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EHC Biel

«Wir brauchen jetzt ein Erfolgserlebnis»

Der EHC Biel ist in eine schwierige Situation hineingeraten. Ein Heimsieg heute Abend im Geisterspiel gegen die Rapperswil-Jona Lakers würde der Mannschaft zumindest sportlich weiterhelfen und dem Klub wieder etwas Auftrieb geben.

Nach der vierten Niederlage in Folge strebt der EHC Biel gegen Rapperswil-Jona die Wende an./Bild: Keystone

Francisco Rodríguez

Die verschärften Massnahmen der Berner Regierung gegen das Coronavirus bringen die Profivereine in arge Existenznöte. In einem offenen Brief wandten sich gestern die Präsidenten der National-League-Klubs an den Bundesrat, die Kantonsregierungen und die Medien. Alle im Sportbusiness wissen, dass die immer restriktiveren Rahmenbedingungen bis hin zu Geisterspielen keine Organisation auf die Dauer überleben wird. Und dennoch müsse der Fokus auch auf dem sportlichen Tagesgeschäft liegen und die Resultate auf dem Eis stimmen. «Wir versuchen den Spielern so viele Steine wie möglich aus dem Weg zu räumen, damit sie sich auf ihren Job konzentrieren können», sagt Sportchef Martin Steinegger. «Dass die aktuelle Situation gleichwohl viele belastet, ist verständlich. Niemand ist ein Superman.»

Dennoch glaubt Steinegger nicht, dass hauptsächlich die Coronakrise für die momentane Baisse verantwortlich sei. «Schliesslich ist die Ausgangslage für alle Mannschaften gleich», meint der Sportchef. Dienlich sei sie aber nicht gerade, um aus einer Negativspirale zu finden. Ab sofort muss der EHC Biel unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielen, was laut Steinegger in der aktuellen sportlichen Situation sicher erschwerend sei, allerdings nicht geändert werden könne. «Wir leben von Emotionen und saugen in der Stimmung Energie auf, die wir im Spiel umsetzen. Dass wieder das Publikum fehlt, ist eine grosse Herausforderung für uns, die wir angehen werden.» Das Beste, was der Mannschaft nun passieren könne, sei heute Abend in der Tissot Arena ein Sieg gegen die Rapperswil-Jona Lakers. «Wir brauchen jetzt ein Erfolgserlebnis», so Steinegger. Dieses könnte viel von jenem Selbstvertrauen und -verständnis zurückbringen, die das Team zu Saisonbeginn ausgezeichnet hatten.

Zwischen dem 6:0-Startsieg gegen Lausanne und der 2:5-Niederlage in Lausanne liegen gerademal drei Wochen. «Wir schaffen es nicht mehr, in Führung zu gehen. Wenn wir dann endlich wieder dran sind, können wir das Spiel nicht konservieren», sagt Steinegger, der die letzte Partie in der Vaudoise Aréna von der Tribüne aus mitverfolgt hatte. «In solchen Momenten fehlt dem Team die Energie», bemerkt auch Trainer Lars Leuenberger. «Anstatt sich nach einem Torerfolg mit Adrenalin vollzupumpen und gleich den nächsten anzustreben, entleeren wir uns mit einem Gegentreffer sofort wieder. Speziell die Leader im Team müssen noch mehr arbeiten.»

Ein besonderes Augenmerk legt Leuenberger auf das Spiel ohne Scheibe. «Wir halten oftmals nicht als geschlossenes Team mit der nötigen Stabilität dagegen. Meine Spieler vernachlässigen dabei vermehrt ihre defensiven Aufgaben.» Es gelte, das richtige Gleichgewicht zwischen defensiver Pflichtarbeit und offensiver Kreativität zu finden. «Unsere Stärken liegen seit jeher in der Offensive, wo es zuletzt noch an der nötigen Effizienz gemangelt hat. Die Schwäche ist klar die Defensive.»

Gegen Rapperswil-Jona verlangt Leuenberger von seiner Mannschaft eine disziplinierte und konzentrierte Leistung. Und zwar unabhängig davon, mit welchen Problemen sich derzeit der EHC Biel globaler betrachtet herumschlägt. «Ich weiss, es hört sich nach den üblichen Durchhalteparolen an», sagt Steinegger. «Aber wir werden unsere Lehren daraus ziehen und weiterkämpfen.» Ein Sieg würde die Moral stärken.

 

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