich also nicht erneut in Isolation begeben müssen. Ursprünglich hätte die WM in Schaffhausen stattfinden sollen. Sie wurde jedoch wegen der Coronapandemie abgesagt.