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Eishockey

Spieler, Trainer oder Schiedsrichter:Wer ist schuld?

Beim EHCBiel häufen sich in dieser Saison Strafen wegen Wechselfehlern. Liegt das an der Kommunikation, der Konzentration oder der Laune der Schiedsrichter? Eine Ursachenforschung.

War ein Spieler zu viel auf dem Eis? Schiedsrichter und Spieler sind sich da nicht immer einig. copyright: Keystone (Symbolbild)
Moritz Bill
 
Wenn Toni Rajala die Augen verdreht, Gaëtan Haas zur Veranschaulichung mit den Fingern eine imaginäre Szene an die Wand kritzelt und Thomas Zamboni verblüfft nachfragt, ob das wirklich stimmt, ja dann ist kein Feel-Good-Thema angesprochen worden. Sondern eines, das das Team und seine Fans beschäftigt: die Wechselfehler. 
 
Dass der EHC Biel in der laufenden Saison zu viele Strafen kassiert, ist hinlänglich bekannt. Und dass er sich darin in den letzten Wochen verbessert hat, auch. Nur, die ärgerlichste aller Strafen hat weiterhin Hochkonjunktur. In den drei vergangenen Matches mussten die Bieler jedes Mal eine Bankstrafe wegen zu vielen Spielern auf dem Eis hinnehmen. Über die ganze Meisterschaft hinweg gezählt, kommen bereits neun Zwei-Minuten-Strafen mit diesem Verdikt zusammen. 
 
Zamboni ist sich der Anhäufung zwar bewusst, doch dass es schon so viele an der Zahl sind, überrascht den Assistenztrainer. Die Frage geht zuerst an ihn: Wer ist schuld, die Spieler oder die Trainer? «Es gibt zwei Varianten: Entweder blieb die Kommunikation der Coaches aus. Ist diese aber erfolgt, müssen die Spieler den Fehler bei sich suchen.»
 
Oft ist der Verstoss nicht offensichtlich 
Zwecks Verständlichkeit die Regel kurz zusammengefasst: Bei einem fliegenden Wechsel, also während des laufenden Spiels, dürfen der einwechselnde und der auswechselnde Spieler maximal 1,5 Meter von der Bande entfernt sein und sich an keiner Spielaktion beteiligen. Verlässt ein einwechselnder Spieler die 1,5-Meter-Zone und nimmt am Spiel teil, bevor der auswechselnde Spieler mindestens einen Schlittschuh in der Spielerbank hat, wird dies bestraft. 
 
Da diese Zone nicht markiert ist, und es sich beim Eishockey ohnehin um einen schnellen Sport handelt, ist dies zu beurteilen oft schwierig. Was eine weitere Frage aufwirft: Liegt es auch daran, wie genau die Schiedsrichter hinschauen? «Ich behaupte sicherlich nicht, dass jede Strafe gegen uns ungerechtfertigt war. Aber zuletzt gegen Zürich entschuldigte sich zum Beispiel der Linienrichter bei uns, die Bankstrafe sei kleinlich gepfiffen worden», sagt Zamboni. Handkehrum kam es auch schon vor, dass die Bieler offensichtlich mehrere Sekunden lang mit sechs Feldspielern spielten, wie zuletzt in der Partie gegen Zug.  
 
Die Wechselzone ist eine Grauzone
Die Spieler versuchen natürlich, die Wechselzone möglichst auszureizen, um sich einen allfälligen Vorteil zu erschaffen. Gaëtan Haas fragt rhetorisch: «Wie oft könnte man einen Regelverstoss pfeifen? Praktisch bei jedem Blockwechsel, es ist oft eine Grauzone.» Sascha Kunz, Senior Officiating Manager beim Schweizerischen Eishockeyverband, bestreitet diese Grauzone nicht. Diese habe aber auch Vorteile. So werden die Linesmen geschult, sogenannte «Lazy»-Wechsel nicht umgehend zu ahnden. Sprich, wenn sich ein Spieler knapp ausserhalb der 1,5-Meter-Wechselzone befindet und langsam zur Bank fährt, und auch der eingewechselte Spieler keinen Einfluss aufs Spiel nimmt, erfolgt eine mündliche Ermahnung, obwohl die 1,5-Meter-Regel nicht eingehalten wurde. «Wiederholen sich solche Szenen, muss dann aber eine Strafe ausgesprochen werden», sagt Kunz. 
 
Solche Ermessensentscheide können immer zu Diskussionen führen. Aber auch bei einem vermeintlich offensichtlichen Regelverstoss sei die Beurteilung teilweise schwierig, sagt Kunz: «Wenn vor der Bank viel Verkehr herrscht, kann es leider vorkommen, dass eine aus einem anderen Blickwinkel erkennbare Regelwidrigkeit verpasst wird.» 
 
Betreffend den diskussionslosen Wechselfehler ortet Rajala das Problem in der fehlenden Konzentration, das man beheben müsse. «Aber es kann auch vorkommen, dass du bei der vorderen Banktür wartest und nicht siehst, dass einer die hintere Tür genommen hat. Und dann schreien andere Spieler, um dich darauf hinzuweisen.» Hektik, die sich in der lauten Stadionatmosphäre verschärft.
 
Sprechen sich die Spieler zu wenig ab?
Ein zusätzlicher Stolperstein sind die temporären Linienwechsel, die Cheftrainer Antti Törmänen üblich nach dem Einsatz der Special-Teams (Power- und Boxplay) vornimmt. Um die Einsatzzeit möglichst gleichmässig aufzuteilen, schickt er dann Spieler miteinander aufs Eis, die während der vorausgegangenen Strafe nicht spielten und normalerweise nicht im selben Block figurieren. «Das kann für Verwirrung sorgen, ja. Aber dann müssen sich die Spieler besser untereinander absprechen», sagt Zamboni. 
 
Schuld dürfte bei den diskussionslosen Regelverstössen deshalb vor allem die mangelnde Kommunikation sein. Denn an fehlender Konzentration aufgrund von Müdigkeit kann es wahrscheinlich nicht liegen: Über die Hälfte der Bieler Strafen erfolgten im Startdrittel und nur eine im letzten Drittel. Beim Erforschen von möglichen Gründen anhand von Statistiken kommt aber ein erfreulicher Fakt zum Vorschein: Keine Strafe wegen zu vielen Spielern führte zu einem Gegentor. Wer weiss, vielleicht strengen sich die Spieler nach einer ärgerlichen Bankstrafe im Unterzahlspiel besonders an. 
 
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Warten auf Langnau

Am Dienstag mussten die SCL Tigers ihre Partie wegen zehn verletzten und vier Spielern in Quarantäne respektive Isolation kurzfristig verschieben. Das heutige Spiel in Biel soll nun aber – Stand gestern – stattfinden können. Allerdings steht heute Morgen eine weitere Testrunde an. Jedoch seien die Langnauer gewillt, allenfalls mit diversen Junioren anzutreten, wie aus dem Emmental zu erfahren ist.

Beim EHC Biel fehlt weiterhin Yannick Rathgeb (Rücken). In den beiden verbleibenden Spielen vor der Olympia-Pause wird der Verteidiger nicht mehr eingesetzt. Ebenso die weiteren Verletzten Kevin Fey, Gilian Kohler und Roman Karaffa.

Fabio Hofer fehlte gestern krankheitsbedingt.     bil

 

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