Sie sind hier

Abo

Eishockey

Steinegger ist zufrieden, aber einmal regte er sich tierisch auf

Nach knapp der Hälfte der Meisterschaft zieht EHC-Biel-Sportchef Martin Steinegger eine Zwischenbilanz. Zudem äussert er sich zum Gerücht, er suche nach einem neuen Trainer.

«Mit dem Kader, das uns bis jetzt zur Verfügung stand, haben wir nahe am Optimum performt», sagt Martin Steinegger. copyright: Matthias Käser/BT
Interview:Moritz Bill
 
Martin Steinegger, Anfang September sagten Sie, dass Sie einen schwierigen Saisonstart erwarten. Es ist anders gekommen. Warum haben Sie sich getäuscht?
Martin Steinegger: Die Vorbereitung war geprägt von wenig Kontinuität aufgrund von vielen Verletzungen, das war der Grund für meine Befürchtungen. Warum es anders gekommen ist, kann ich Ihnen nicht genau sagen. Aber es ist doch schön, dass man manchmal auch das Gewinnen nicht erklären kann.
 
Aber es müssen Ihnen doch schon Dinge aufgefallen sein, die für die geglückte erste Meisterschaftshälfte gesorgt haben?
Vieles ist bis jetzt einfach aufgegangen. Wir waren von Anfang an hinten stabil, das war sicher ein Schlüssel. Yakovenko und Lööv haben umgehend die Rolle eingenommen, die wir von ihnen erwartet haben. Unsere Erwartung, dass Rajala eine Leistungssteigerung vollziehen wird, ist eingetroffen. Ebenso, dass uns Haas verstärken wird. Und natürlich haben die jungen Spieler, die wegen der vielen Verletzten zu viel Einsatzzeit gekommen sind, die Challenge angenommen und einen Schritt machen können.
 
Welchen Einfluss hat Antti Törmänens Rückkehr auf den aktuellen Erfolg?
Der Einfluss des Trainers sollte immer gross sein. Dass es mit ihm läuft, erstaunt mich nicht. Schliesslich wollten wir vor allem auch deshalb weiter mit ihm arbeiten, weil er mit mir zusammen dieses Team zusammengestellt hat. Weil dieses Team auf das System ausgerichtet ist, das wir beide praktizieren wollen. 
 
Es hätte auch sein können, dass man im Zuge von Törmänens Rückkehr der Illusion verfallen wäre, dass es mit ihm wie von alleine wieder gut kommt. Speziell nach dem unbefriedigenden Ende der letzten Saison.
Diese Gefahr sah ich nicht. Nach dem Aus in den Pre-Playoffs waren die Spieler auch in ihrem Stolz verletzt und haben nun etwas zu beweisen. Das war für alle eine Riesenenttäuschung. 
 
Wo sehen Sie aktuell das grösste Verbesserungspotenzial?
Diese Frage kann ich wohl erst beantworten, wenn wir mal mehr oder weniger komplett antreten können. (überlegt) Mit dem Kader, das uns bis jetzt zur Verfügung stand, haben wir meiner Meinung nach nahe am Optimum performt. Ich war nur mit zwei, drei Spielen wirklich unzufrieden. In Ambri habe ich mich tierisch aufgeregt (0:4-Niederlage, die Red.), dann über das zweite Heimspiel gegen Lausanne (1:3) und zuletzt in Genf (1:3), aber da waren die Beine und Köpfe müde. 
 
Das 0:8 in Davos gehört nicht in diese Liste?
Gar nicht, nein. Wir spielten 30 Minuten gut, trafen aber auf einen Gegner, der am Vortag eine Schlappe eingezogen hatte und auf einen herausragenden Torhüter zählen konnte. Zudem fiel einfach jeder Puck auf ihre Schaufel. Schade waren die letzten zehn Minuten, ein 0:8 sieht schon brutal aus. 
 
Stösst bald noch ein sechster Ausländer zum Team?
Ich habe es Ihnen schon oft gesagt: Wir holen nicht einfach einen, damit wir einen geholt haben. Aber ja, wir werden fast sicher noch einen weiteren Ausländer verpflichten. Wir waren ein paar Mal schon nahe dran an einem Transfer, doch wurde dann wegen finanzieller Dissonanzen nichts daraus.
 
Bei Libor Hudacek, der nun in Lugano spielt, wie im Podcast «La Stammtisch» zu hören war.
Zum Beispiel, aber auch bei anderen.
 
Laut der Zeitung «Expressen» hätten Sie die Fühler nach dem schwedischen Meistertrainer Sam Hallam ausgestreckt. Stimmt das?
Ich weiss nicht, woher das kommt. Da ging wohl jemand die Liste von Schweizer Klubs durch, die Trainer mit auslaufenden Verträgen haben und bauten diese in den Artikel ein. Wir verfügen über eine Trainer-Crew, mit welcher wir extrem zufrieden sind. Erste Gespräche haben stattgefunden, wir sind an einer Verlängerung interessiert. Ich würde also kein Geld darauf setzen, dass Sam Hallam nächste Saison in Biel Trainer ist. 
 
*****************************

Luca Christen kommt – unterschreiben bald weitere Spieler?

Der EHC Biel hat gestern das offene Geheimnis offiziell mitgeteilt:Der Verteidiger Luca Christen spielt ab nächster Saison in der Tissot Arena. Der 23-Jährige hat einen Vertrag über zwei Jahre unterzeichnet. Der Huttwiler spielt aktuell seine fünfte Saison beim SCLangenthal in der Swiss League. Laut Sportchef Martin Steinegger ist Christen ein Zwei-Weg-Verteidiger mit offensiven Qualitäten, der bereit für den nächsten Karriereschritt sei. Langenthals Sportchef, Kevin Schläpfer, bestätigt dies und fügt an: «Luca hat einen sehr präzisen Schuss und ein gutes Gespür für die Offensive. Gleichzeitig vernachlässigt er seine Aufgaben vor dem eigenen Tor nicht.» Mit 74 Skorerpunkten (20 Tore) hat Christen seinen Sinn für die Torproduktion in den letzten zweieinhalb Saisons bewiesen.  
 
Christen ist Biels erster Zuzug für die Saison 2022/23. Des Weiteren ist Sportchef Steinegger zurzeit vor allem mit möglichen Vertragsverlängerungen beschäftigt (bis jetzt haben erst Toni Rajala und Joren van Pottelberghe ihren Verbleib mit einer Unterschrift besiegelt). Ein nicht so einfaches Unterfangen, denn Spieler wie Yannick Rathgeb, Fabio Hofer, Michael Hügli oder Mike Künzle sind begehrt (das BT berichtete). Steinegger möchte am liebsten mit allen Spielern mit endenden Verträgen verlängern. Aber während die Lohnvorstellungen von Spielern, die sich in Biel weiterentwickelt haben, steigen, bleibt das vorhandene Budget begrenzt. «Ich bin mir sicher», sagt Steinegger, «dass fast alle bleiben möchten, wenn denn die Zahlen für sie stimmen. Aber das wird nicht machbar sein.» Dem Vernehmen nach ist zumindest die Vertragsverlängerung von Künzle auf gutem Wege. 
 
Dass das Commitment von einzelnen Spielern bei anderen quasi einen Dominoeffekt auslöst, weil man dadurch die Kontinuität des erfolgreichen Teams zusammenhalten kann, glaubt Steinegger indes nicht. «Am Ende des Tages geht es um die harte Währung.»
 
Während die zuvor genannten Spieler in die Top-Kategorie fallen, laufen auch die Verträge von Ergänzungsspielern wie Roman Karaffa, Gilian Kohler, Yanick Stampfli  oder Tino Kessler aus, wobei sich Letzterer zuletzt auch im Powerplay für höhere Aufgaben empfohlen hat. Bei diesen Spielern dürfte vor allem entscheidend sein, in welchem Klub sie selbst ihre optimalen Entwicklungsmöglichkeiten sehen. In Biel ist die Konkurrenzsituation in den letzten Jahren stetig gewachsen, andere Mannschaften bieten je nachdem mehr Einsatzminuten. 
 
Ähnliches gilt auch für Elien Paupe. Der Ersatztorhüter liegt in der Hierarchie klar hinter Joren van Pottelberghe. Der mittlerweile 26-Jährige muss sich überlegen, ob er allenfalls einen Schritt zurück, sprich eine Liga tiefer, geht, um dort zu mehr Spielpraxis zu kommen. Die Nummer-2-Position nächstes Jahr zwecks Aufbau mit einem Eigengewächs zu besetzen, sei laut Steinegger jedoch noch zu früh. bil/vcr

 

*****************************

Niederlage im Testspiel mit einem Rumpfteam

Der EHC Biel hat das gestrige Testspiel gegen den HC Thurgau mit 1:2 verloren. Der Match fand anlässlich des 140-Jahr-Jubiläums des EC Wil statt. Der unübliche Spieltermin während der Nati-Pause kam wegen Verbindungen eines Sponsors zustande.  Die Bieler waren mit nur gerade neun Stammspielern, dafür mit etlichen Elite-Junioren angetreten. Spieler fehlten nach wie vor verletzt oder angeschlagen, beziehungsweise wurden sie geschont oder sind sie mit Nationalteams unterwegs (Rajala mit Finnland, van Pottelberghe mit der Schweiz, Delémont und Garessus mit der U20). Immerhin konnten Yakovenko und Fey ihre Comebacks geben. Die im letzten Spiel gegen Bern ausgefallenen Cunti (Unterkörperverletzung) und Lööv (Gehirnerschütterung)sind für das nächste Meisterschaftsspiel vom Dienstag gegen Rapperswil-Jona fraglich.     bil

 

Nachrichten zu Aktuell »