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Eishockey

«Alle zwölf Klubs müssten mitmachen»

Der EHC Biel hat Kurzarbeit für die 1. Mannschaft beantragt. Ob diese genehmigt wird, ist offen. Ebenso, wie es um die Akzeptanz im Team steht. Geschäftsführer Daniel Villard blickt der nächsten Saison jedenfalls mit Sorgen entgegen.

Daniel Villard. copyright: Matthias Käser/a

Interview: Moritz Bill

Daniel Villard, am Freitag hat das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco die Ausnahmeregelung beschlossen, dass auch für befristete Arbeitsverhältnisse Kurzarbeit angemeldet werden kann. Inwiefern hilft das dem EHC Biel? Der Grossteil der Spieler und Trainer dürfte das maximale Jahressalär von 148 200 Franken überschreiten, das von der Arbeitslosenkasse gedeckt wird.
Daniel Villard: Das hilft uns trotzdem in einem gewissen Rahmen. Die Lohnsumme des Fanionteams ist unser grösster Kostenblock. Aber wir müssen das erst noch im Detail evaluieren. Das ist alles frisch, bis jetzt haben wir noch nichts Schriftliches erhalten mit den genauen Bestimmungen.

Hat die Klubführung bereits bei der Mannschaft nach Akzeptanz für Kurzarbeit gefragt? Der Arbeitnehmer muss ja sein Einverständnis geben.
Nein. Zum einen sind die neu geltenden Bestimmungen erst am Freitag kommuniziert worden. Zum anderen müssen wir wie gesagt abwarten, ob unser Antrag auch tatsächlich genehmigt wird. Rein spekulativ in die Runde zu fragen macht keinen Sinn.

Würde denn zur Debatte stehen, dass der Klub die Differenz zwischen dem Maximalbetrag und dem Rest der Lohnsumme begleicht?
Auch das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten. Es ist einfach noch zu vieles unklar.

Christian Constantin hat den Spielern fristlos gekündigt, die sich nicht sogleich für Lohneinbussen ausgesprochen haben. Was halten Sie davon?
Vorab: Der Schweizer Fussball unterscheidet sich bezüglich Spielermarkt fundamental vom Eishockey. Überspitzt gesagt, kann der FC Sion bereits morgen ein neues Kader mit Spielern von weiss ich woher zusammenstellen. Im Eishockey sind die Möglichkeiten deutlich begrenzter. Grundsätzlich stellt sich natürlich die Frage, ob das rechtlich standhält. Jedoch ist Herr Constantin bekannt dafür, diesbezüglich einen langen Schnauf zu haben. Das ist seine Taktik.

Man könnte sein Vorpreschen auch als ein Zeichen an die Spieler deuten, dass diese nicht auf einem anderen Planeten leben würden und die Krise nun mal alle betrifft.  
Ich glaube nicht, dass die Spieler das denken. Was unser Team betrifft, habe ich das Gefühl, dass Bereitschaft vorhanden ist. Und wir müssen auch ehrlich sein und mögliche Szenarien in Betracht ziehen, die vielleicht auch die Saläre der kommenden Saison betreffen. Niemand weiss, wie lange die Krise andauert und wie gross der daraus entstehende Schaden sein wird.

Sie meinen damit, dass die Fortsetzung vieler Sponsoring-Deals in der Schwebe hängt.
Ja, das Hauptproblem ist nicht die soeben zu Ende gegangene Saison, diese werden wir zwar mit einem noch zu kalkulierenden Minusbetrag abschliessen, doch das werden wir verkraften können. Das langfristige Ausmass des Schadens ist aber völlig offen und könnte extrem gross sein. Was geschieht mit den Grosssponsoren, was mit dem TV-Vertrag? Zudem wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht, wie sich die Krise auf den Absatz der Saison-Abonnemente niederschlagen wird.

Haben sich schon Sponsoren oder Donatoren gemeldet?
Ja. Einerseits erhielten wir positive Rückmeldungen. Andererseits gab es auch Signale in die andere Richtung, was ich vollkommen verstehe. Diese Firmen können, gleich wie wir, die Folgen noch nicht abschätzen. Das Sponsoring hätte dann je nachdem keine Priorität.

Gibt es Bestrebungen aller Klubs nach einem solidarischen, gemeinsamen Weg?
Auch für das ist es noch zu früh. Doch wenn die Folgeschäden dermassen einschneidend sein würden, dass jeder Klub in etwa gleich stark betroffen wäre, müssten alle gleich handeln. Wenn beispielsweise nur wir unsere Mannschaft nach einem Entgegenkommen fragen würden, brächte das nichts. Das funktioniert nur, wenn alle zwölf Klubs mitmachen. Ansonsten würde es zu Spielerabwerbungen kommen.

Könnte die Coronakrise die Lohntreiberei bremsen?
Diese Hoffnung habe ich. Eine gewisse Entspannung täte dem Markt gut. Doch wie langfristig das anhalten würde, ist eine andere Frage.

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