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Eishockey

Effiziente Genfer zermürben mit viel Aggressivität nachlässige Bieler

Der EHC Biel hat mit defensiven Schnitzern und seiner Ineffizienz das Heimspiel gegen Genève-Servette aus der Hand gegeben. Schmerzen tut nicht nur diese unnötige 1:3-Niederlage, sondern auch der Ausfall eines weiteren Leistungsträgers.

Bild: Keystone

Francisco Rodríguez

Der EHC Biel hätte wohl noch stundenlang weiterspielen können, ohne Sandro Zurkirchen ein zweites Mal zu bezwingen. Klotens Leihgabe war seinem temporären Arbeitgeber ein ausgezeichneter Rückhalt und erhielt von seinen neuen Teamkollegen sehr viel Unterstützung. Genève-Servette versuchte mit dem gewohnt physischen Spiel und viel Aggressivität den Bielern den Schneid abzukaufen. Diese führten zwar die spielerisch feinere Klinge, machten aber aus ihren Möglichkeiten viel zu wenig. So endete dieses hart geführte Duell, das alleine in den letzten gut vier Minuten den Genfern fünf Strafen einbrachte, mit ihrem 3:1-Auswärtssieg.

Etienne Froidevaux, der vor der ersten Pause mit einem unwiderstehlichen Vorstoss Tino Kessler noch das 1:1 ermöglich hatte, sprach von einem komischen Spiel. «Die Emotionen waren auch bei uns da, die Intensität aber nicht immer», sagte der Center am Ende der verlorenen Schlacht. «Vielleicht machte sich eine gewisse Müdigkeit bemerkbar.» Fakt sei, dass sich Biel in den entscheidenden Phasen zu viele Fehler geleistet habe. «Wir haben zu leger gespielt und wie in den letzten Wochen versucht, zu viel zu kreieren.» Doch die Coolness, die einem am Anfang der Saison die Spiele gewinnen liess, sei dem Team kurzzeitig abhanden gekommen. «In der aktuellen Situation müssen wir vor allem die einfachen Sachen richtig machen, anstatt den Sieg nur mit spielerischen Mitteln anzustreben.»

 

Zwei Shorthander-Tore für Genfer

In dieser Hinsicht lieferte Servette ein Lehrbuchbeispiel, wie eine technisch versierte Mannschaft ausmanövriert werden kann. Die gegnerischen Fehler wurden von den Gästen mit zwei Toren in Unterzahl eiskalt ausgenutzt. Bei ihrem 2:1 gewannen sie im Abwehrdrittel das Bully und überliefen ihre defensiv zu wenig konsequent arbeitenden Gegner, worauf der von Benjamin Antonietti angespielte Simon Le Coultre aus spitzem Winkel den Puck einnetzte. Beim entscheidenden 3:1 vier Minuten vor Schluss verlor Tino Kessler die Scheibe an der blauen Linie an Angreifer Joël Vermin, der losstürmte und den schnellen Konter kaltblütig abschloss.

Während Genève-Servette mit viel Effizienz agierte, schauten für die Seeländer trotz statistisch belegter Vorteile von 39:22 Schüssen auf das gegnerische Tor null Zähler heraus. Erstmals in dieser Saison haben sie drei Partien in Folge und sieben ihrer letzten zehn Meisterschaftsspiele verloren. Eine Situation, die durchaus als Krise bezeichnet werden kann, obschon die Betroffenen dieses Wort verständlicherweise nur sehr ungerne in den Mund nehmen.

 

Aus Negativspirale herausfinden

«Natürlich, kann man davon sprechen», meinte Froidevaux. «Wir müssen jetzt alles analysieren und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Trotz Chancen in jedem Spiel verpassen wir die Siege. Heute hat man deutlich gesehen, dass etwas dazu fehlt.» Eine deutliche Reaktion sei gefragt. «Wir wissen, dass zu viele Niederlagen in Folge negative Energie verursacht. Wir sind da in etwas hineingeschlittert und haben nun einige Tage Zeit, um auf neue Ideen zu kommen und frisch zurückzukehren.»

 

Brunner dürfte länger ausfallen

In diesem Jahr nicht mehr zurückkehren dürfte Damien Brunner. Dies zumindest war die erste Einschätzung von EHC-Biel-Trainer Antti Törmänen zum nächsten Verlust eines Leistungsträgers. Kurz vor der zweiten Pause ging Brunner in einer Offensivaktion ohne direkte Fremdeinwirkung zu Boden und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den linken Oberschenkel. Der aktuell beste Bieler Torschütze hat sich eine Adduktorenverletzung zugezogen. Man geht von einer Zerrung aus, was nach genauerer Untersuchung von den Ärzten erst noch bestätigt werden muss.

Die Schrecksekunde schien seine Kollegen kurzzeitig wachzurütteln, denn kaum war die Partie wieder aufgenommen, kam Kessler unmittelbar vor Zurkirchen postiert zur goldenen Ausgleichschance. Anstatt das 2:2 zu erzielen, was das Spiel womöglich gedreht hätte, ging der Puck an die Latte – eine Szene symptomatisch für den schwarzen Bieler Abend. Bringt nun das Derby am Freitag in Langnau die Wende?

 

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Hischier hält 60 Minuten durch

Mit Luca Hischier meldete sich am Samstagabend im Aufgebot des EHC Biel ein Stürmer zurück, der lange an den Folgen einer Gehirnerschütterung gelitten hatte. Nach zwei wegen neuerlicher Beschwerden misslungenen Comebackversuchen hielt er diesmal 60 Minuten durch. «Diese Partie war auch ein Kampf mit mir selber und ich bin froh darüber, konnte ich durchspielen», sagte Hischier, der sich die Kopfverletzung am 21. September im ersten Heimspiel gegen Genève-Servette wegen eines hohen Stocks von Verteidiger Henrik Tömmernes zugezogen hatte. Dass seine Rückkehr nun ausgerechnet auf die zweite Heimpartie gegen die hart einsteigenden Genfer terminiert worden war, habe er ausgeblendet und sich einfach auf seine Einsätze fokussiert.

Der Flügelspieler wurde zu Beginn in der vierten Linie aufs Eis geschickt, damit sich dieser mit etwas weniger Druck konfrontiert erst einmal wieder an den Rhythmus gewöhnen konnte. Im Mitteldrittel beim Stand von 1:2 stellte Cheftrainer Antti Törmänen die Linien um und Hischier wieder auf dessen früheren Platz in der Paradeformation an der Seite von Topskorer Toni Rajala und Center Gaëtan Haas. «Ich versuche dem Team zu helfen, egal wo», so Hischier. Er werde noch ein paar Einsätze benötigen, um zu seiner alten Form zurückzufinden. «Man kann noch so viel trainieren, ein Spiel hat dann halt noch einmal eine andere Intensität. Aber ich bin dankbar, zurück zu sein und will meinen Teil dazu beitragen, dass wir wieder Erfolg haben», sagte Hischier. fri

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