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Eishockey

Auch in guten Zeiten schottet er sich ab

Joren van Pottelberghe bringt die Gegner des EHC Biel zum Verzweifeln. Seit fast zweieinhalb Spielen hat er keinen Puck mehr reingelassen. Dieser starke Saisonstart ist auch auf ein paar Veränderungen zurückzuführen.

Er hält, und hält, und hält: Joren van Pottelberghe blieb zuletzt in zwei Spielen hintereinander ohne Gegentor. copyright: Matthias Käser/BT
Moritz Bill
 
Wer hört oder liest nicht gerne Gutes über sich selbst? Auch selbstlose Zeitgenossen wissen ab und an Lob und Anerkennung zu schätzen. Es wäre also nichts als verständlich, würde Joren van Pottelberghe zurzeit Zeitungsartikel und TV-Berichte regelrecht aufsaugen. Denn der Goalie des EHC Biel surft mit seinem Team bekanntlich auf einer gewaltigen Erfolgswelle. Doch der 24-Jährige bleibt auch in diesen guten Zeiten seinen Prinzipien treu: Er liest und schaut nichts, was mit dem EHCB zu tun hat. Noch nicht einmal die Tabelle habe er sich nach den sieben Siegen angeschaut, beteuert van Pottelberghe. Nach seinem Wechsel ins Seeland hatte er seinen Medienverzicht an dieser Stelle mit einer potenziellen Ablenkung erklärt, die ihn in der Vorbereitung stören könnte. 
 
Schade, über seine Person gibt es einiges an Erfreulichem zu lesen: Zuletzt hat er zweimal das ganze Spiel dicht gehalten. Zwei Shutouts hintereinander hatte van Pottelberghe zwar schon in der Vorbereitung am Dolomiten-Cup geschafft, in der Meisterschaft ist ihm das zuvor aber noch nie geglückt. Auch im Vergleich mit der Konkurrenz ist «JVP» aussergewöhnlich weit oben klassiert: Kein anderer Torhüter erhält weniger Gegentore pro Match (1,66), seine Fangquote gehört zu den Besten der Liga (94,15 Prozent) und ist vor allem höher als jene von Leonardo Genoni, Tobias Stephan oder Reto Berra. Und weil er gegen Freiburg schon im Mitteldrittel das dritte und letzte Gegentor kassiert hatte, ist er nun seit 145 Spielminuten unbezwungen. 
 
Auch wenn sich die Eishockey-Fachwelt über die kaum zu überschätzende Wichtigkeit eines guten Goalies einig ist, bleibt van Pottelberghe bescheiden und schreibt den aktuellen Erfolg dem ganzen Team zu. Natürlich, das gehört sich so im Mannschaftssport. Doch wer sich in diesen Wochen des Höhenflugs im Kosmos des EHC Biel bewegt, bekommt sie immer wieder zu Ohren, die Huldigung dieser «speziell guten Stimmung» in der Garderobe. Sie dürfte tatsächlich einen grossen Einfluss auf die Leistung jedes Einzelnen und somit eben auf die ganze Equipe haben. Van Pottelberghe sagt es so: «Die Stimmung bleibt immer ausgeglichen, fällt nie in ein übertriebenes Hoch oder Tief. Auch wenn Spieler verletzt ausfallen, springt einfach ein anderer ein und übernimmt Verantwortung.» Hilfreich ist natürlich das Selbstvertrauen, das mit jedem weiteren Sieg wächst, aber nicht in eine Überheblichkeit verkomme, wie van Pottelberghe sagt.
 
Planung weit im Voraus
Dass der schweizerisch-belgische Doppelbürger einen so guten Saisonstart hingelegt hat, könnte auch mit dem Sommertraining zu tun haben. Goalietrainer Marco Streit und Athletiktrainer Thomas Zamboni stellten gemeinsam mit van Pottelberghe ein spezifisches Programm zusammen, um zum Beispiel an der Schnelligkeit und Ausdauer zu arbeiten. «Das konnten wir gut umsetzen und ich habe schon nach diesen ersten Spielen bemerkt, dass sich das auszahlt», sagt van Pottelberghe. Zudem ist diese Saison die Planung der Einsätze klarer festgelegt. «Letztes Jahr war manchmal zu lange unklar, wer wann spielt.» Nun steht das schon rund zwei bis drei Wochen im Voraus fest. «Das erlaubt mir beispielsweise ein gezieltes Krafttraining, weil ich genau weiss, wie viel Zeit zur Erholung mir bis zum nächsten Einsatz bleibt.» 
 
Goaliecoach Streit ergänzt: «Natürlich werden wir spontan Anpassungen vornehmen, sollte die Belastung in einem Match extrem hoch ausfallen. Auch stehen wir immer im Austausch und reagieren, wenn einer der Goalies zum Beispiel über schlechten Schlaf oder dergleichen klagt, was die Reaktionszeit beeinträchtigen könnte.» Für die aktuelle Doppelrunde heute in Bern und morgen daheim gegen Langnau wird voraussichtlich beide Male die heisse Nummer 1 zwischen den Pfosten stehen. Auch, weil die Belastung sich am Dienstag mit 23 Schüssen in Grenzen hielt und so drei Spiele innert fünf Tagen machbar scheinen. 
 
Goalies gegen Stürmer
Und falls nötig, steht mit Elien Paupe eine Nummer 2 bereit, die bei ihrem ersten Einsatz in Lugano bewies, dass sie eine würdige Vertretung sein kann. «Wir haben eine gesunde Competition», sagt van Pottelberghe. «Wir pushen uns gegenseitig. Und vor allem verbünden wir uns im Training gegen die Stürmer wie Brunner oder Sallinen, die uns nur zu gerne bezwingen. Wenn einer von uns eine tolle Parade zeigt, jubeln wir Torhüter umso fanatischer.» Diese Sticheleien sind während der Trainings immer wieder zu beobachten und sind ein weiterer Beweis für den vielgepriesenen Teamgeist. 
 
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Heute mit Trettenes?

An der Verletzungsfront zeichnet sich noch keine Entspannung ab. Haas und Hofer fallen bekanntlich langfristig aus, doch auch Cunti (Kopfverletzung) wird wohl dieses Wochenende noch nicht zurückkehren. Hischier klagt über Kopfschmerzen und trainierte gestern nicht, ob er heute oder morgen schon einsatzfähig ist, ist fraglich. Fey und Tanner sollten nächste Woche zurückkommen. 
Um die Lücken zu füllen, kommen weitere Junioren oder Spieler vom Partnerteam La Chaux-de-Fonds infrage, das heute spielfrei ist. Eine Möglichkeit ist Mathias Trettenes. Der Norweger spielte schon letzte Saison sechs Matches mit Biel und dürfte als fünfter Ausländer eingesetzt werden.   bil

 

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