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Eishockey

Steinegger klang auch schon optimistischer

Vor dem Saisonstart vom nächsten Dienstag schätzt Martin Steinegger, Sportchef des EHC Biel, das neue Team ein. Der Verlauf der Vorbereitung bereitet ihm ein bisschen Sorgen und eine bestimmte Frage mag er nicht mehr hören.

Wegen vieler Ausfälle blickt EHCB-Sportchef Martin Steinegger auf eine schwierige Vorbereitung zurück. copyright: Matthias Käser/BT
Interview: Moritz Bill
 
Martin Steinegger, wie ist Ihr Eindruck von der Mannschaft nach der Vorbereitungsphase und ein paar Tage vor dem Meisterschaftsstart?
Martin Steinegger: Ich bin froh, dass am Dienstag nicht schon die Playoffs beginnen (lacht). 
 
Die Mannschaft ist also noch nicht parat?
Nein, nicht grundsätzlich. Wenn ich mir die Kaderliste anschaue, bin ich ziemlich zuversichtlich. Jedoch bin ich ein bisschen weniger zuversichtlich, wenn ich sehe, wo wir im Entwicklungsprozess stehen.
 
Woran liegt das?
Ich glaube, wir konnten bis jetzt kein einziges Mal mit dem kompletten Team trainieren. Es fehlten immer wieder Spieler mit kleinen Verletzungen. Wir haben doch einige neue Spieler, da wäre es von Vorteil, könnten wir Vertrauen gewinnen, indem wir mehrmals hintereinander mit denselben Linien trainierten und spielten. 
 
Machen Sie sich Sorgen?
Nein, jedenfalls nicht, wenn ich auf die ganze Saison blicke. Aber der Start, die erste Woche, dürfte schwierig für uns werden.
 
Können Sie sich die Häufung der Ausfälle erklären?
Nein, so etwas habe ich in der Vorbereitung noch nie erlebt. Es sind keine Muskelverletzungen, die man je nachdem auf falsches Training zurückzuführen könnte. Die Testresultate des Sommertrainings waren sehr gut, noch ein wenig besser als in der Vergangenheit. Ich kann es mir wirklich nicht erklären. Letzte Saison hatten wir eine Häufung an Gehirnerschütterungen, auch dafür gab es keine Erklärung. 
 
Wie schätzen Sie die Mannschaft im Vergleich zur letzten Saison ein?
Der Mix ist besser. Letztes Jahr hatten wir fast zu viel an spielerischen Elementen, das haben wir versucht zu korrigieren. Zum Beispiel bringen Viktor Lööv oder Jere Sallinen Stabilität rein. 
 
Ist auch die Gesamtqualität besser?
Ja. Vielleicht ist das Total der einzelnen Skills tiefer als letztes Jahr, aber das bedeutet ja nicht, dass die Mannschaft als Ganzes schlechter ist. Die bessere Mischung sorgt für eine höhere Gesamtqualität. 
 
Was bedeutet das im Vergleich mit der Konkurrenz? Die offizielle Zielsetzung lautet ein Platz unter den besten sechs. Hat dieses Team etwa nicht die Qualitäten für die Top-4?
Wenn wir nicht allzu stark von Verletzungen gebremst werden, (Pause) liegt der vierte Platz näher als der neunte. 
 
Sie haben den Vertrag mit Toni Rajala noch vor Saisonstart vorzeitig um zwei Jahre verlängert. Nach seiner bisher schwierigsten Saison in Biel ist das doch eher überraschend. Hat in den Überlegungen vor allem die anstehende Ausländererhöhung auf nächste Saison eine Rolle gespielt?
Ja, schon auch. Aber wir sind vor allem zuversichtlich, dass er sich steigern wird. 
 
Und ein Spieler kostet nach einer durchzogenen Saison wahrscheinlich weniger als nach einer mit 50 Punkten.
Ich will keine Details der Verhandlungen verraten. Ich denke, wir haben eine für beide Seiten zufriedenstellende Übereinkunft gefunden. Aber klar: Es ist gescheiter, zu dem Zeitpunkt Aktien eines Unternehmens zu kaufen, wenn es nicht gerade Rekordumsätze generiert. 
 
Quasi als Last-Minute-Transfer haben Sie Noah Schneeberger verpflichtet. Aufgrund der geringen Kaderdichte in der Verteidigung ist das nachvollziehbar, handkehrum hat er zwei schwierige Jahre hinter sich. 
Ohne ihn wären wir mit acht Verteidigern gestartet. Das sind zu wenige, um durch eine Saison zu kommen. Zudem wird uns Noah Delémont wegen der U20-WM Ende Jahr mit grosser Wahrscheinlichkeit fehlen. Noah Schneeberger ist sich seiner Situation bewusst und es liegt nun an ihm, sich zu beweisen. Aber wir haben ihm sicherlich nicht gesagt, dass er so oder so in der Hierarchie ganz hinten stehen wird. Mit ihm erhalten wir einen Rechtsschützen – den einzigen in der Verteidigung neben Rathgeb. Er ist vielleicht manchmal ein Dickkopf, aber er ist ein korrekter Typ. Ich glaube, beide Parteien können mit diesem Engagement viel gewinnen.
 
Bedeutet die Verpflichtung von Schneeberger, dass der fünfte Ausländer, den Biel wegen des Abgangs von Janis Moser einsetzen darf, ein Stürmer sein wird?
Nein.
 
Und wann kann man mit ihm rechnen?
(haut auf den Tisch) «Gopferdammi», Sie immer mit Ihren Ausländern. Wenn wir keinen holen, ist es nicht gut. Wenn wir zu viele wollen, ist es auch nicht gut. Wann ist es dann mal gut? (lacht). Ich weiss es nicht, wir werden sehen. 
 
Sie leiten seit letzter Saison ad interim die Juniorenabteilung. Wie lange führen Sie dieses Doppelmandat noch fort?
Wir haben ein Profil im Kopf und schalten demnächst eine Stellenanzeige. Es haben sich bereits Interessenten bei uns gemeldet. Zirka Anfang nächstes Jahr sollte die Stelle neu besetzt sein. Wir haben in der Vergangenheit viel Arbeit und Energie in die Juniorenabteilung gesteckt und wollen in Zukunft noch weiter investieren.  
 
Das ist auch nötig, wenn Eigengewächse den Sprung zu den Profis schaffen sollen oder – wie aktuell – mit eigenen Junioren Lücken geschlossen werden müssen.
Ja, wenn vor zehn Jahren sieben Spieler für eine Vorbereitungspartie ausgefallen wären, hätten wir den Match abgesagt. Jetzt haben wir Möglichkeiten, auf diese Ausfälle mit jungen Spielern zu reagieren. Deshalb werden wir vorerst keine Spieler mehr mit B-Lizenzen ausleihen. Momentan sind wir auf alle Spieler angewiesen, die sich selber die Schlittschuhe binden können (lacht). 

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