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Eishockey

«Bis vor kurzem schaute ich keine NHL-Spiele»

Michel Riesen wechselte aus Lyss über Biel zum NHL-Traditionsklub Edmonton Oilers. Gaëtan Haas ist der erste Bieler mit EHC-Wurzeln, der einen Kontrakt unterzeichnen konnte. Notabene im gleichen Verein.

Er wechselt in die NHL: Das BT hat Gaëtan Haas schon mal in ein Oilers-Dress gesteckt.Bild: Keystone/ Fotomontage: Priska Zürcher

Interview: Beat Moning

Es ist einer dieser Zufälle, die das Leben schreibt. 20 Jahre nach Michel Riesen, der schliesslich zu einem Dutzend Partien in der NHL kam und drei Jahre meist in der American Hockey League bei den Hamilton Bulldogs verbrachte, wird auch Gaëtan Haas das Dress der Edmonton Oilers tragen. Er unterschrieb bei den Kanadiern, die auf viele Erfolge und eine grosse Tradition zurückblicken (Wayne Gretzky), einen Einjahresvertrag.

Im Januar legte er mit dem SC Bern und einem neuen Vertrag mit NHL-Ausstiegsklausel die Basis dazu. Die Berner rechneten fortan nicht mehr mit dem Bieler, sicherten sich aber dessen Dienste bei einer vorzeitigen Rückkehr. Schon während der Weltmeisterschaften in der Slowakei wurde klar, dass Haas einen Vertrag in der besten Liga der Welt wird unterzeichnen können. Zuletzt kristallisierte sich Edmonton heraus. Nach Wochen der Verhandlungen und des Abwartens nun diese Nachricht. Das Abenteuer kann beginnen.

Gaëtan Haas, geht für Sie mit der Unterzeichnung eines NHL-Vertrages ein Traum in Erfüllung?
Gaëtan Haas: Kann ich so sagen. Ein Traum wird wahr. Vor drei, vier Jahren schaute ich nicht einmal NHL-Spiele. Ich war konzentriert auf mich und darauf, den Schritt in die Schweizer Nationalmannschaft zu schaffen.

Lange wusste man nicht, wie es mit Ihnen weitergeht?
Die Ungewissheit war gross. Es war sicher nicht schlecht zu wissen, dass ich beim SC Bern hätte bleiben können. Aber wir haben alles unternommen, in der NHL einen Vertrag zu erhalten. Es gab mit Florida und Columbus noch zwei Klubs. Edmonton schien mir und meinem Agenten am besten zu sein. Da rechne ich mir am meisten Chancen aus, ins Team zu kommen. Noch muss ich zwei Papiere unterschreiben, aber seit Freitag ist eigentlich alles klar.

Mit diesem Vertrag besteht aber auch die Möglichkeit, dass Sie in die AHL abgeschoben werden.
Bei den persönlichen Gesprächen mit dem Manager und dem Coach haben wir schon darüber gesprochen, dass ich eher in der NHL spielen werde. Ab und zu mal vielleicht in der AHL. Aber nur in der American Hockey League zu spielen, ist für mich kein Thema. Dann würde ich zum SCB zurückkehren.

Diese Absicherung ist für Sie bestimmt optimal?
War es bis vor Kurzem sicher. Aber jetzt konzentriere ich mich auf die nächste Aufgabe. In meinem Kopf sind nur noch die Edmonton Oilers.

Lohnmässig sind die Unterschiede gewaltig. Zwischen 70 000 Dollar in der AHL und einer Million ist alles möglich. Dazu kommen die hohen Steuern.
Ich muss ehrlich sein. Damit habe ich mich gar nicht so gross beschäftigt. Das Geld spielte in diesen Überlegungen keine Rolle. Ich sah eine Chance, in die NHL zu kommen. Diese Möglichkeit wollte ich beim Schopf packen. Jetzt ist es soweit. Das Geld ist zweitrangig.

Sie waren in dieser Woche noch im Militär und absolvieren ab heute noch einen Trainerkurs. Wie geht es weiter?
Ich bestreite das Sommertraining mit dem SC Bern. Da lege ich das Gewicht auch noch auf jene Stellen, die zuletzt verletzt waren (Hand und Fuss, die Red.). Wenn ich zwischen Mitte und Ende August abfliege, möchte ich topfit sein. Das ist das Ziel.

Nehmen Sie die Freundin gleich mit nach Übersee?
Nein, das ist nicht vorgesehen. Ich muss mich da zuerst einmal alleine zurechtfinden. Aber ich habe sicher Kontakte zu Edmonton-Angestellten, die mir etwa bei der Wohnungssuche helfen. Ich reise früh genug, damit ich auch die Stadt besser kennenlerne. Wenn ich das Gefühl habe, mich gut eingelebt zu haben, und ich sehe, dass ich regelmässig bei den Oilers spielen werde, dann wird meine Freundin nachkommen.

Lange haben Sie also gar keine NHL-Spiele am Fernsehen angeschaut. Hat sich das geändert?
Seit ich weiss, und das sind jetzt ein paar Monate her, dass es Möglichkeiten gibt, rüber zu gehen, ja. Ich nahm Kontakte zu aktuellen NHL-Spielern auf, verfolgte die Spiele und habe mir so ein Bild machen können. Jetzt werde ich mich noch vermehrt mit den Oilers beschäftigen. Ein grosser Klub in einem grossen Eishockeyland. Die Leute dort sind eishockeyverrückt. Ich freue mich wirklich, dort ein Teil davon zu sein.

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Was ist ein Entry-Level-Vertrag?
Der «Einstiegsvertrag» wurde von der NHL ins Leben gerufen, um Vertragslaufzeit und Lohn von Spielern zu regeln, die ihren ersten NHL-Vertrag unterschreiben.

Im Falle von Gaëtan Haas, der älter als 25 Jahre ist und im Draftjahr nicht in Nordamerika engagiert war, bedeutet dies: Seine maximale Vertragslaufzeit beträgt ein Jahr.

Alle Entry-Level-Verträge sind zugleich «Two-Way Contracts». Will heissen: Wird ein Spieler in die AHL geschickt, erhält er einen viel tieferen Lohn.

Im Maximum dürfte er über eine Million Franken verdienten (abzüglich hoher Steuern). Wird er in die AHL geschickt, sind es noch 70 000 Dollar. mt/bmb

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