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EHC Biel

Biel zeigt endlich sein Playoff-Gesicht

Der EHC Biel hat den Tritt gefunden und weist nach dem 3:1-Sieg in Ambri als Tabellenfünfter vier Zähler Vorsprung auf den Strich auf. Gefragt sind weitere Punkte im morgigen Heimspiel gegen Zug.

Die Entscheidung: Biels Stürmer Mike Künzle in der Valascia Ambris Torhüter Daniel Manzato kurz vor Schluss zum 3:1. Bild: Keystone

Francisco Rodríguez

Gross war die Erleichterung beim EHC Biel. Die Siege gegen die SCL Tigers sowie 24 Stunden später in Ambri beendeten im richtigen Moment die Durststrecke und verhinderten den erstmaligen Fall unter den Playoff-Strich. «An diesem Wochenende ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen», bemerkte Biels Captain Mathieu Tschantré. «Wir hatten schon in den letzten paar Wochen neben dem Eis viel miteinander gesprochen. Jetzt haben die Lösungsansätze endlich gefruchtet.»

Disziplin und Leadership
Abgestellt habe man die vielen Undiszipliniertheiten, die in den letzten Monaten Unruhe ins Team gebracht und die Konzentration gestört hätten. Jeder sollte wieder konsequent seine ihm zugeteilte Aufgabe erfüllen und sich dabei zu keinen unnötigen Strafen hinreissen lassen. Im Weiteren ging es um das Thema Leadership. «Es kann nicht sein, dass immer nur die zwei, drei gleichen Leute die Verantwortung übernehmen und für Stimmung und Leben im Team sorgen, denn mit der Zeit verpufft die Wirkung», sagte Tschantré. «Die Initiative muss von allen aus kommen. Es braucht mehr Charakterstärke, speziell auch dann, wenn es einem mal nicht nach Wunsch läuft. Wir waren oftmals zu lethargisch. Es wurde zu viel herumgeschaut und von den anderen eine Reaktion erwartet, anstatt selber aktiv zu werden», so Tschantré. «Es hat ein paar Wochen gedauert, um alle Korrekturen anzubringen.»

Das Resultat war am Freitag ab Spielhälfte gegen Langnau und dann vor allem am Samstag bei den heimstarken Leventinern ersichtlich. Mit einigen Ausnahmen hielten sich die Bieler an die Vorgaben, kämpften gemeinsam für das Team und hielten so ihren Gegner gut in Schach. «Das waren gelungene Auftritte, der Prozess ist aber noch nicht abgeschlossen», mahnte Tschantré.

Dies schienen sich beim Blick auf die Tabelle auch Tschantrés Kollegen bewusst zu sein, die mit viel Herz spielten. Drei Wechsel hatte Trainer Antti Törmänen vorgenommen und Petschenig für den jungen Moser, Schmutz für Lüthi sowie den US-Amerikaner Earl für den Finnen Kärki gebracht. Die Massnahme war nicht aus Leistungsgründen getroffen worden, sondern einzig mit dem Zweck, den diesmal Überzähligen eine Verschnaufpause zu gewähren und frische Kräfte ins Team zu bringen. Earl, der am 19. Januar im Spiel gegen Davos eine Gehirnerschütterung erlitten hatte und nach Wiedergenesung wegen des guten Debüts von Neuling Kärki weiterhin zuschauen musste, fügte sich sofort wieder ins Kollektiv ein. Offensiv fiel er zwar nicht sonderlich auf, leistete aber wertvolle Defensivarbeit für die Mannschaft und schränkte mit viel Körpereinsatz die Wirkungskreise der Tessiner ein.

Punkte fürs Konto und für die Moral
Alle kämpften, um die entgegen dem Spielverlauf zustande gekommene Führung zu verteidigen (siehe Text unten). «Zum ersten Mal haben wir wohl richtiges Playoff-Eishockey praktiziert», meinte Stürmer Riat. «Nach dem vorangegangenen schlechten Wochenende mussten wir unbedingt eine positive Reaktion zeigen. Diese fünf Punkte tun uns wirklich gut.» Nicht nur, was die sportliche Ausgangslage für die restlichen vier Qualifikationsspieltage betrifft, sondern auch in mentaler Hinsicht. Die Zuversicht ist zurück und die Bestätigung da, wie im Herbst sogar starke Rivalen in die Schranken zu weisen.

«Gegen Ambri haben wir drei solide Drittel gezeigt, was auswärts nicht selbstverständlich ist», sagte Hiller. «Speziell in der Valascia, wo es für alle Gegner äusserst schwierig ist.» Der Bieler Goalie musste gegen die ohne Rücksicht vor Verlusten angreifenden Platzherren einige Schläge einstecken, wurde auch kurz behandelt, blieb aber auf seinem Posten und erwies sich dabei als sicherer Rückhalt. «Ihre Aggressivität hat uns vom ersten Shift an geweckt. Hätten wir nicht entsprechend auf ihr körperbetontes Spiel reagiert, wären wir ohne Chance geblieben. Jetzt wissen wir, wie wir in den folgenden Partien aufzutreten haben.» Am Ende erhielt Hiller die Auszeichnung als bester Bieler Spieler.

Doch eigentlich war der Sieg das Verdienst der ganzen Mannschaft, die endlich ihr Playoff-Gesicht gezeigt hat. Morgen muss nun aber im Heimspiel gegen Zug die Bestätigung folgen, denn auch die Konkurrenz am Strich schläft nicht.

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Bieler überstehen Ambris Startfurioso
Bezüglich Direktbegegnungen sprach die Statistik zwar klar für die Bieler, welche die bisherigen drei Duelle teils deutlich gewonnen hatten. Ambri war aber vor dem Wochenende das Team der Stunde, hatte die drei vorangegangenen Partien in der Valascia für sich entschieden und von den letzten zwölf Heimspielen nur zwei verloren. Im Startdrittel bewiesen die Leventiner von Beginn weg ihre Heimstärke, schossen viel auf das Bieler Tor und versuchten, dem Gegner mit viel Aggressivität den Schneid abzukaufen. Dieser liess sich aber nicht einschüchtern, überstand das Tessiner Startfurioso ungeschoren und bewies in der 16. Minute die in den letzten Wochen schmerzlich vermisste Effizienz. Forster eroberte sich die Scheibe und passte nach vorne zu Pedretti, der sofort schoss. Es war Biels erster Schuss auf das gegnerische Tor, gegenüber 14 von Ambri, dessen Elan nun gebrochen war.

Effizienz und eine grosse Abgeklärtheit legte auch Salmela an den Tag. Von Sataric steil angespielt, liess der Finne mit einem Ausfallschritt seinen Gegenspieler aussteigen und traf mit seinem wuchtigen Schuss genau ins hohe Eck. Dieses 2:0 schien eine kleine Vorentscheidung zu sein, ehe sich aber Biel zu Beginn des Schlussdrittels eine unnötige Strafe durch Sataric leistete. Kubalik, der Führende in der NL-Topskorerwertung, nahm Mass und bezwang via Innenpfosten Hiller. Die Euphorie im mit 5274 gut besetzten alten Kultstadion war auf einen Schlag wieder da. Doch die Gäste blieben abgeklärt, machten die Räume eng und brachten mit ihrer guten Defensivarbeit den Sieg über die Zeit. Schliesslich sorgte Künzle, nachdem er zuvor Pech mit einem Pfostenschuss hatte, für die endgültige Entscheidung. Pouliot kurvte hinter dem Ambri-Tor durch und bediente den am entfernteren Pfosten aufgetauchten Zürcher, der die Aktion eiskalt zum 3:1 für Biel abschloss. fri

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