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Rollhockey

Warten und Hoffen in Diessbach

Nach dem freiwilligen Rückzug des Männerteams aus dem Champions-League-Wettbewerb konzentriert sich Diessbach auf die NLA-Meisterschaft. Mit einem verkürzten Modus wird diese frühestens im März wieder aufgenommen.

Wann geht es weiter? Der RHC Diessbach hofft auf eine baldige Fortsetzung der Meisterschaft./Copyright: Matthias Käser/Bieler Tagblatt

Francisco Rodríguez

Überschwänglich war im vergangenen September die Freude über das Euroleague-Traumlos gewesen, das dem RHC Diessbach in der Champions League des Rollhockeys mit dem FC Barcelona und Benfica Lissabon die glorreichsten Teams der Welt als Gegner bescherte. Umso schwieriger war der Entscheid, der vier Monate später aufgrund der verschärften Coronakrise getroffen werden musste.

Diessbach zieht sich aus dem Europacup zurück, der wie viele Sportwettbewerbe noch gar nicht starten konnte. Hier liegt auch das Hauptproblem, denn der zunehmend dichtere Terminkalender sorgt bei den sowohl national als auch international angemeldeten Teams für grosse Planungsunsicherheit. Insbesondere die Amateurvereine schaffen den Spagat zwischen der heimischen Liga und Europa nicht mehr.

Es erstaunt deshalb nicht, dass von den ursprünglich 16 für die Gruppenphase der Euroleague qualifizierten Mannschaften nur die neun aus Portugal und Spanien stammenden ihre Teilnahme bestätigt haben. In diesen beiden Ländern geniesst das Rollhockey einen hohen Stellenwert und wird in den obersten Ligen weitergespielt. In der Schweiz dagegen läuft es unter den Bestimmungen des Amateur- und Breitensports, was dem RHC Diessbach seit Herbst die Ausübung seines geschätzten Hobbys verbietet.

Mannschaftstrainings in der Halle sind für die Aktiven nicht erlaubt. Einmal wöchentlich trainieren sie virtuell in einer Videokonferenz unter der Anleitung von Captain Pascal Kissling. Daneben ist jeder selber verantwortlich für seinen Formstand, absolviert zuhause individuelle Einheiten oder macht mit dem Kollegen fürs Joggen ab. Dass es nun aus den sechs Euroleague-Gruppenpartien nichts wird und Diessbach speziell auf die Knüller gegen Barcelona und Benfica verzichten muss, sei laut Sportchef Reto Wyss für die Spieler ein schwerer Schlag gewesen. «Sie haben aber alle Verständnis für unseren Entscheid gezeigt», sagt Wyss.

Am 28. Februar wird weitergeschaut

Die Meisterschaft, die noch bis mindestens am 28. Februar unterbrochen ist, geniesse absolute Priorität. Der Verband hat einen verkürzten Modus beschlossen, um die Saison doch noch zu Ende führen zu können. Aus zeitlichen Gründen sind Playoffs sowie Schweizer Cup gestrichen und die Meisterschaft in der NLA, NLB, 1. Liga und bei den Frauen auf Hin- und Rückrunde reduziert worden. Am Ende sollen die Schweizer-Meister-Titel vergeben und die Auf- und Absteiger ausgespielt werden. Da damit zu rechnen ist, dass der Bundesrat die engen Beschränkungen für den Breitensport noch nicht wesentlich lockern wird, dürfte es so oder so eng werden. Jedenfalls verlangt der Schweizerische Rollhockeyverband von seinen Mitgliedern ein klares Bekenntnis und kann im verbleibenden Zeitfenster keine Rücksicht auf Terminüberschneidungen mit internationalen Wettbewerben nehmen.

Gleichzeitig fordert auch der europäische Verband von den qualifizierten Teams für die Teilnahme an den ab März angedachten Europacup-Partien vollste Flexibilität. Corona-Tests vor Einsätzen, Quarantänen und kurzfristige Spielverschiebungen dürften wie im Profisport zur Tagesordnung werden. Für einen Amateurverein wie dem Rollhockeyclub Diessbach mit Spielern, die neben dem Sport ein normales Arbeitspensum leisten, kein realistisches Szenario. «Wenn jemand von uns zum wiederholten Mal in Quarantäne müsste, würde wohl auch der Arbeitgeber irgendeinmal seine Geduld verlieren», sagt Wyss. Auch finanziell hätte sich das Europacup-Abenteuer mit den Geisterspielen nicht ausbezahlt.

U16 trainieren wieder in der Halle

Diese Woche nehmen in Diessbach die U16-Juniorinnen und -Junioren wieder ihre Mannschaftstrainings auf. Weiter gedulden müssen sich die Aktiven, die vom Verband angehalten worden sind, sich bereit zu halten. Gespannt blicken die Schweizer Rollhockeyszene und die anderen Breitensportler der nächsten Botschaft der Behörden entgegen. Warten und Hoffen, das sei das, was man neben dem individuellen Training in Diessbach machen könne, sagt der Sportchef, der für das Kader noch eine Personalie zu bereinigen hat. Ersatztorhüter Josua Klöti hat sich beim Skifahren das Kreuzband gerissen, die Suche nach der Nummer 2 hinter Carlos Silva laufe.

Nicht ersetzt wird dagegen der zu Vordemwald gewechselte Portugiese Rui Faria. Mit Yanic Dysli, Nils Walker und Simon Baumann haben sich drei junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs längst ihren Platz im Fanionteam erkämpft und werden noch mehr Verantwortung übernehmen. Auch sie sind hungrig und hoffen, in Diessbach bald wieder auf Punktejagd zu gehen.

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Tabellen der höchsten Ligen

Nationalliga A. Männer:
1. Diessbach           3 Spiele/9 Punkte
2. Dornbirn             4/9
3. Uri              3/6
4. Wolfurt          3/6
5. Genf          4/6
6. Wimmis          4/6
7. Uttigen          3/3
8. Montreux          3/0
9. Biasca          3/0
Frauen:
1. Diessbach          2/6
2. Gipf-Oberfrick      4/5
3. U17-Nationalteam CH     1/3
4. Vordemwald          1/3
5. Uri               3/3
6. Montreux          2/2
7. Uttigen          3/2 

fri

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