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EHC Biel

Die logische Flucht nach vorne

Nach der sportlich schlechten Saison 2015/16 hat der EHC Biel an seiner gestrigen Medienkonferenz ein ambitiöses Ziel formuliert: Die Mannschaft soll einen Playoff-Platz anstreben.

Gespannt auf neue Saison (v.l.): Geschäftsführer Daniel Villard, Marketingverantwortliche Pascale Berclaz, VR-Präsident Andreas Blank, VR-Vizepräsidentin Stépanie Mérillat, Sportchef Martin Steinegger und Trainer Kevin Schläpfer./Copyright: BT/Reto Probst
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Trainer Kevin Schläpfer machte gestern den Medien klar, dass er fortan nur noch über die Zukunft sprechen wolle. Man habe die sportlich missratene letzte Saison grundlegend analysiert und blicke positiv gestimmt nach vorne. «Ich bin zufrieden mit den Transfers», so Schläpfer. Mit dem amerikanischen Verteidiger Mike Lundin, der gestern sein erstes Eistraining in Biel absolviert hat, ist das Team nun komplett. Verletzungen habe es glücklicherweise nur vereinzelt gegeben, was laut Schläpfer auch mit der guten Vorbereitung im Sommer zusammenhänge. Gestern ist Matthias Joggi in der Klinik Linde erfolgreich am Fuss operiert worden und dürfte acht bis zehn Wochen ausfallen. Zurückgemeldet hat sich inzwischen Torhüter Jonas Hiller, der in den letzten Tagen durch eine Nackenverspannung handicapiert war.

Die Erwartungen sind hoch, auch aus dem eigenen Lager. «Wir wollen sportlich wieder Erfolg haben und alles dafür tun, dass die Leute im Zusammenhang mit dem EHC Biel nur über den Sport reden», sagt Vizepräsidentin Stéphanie Mérillat. Allerdings sorgte gestern morgen ein Gerücht, wonach Nationalspieler Gaëtan Haas für nächste Saison beim HC Davos unterschrieben habe, schon mal für etwas Unruhe. Schliesslich dementierte der Stürmer die Meldungen im Netz.

Nächstes Spiel morgen in Yverdon

Das Ziel für die neue Saison sei laut Mérillat der Kampf um einen Playoff-Platz. Sportchef Martin Steinegger spricht von einem ehrgeizigen Vorhaben. «Wir haben aber eine Bringschuld und sind zuversichtlich, die richtigen Schritte eingeleitet zu haben.» In den bisherigen sieben Testspielen habe die Mannschaft einen positiven Eindruck hinterlassen (sechs Siege in sieben Spielen, die Red.). Zusätzliche Impulse erhoffe man sich auch von Lundin, der morgen in Yverdon gegen Grenoble sein Debüt geben dürfte.

270 000 Franken Gewinn

Im Gegensatz zu den sportlichen Resultaten verlief die erste Saison in der Tissot Arena aus wirtschaftlicher Sicht sehr erfolgreich. Der Ertrag in der Höhe von 14,819 Millionen ist für den EHC ein neuer Klubrekord und ermöglicht ihm, für 2015/16 einen Gewinn von 270000 Franken auszuweisen. Sponsorenerträge (5,230 Mio) und Matcheinnahmen (3,929 Mio) machen den grössten Teil des Betriebsertrags aus und seien mit dem Interesse an der topmodernen Arena zu erklären. «Wenn sich eine Erwartung am neuen Stadion erfüllt hat, dann war es jene, finanziell einen grossen Schritt nach vorne zu machen», sagt VR-Präsident Andreas Blank (siehe Text unten). «Als wir mit dem neuen Verwaltungsrat in der NLB gestartet waren, hatten wir noch ein Budget von 2,5 Millionen.»

Trotzdem müsse man mit beiden Füssen am Boden bleiben. Der anfängliche Hype um die neue Spielstätte sei etwas abgeklungen, wozu der Auftritt auf dem Eis mitverantwortlich war. Mit 3146 verkauften Abos liege man im Vergleich zum Vorjahr über 550 zurück. Villard rechnet damit, dass sich noch einige Kurzentschlossene, vor allem im Stehplatzsektor, ein Saisonticket sichern werden. Dennoch budgetiert die Klubleitung für die neue Saison eher vorsichtig (14,083 Mio.).
Am 9. September startet Biel gegen Lausanne in die Meisterschaft. Von diesem und den folgenden Resultaten wird es abhängen, ob sich der EHC auf allen Ebenen erfolgreich positionieren kann.

Patrick Stalder wird auf Andreas Blank folgen

An der gestrigen Generalversammlung des EHC Biel im Anschluss an die Medienkonferenz ist Adrian Warmbrodt aus dem Verwaltungsrat verabschiedet worden. Da er gestern Abend verhindert war, liess er sich entschuldigen. Auch für die Medien war Warmbrodt telefonisch nicht erreichbar. Der Finanzverantwortliche, der nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen wollte, hatte schon vor längerem seinen Rücktritt angekündigt. Er gehört zum Quartett mit Andreas Blank, Thomas Meyer und Sandro Wyssbrod, das 2002 und 2003 im Zuge des Generationenwechsels beim EHC Biel das Ruder in die Hand genommen hatte. «Damals hatte man uns wegen unserer Vision belächelt», erinnert sich VR-Präsident Blank. Biels Aufstieg in die NLA und ein neues Stadion: Der grosse Traum, der schliesslich in Erfüllung gegangen ist.

Die 5. Ordentliche Generalversammlung der EHC Biel AG vor 13 Jahren bedeutete der eigentliche Startschuss in eine neue Ära. Der damalige VR-Präsident Erwin Stalder und VR-Mitglied Claude Fössinger gaben einen finanziell gesundeten EHC weiter. Als Finanzchef war Warmbrodt eine wichtige Figur in einer weiterhin schwierigen Zeit auf dem Weg zurück nach oben. Die Herausforderung bestand darin, ohne sich auf finanzielle Abenteuer einzulassen, nachhaltige Aufbauarbeit zu leisten. «Wir haben immer alle Rechnungen bezahlt und keine Schulden gemacht», sagt Blank.

Gestern kündigte auch Blank frühzeitig seinen baldigen Rücktritt an. Zusammen mit Meyer werde er in einem Jahr die Geschäfte aus den Händen geben. «Wir hatten schon immer gesagt, dass wir nach dem Einzug ins neue Stadion kürzertreten würden», bemerkt Blank. «Dass es nun noch ein Weilchen dauert, hängt damit zusammen, dass es noch viele Baustellen gab.» Insgesamt 13 Saisons wird Blank an der Spitze des Seeländer Aushängeschildes tätig gewesen sein. Sein Nachfolger als VR-Präsident steht auch schon fest: Es ist sein aktueller VR-Kollege Patrick Stalder. Damit schliesst sich der Kreis, denn Erwin Stalder ist dessen Vater. «So ist die Kontinuität gewährleistet», sagt Blank.

Nachfolger im Verwaltungsrat von Warmbrodt, der mit der Firma COT Treuhand AG Lyss dem EHC weiterhin zur Seite stehen wird, ist Thomas Steffen. Als früherer langjähriger CEO der Firma Steffen-Ris AG und seit 1989 Geschäftsführer und -inhaber von Terravigna AG, einem auf den Import und Handel mit qualitativ hochwertigen Weinen spezialisierten Familienunternehmen mit Sitz in Utzenstorf, pflegt Steffen ein breites Beziehungsnetz. Von der Führungskompetenz und den Kontakten des gestern gewählten VR-Mitglieds soll fortan auch der EHC Biel profitieren. «Er bringt eine unabdingbare Grundvoraussetzung mit, die wir alle haben», betont Blank. «Nämlich viel Herzblut für unseren EHC.»

Francisco Rodríguez

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