Sie sind hier

Abo

FC Biel

«Besseres Kollektivdenken»

Wohin fliegt der FC Biel in seiner letzten Saison auf der altehrwürdigen Gurzelen? Am Sonntag beginnt die siebte Saison seit dem Wiederaufstieg in die zweithöchste Spielklasse. Trainer Bidu Zaugg sagt, was er denkt.

«Pilot» Bidu Zaugg: Wohin führt die Reise des Berners mit dem FC Biel in der letzten Saison auf der Gurzelen? Bild: og/a

von Beat Moning

Der Berner Bidu Zaugg nimmt seine zweite Meisterschaft mit dem FC Biel in Angriff. Er hat nun seine ersten Erfahrungen mit der Bieler Mentalität hinter sich und versucht, gewisse Dinge lockerer zu nehmen und bei anderen wiederum die Schrauben anzuziehen. Das ist nötig, denn das Bild von Zaugg ist vielsagend: Wohin fliegt das Flugzeug in dieser Saison, der letzten auf der Gurzelen?

«Jetzt nur nicht absteigen», sagt Geschäftsführer Daniel Hinz. Die Gründe liegen, wie auch für den EHC Biel, auf der Hand. Beide Klubs nehmen die letzte Saison in ihrem alten Stadion in Angriff. Das neue wartet. Entsprechend sind die Erwartungen. Daniel Hinz weiss um die Ansprüche. «Die liegen bei uns wie immer in einem Mittelfeldplatz.» Dem schliesst sich Bidu Zaugg an, im Wissen, dass die Gegner in der Transferperiode nicht geschlafen hätten: «Es gibt sicher sechs Mannschaften, die gar mit der Promotion liebäugeln.» Vaduz war letzte Saison zwar die konstanteste Equipe, schien aber nicht unbezwingbar. Dies stärkt die Hoffnungen von Genf, Absteiger Lausanne oder Winterthur. Wil mit dem neuen Stadion und das immer wieder ambitionierte Lugano wie die finanzstarken Schaffhauser liebäugeln mit Spitzenplätzen.

Bleiben Wohlen, Chiasso, Biel und Aufsteiger Le Mont. «Ich kenne im Moment vor allem Genf. Das Team haben wir zweimal beobachten lassen und der Fokus gilt ebenso dem ersten Heimspiel gegen Chiasso», sagt Bidu Zaugg. Er kennt das schwere Startprogramm mit einem einzigen Heimmatch in den ersten vier Runden, bevor am 13. August Wohlen in Biel gastieren wird.

 

Kader

Das BT präsentiert die Köpfe des neuen Kaders, woher die Spieler stammen und auf welchen Positionen sie spielen in der morgigen Ausgabe. Mirko Salvi ist der neue Torhüter neben Franck Grasseler. Der Franzose geht mit leichten Vorteilen in die Meisterschaft. Nicht zuletzt dank seiner Erfahrung. «Es gibt Gründe für Grasseler. Dass Salvi ein Goalie-Talent ist, hat er in der Vorbereitung gezeigt», so Zaugg. Allerdings unterliefen Salvi ein paar unverzeihliche Fehler. Im defensiven Bereich zählt die Mannschaft wieder auf Labinot Sheholli. «Wir können ihn in der Innenverteidigung wie im Mittelfeld einsetzen», ist Zaugg froh darüber, dass er hier wirklich eine gute Alternative hat. Zumal bei Mustafa Sejmenovic ein Fragezeichen besteht: «Sein Rücken schmerzt immer wieder. Wir sind gespannt, wie lange er in der Saison durchhält.»

Mit dem letzten Zuzug, Jonas Elmer, gibt es Stabilität links aussen. «Wir sind froh, ihn zu haben, denn mit Pazeller und dem noch immer verletzten De Feo haben wir noch zwei weitere Fragezeichen.» Als Überraschung kristallisierte sich in der Vorbereitung der noch nicht 18-jährige Aarberger Gentian Demolli heraus. Auch im Training steht der Junge seinen Mann. «Damit konnten wir nicht rechnen», so Zaugg (siehe BT vom letzten Montag). Zufrieden ist er mit der Kaderzusammenstellung, «weil wir mit Sheholli und Pimenta erfahrene Akteure verpflichten konnten. Dazu ist ebenso Stürmer Matar Coly zu zählen.» Der verletzte sich aber schon im ersten Testmatch. Weil Giuseppe Morello ebenfalls noch fehlt und Piementa noch nicht spielberechtigt ist, konnte Biel nur mit einem Stürmer (Siegrist) aufspielen. bmb

 

Vorbereitung

Coly und Morello sind für Biel wichtige Spieler, die offensiv mit Toren den Unterschied ausmachen. Das fehlte in der Vorbereitung, das fehlt nun ebenfalls vorerst in der Meisterschaft. «Das ist schade», sagt Zaugg und ergänzt: «Eine Ausrede ist es nicht. Wir passen das System an. Mit einem Stürmer und zwei, drei offensiveren Mittelfeldspielern.» Das System bezeichnet Zaugg derzeit mit 4-3-3. «Ich denke, dass wir insgesamt einen Schritt weiter sind als vor einem Jahr. Ich möchte aber Resultate nicht über- oder unterbewerten, zumal wir nie wussten, in welcher Verfassung sich gerade die Gegner befunden haben.» Er habe insgesamt kein schlechtes Gefühl, das Team sei stabiler und mit einem besseren Mix aus Routine und Jugend bestückt.

«Sind wir ehrlich, von der Leistung an sich her hätten wir in der Pause beim Luzern-Match 3:1 führen können.» Biel lag da nach verpassten Chancen und zwei krassen individuellen Fehlern 1:3 hinten. Trotzdem hat Zaugg dieses Spiel als Massstab genommen. «Ich erwarte, dass jeder das zeigt, wozu er fähig ist und das auch in den Trainings und vor allem in den Spielen abruft.» Die Vergleiche zu den Mannschaften in der Challenge League fehlen, die Ungewissheit ist daher wie vor jedem Saisonstart gross. Die Klubs aus den gleichen Ligen gehen sich naturgemäss in dieser relativ kurzen Vorbereitung aus dem Weg. Das gilt ebenfalls für die Teams der Super League. Biel schlug Zug und Breitenrain aus der 1. Liga klar, verlor gegen YB, Thun und Luzern ebenso deutlich. Hat aber gleichzeitig angedeutet, dass die Mannschaft spielerisch durchaus Qualitäten besitzt, um in der Liga mitzuhalten. bmb

 

Erkenntnisse

Die Erkenntnisse aus den letzten Wochen kommen bei Bidu Zaugg vor allem auch von der Weltmeisterschaft. «Ich habe den Spielern gesagt: Wir sehen jetzt viele Spiele. Schaut darauf, was gut ist und was schlecht ist. Schaut, was wir Positives aus dieser Weltmeisterschaft mitnehmen können.» Welche Mannschaften haben es letztlich geschafft? «Deutschland ist kein zufälliger Weltmeister. Die Mannschaft reifte in den letzten Jahren und erreichte nun mit dem Gedanken des Kollektivs diesen Erfolg.» Jeder wollte den Ball, weiss Zaugg. «Das ist nicht nur offensiv gemeint, das muss auch defensiv praktiziert werden.» Will heissen, Biel wird in den Zweikämpfen vermehrt Durchsetzungsvermögen an den Tag legen müssen. Mit der Vorgabe, die Zaugg in der Rubrik Kader mitteilt: «Helfen wir einander, auch Deutschland ist so von Erfolg zu Erfolg geeilt.» bmb

 

Ziele

Die Bieler haben sich interne Ziele gesetzt. Das sind nicht in erster Linie Resultate und Rangierungen. Viel eher sind es Kommunikation und Kollektivgedanken. Dies ist nur eine Lehre aus der letzten Saison, als Biel diesbezüglich Defizite verzeichnete. «Es ist nötig, dass wir uns auf dem Feld vermehrt gegenseitig behilflich sind, uns gegenseitig motivieren und auch kommunizieren», umschreibt es Zaugg. «Wir haben viele Spieler, die in ihrer Fussballerkarriere noch etwas erreichen wollen. Da kann und muss man mehr Bereitschaft erwarten, Entschlossenheit, Biss. Unser Anspruch muss sein, in jedem Match zu kämpfen und zu rennen.» Man wolle offensiv spielen mit dem Grundgedanken, dass die Defensive für den Sieg immer die eigentliche Basis bildet. «Wir müssen uns mehr gegen Niederlagen stemmen», lässt Zaugg verlauten.

Er setzt viel auf Labinot Sheholli. «Er muss selber diese Bereitschaft vorleben und Vorbild sein. Das sind meine Erwartungen an ihn.» Das allein genügt Zaugg indes nicht. «Wir wollen und müssen ausserhalb des Feldes mehr kommunizieren. Da erwarte ich Aktivitäten, die aus dem Team selber herauskommen.» Biel hat einen Spielerrat auf die Beine gestellt, mit den beiden Assistenten Morello und Sejmenovic sowie zwei noch zu bestimmende Akteuren neben Captain Sheholli. Es sind nicht lapidare Parolen, wenn Zaug sagt, «dass wir als Team auftreten müssen, dazu gehören ebenso wir Trainer. Die Türe ist immer offen. Ich will Ende Saison nicht hören, was während der Saison schlecht gelaufen ist. Da müssen wir uns vorher aussprechen und allenfalls in unserem Ablauf etwas korrigieren.» bmb

 

Gegner

Mit 21 Siegen stieg der FC Vaduz letzte Saison in die Super League auf. Die Liga ist somit offen. Lugano als Zweiter und Wil als Dritter der letzten Saison könnten jetzt profitieren. 79 Transfers wurden insgesamt getätigt, drei Trainer gewechselt. Neben Winterthur ist auch Absteiger Lausanne ein Favorit auf den Aufstieg. Es gibt acht neue Spieler, mit zwei starken Mittelstürmern. So der Franzose Kévin Dupuis und der Rumäne Cristian Ianu, letzte Saison beim FC Sion. Servette FC, die Nummer 5 in der Challenge League 2013/2014, hat in der Vorbereitung den französischen Erstligisten Evia 3:2 geschlagen. Das Team hat auch gegen Stade Lyonnais gewonnen und weist mit sechs Millionen Franken das grösste Budget auf.

Das Problem ist, dass der Klub sechs Trainer in zwei Jahren «verbraucht» hat. Stark wird auch Schaffhausen eingestuft. Es wurde der 29-jährige Mittelstürmer Federico Almerares engagiert. Zwischen August 2008 und Januar 2011 hat er mit Basel 67 Partien gespielt und 20 Tore geschossen. Fünf Jahre nach dem Abstieg ist FC Le Mont LS wieder in der Challenge League. 13 neue Akteure wurden verpflichtet. Mit dem Innenverteidiger Ibrahim Tall haben die Waadtländer einen Abwehrtank. Trotzdem, die Liga ist für den Aufsteiger eine grosse Herausforderung. Der FC Chiasso wurde letzte Saison Achter und Wohlen Neunter. Die Tessiner sind das älteste Team der Liga. Wohlen hat einige Talente verpflichtet, so Michael Weber (20) und Stürmer Giuseppe De Filippo (22). Ausserdem haben die zwei Teams viel Erfolg bei den letzten Testspielen gehabt. Zum Beispiel ein ungewöhnliches 11:0 von Wohlen gegen den FC Othmarsingen. ben

Nachrichten zu Aktuell »