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FC Biel

Der Weg ist frei für den neuen FC Biel

Mit der gestrigen Gerichtsverhandlung ist der Konkurs formell eröffnet worden. An der heutigen Medienkonferenz wird die Bieler Gruppe um Dietmar Faes den neuen FC Biel vorstellen. Es zeichnet sich ab, dass die Mannschaft in der 2. Liga regional antreten muss.

Informiert heute die Medien: Dietmar Faes will an einer PK in der Tissot Arena das neue FC-Biel-Projekt vorstellen./Copyright: Anita Vozza/Bieler Tagblatt
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Hatte die Gerichtsverhandlung vor sechs Wochen für einen praktisch vollen Saal gesorgt, stiess die gestrige Vollzugsmeldung auf bedeutend weniger Medieninteresse. Denn schon am Vorabend war das definitive Ende des FC Biel besiegelt worden. Mit einem Brief an das Regionalgericht hatte VR-Präsident Carlo Häfeli von sich aus den Konkurs beantragt und seine persönliche Präsenz an der Gerichtsverhandlung als unnötig angesehen (BT von gestern). Gerichtspräsident Balz Oberle wies das formell ungenügende Dispensgesuch ab und erklärte gestern den eigentlich rechtskräftig vorgeladenen Häfeli als säumig. Für Unmut sorgte auch das Schreiben, in dem Häfeli unter anderem die Sachwalterin angreift. «Der Inhalt ist ehrverletzend», so Oberle, der Häfeli noch einmal zur Rede stellen wird und sich eine Ordnungsbusse vorbehält.

Schlechtes Zeugnis für Häfeli

Es dürfte schwierig sein, mit dem einzigen noch verbliebenen Exponenten des alten FC Biel zu kommunizieren. Bereits die als Sachwalterin eingesetzte Transliq AG hatte in ihrem Bericht bemerkt, dass  Häfeli nicht ernstlich an einer Kooperation interessiert gewesen sei. Es habe seitens des Klubs keinen Sanierungsplan gegeben und weitere massgebende Unterlagen hätten gefehlt. Laut Oberle habe die Sachwalterin einzig eine Spielerliste erhalten, und dies auch nur mit Mühe. So sei es schwierig gewesen, seriös zu arbeiten. Dennoch mache der Abschlussbericht deutlich, dass der FC Biel überschuldet und illiquide sei und eine Sanierung aus eigener Kraft grundsätzlich ausgeschlossen. Demzufolge kam das Gericht von sich aus zum Schluss, die provisorische Stundung zu widerrufen und den Konkurs zu eröffnen. Häfeli war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar und reagierte auch nicht auf eine Combox-Nachricht. Der VR-Präsident und Mehrheitsaktionär dürfte auch privat für den entstandenen Schaden belangt werden, wie Oberle gestern bestätigte. Und auch die zurückgetretenen Verwaltungsratsmitglieder könnten in die Verantwortung gezogen werden.

Bedauern über das Ende

«Ich bedaure es für den FC Biel, die Spieler und die Stadt», sagte Oberle. Die Lohnansprüche der Spieler und Angestellten seien zwar gedeckt. Anders sieht es bei den Drittklassgläubigern aus. «Viele Leute werden zu Schaden kommen und kein Geld erhalten.» Obwohl sich das Fiasko schon länger abgezeichnet hatte, sei es berechtigt gewesen, Ende April die Tür für eine Nachlassstundung offen zu lassen und den Fall von der Sachwalterin genauer prüfen zu lassen. Oberle erinnert an das Verfahren vor 26 Jahren, als der FC Biel am Abgrund stand. «Auch damals war die Situation fast ausweglos. Wir hatten ein paar tausend Fränkli Aktive und eine Schuldenlast von 700000 Franken, und trotzdem kam es schliesslich gut.» Mit vereinten Kräften, darunter Sammelaktionen und die Hilfe von alten und neuen Sponsoren, schaute am Ende für die Drittklassgläubiger immerhin eine Dividende von 7,5 Prozent heraus. Der Klub war gerettet. «Ich hatte mir erhofft, dass auch diesmal eine Lösung gefunden würde.» Ein Wunsch, der nicht in Erfüllung gegangen ist. Der 7. Juni 2016 geht somit als schwarzer Tag in die Annalen des Bieler Fussballs ein.

Während der alte FC Biel seit gestern Geschichte ist, steht der neue bereits in den Startlöchern. Heute Morgen will die Bieler Gruppe um Dietmar Faes in einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz in der Tissot Arena das neue Projekt vorstellen. Auch Faes bedauert das Ende, das nicht zwingend gewesen sei. «Seit Januar hatten wir vergeblich versucht, mit Häfeli eine Lösung zu finden», so Faes. «Anfang Jahr hätte es allenfalls eine Möglichkeit gegeben, den FC Biel sogar in der Challenge League zu halten.» Doch Häfeli war nicht bereit, die Aktien trotz Abmachungen in Bieler Hände zu geben, versprach stattdessen Investoren und Millionen. «Jetzt haben wir wenigstens Klarheit und können vorwärtsmachen», so Faes, der vor der heutigen PK noch keine Einzelheiten bekanntgeben will.

Neuer Trainer wird vorgestellt

Laut Reglement müsste der neue FC Biel in der 2. Liga regional starten, da er über kein eigenes U18-Team verfügt (das BT berichtete). Der Klub will aber direkt in der 2. Liga interregional einsteigen. Faes meinte gestern, man müsse von der 2. Liga regional ausgehen, stehe aber noch in Verhandlungen mit dem Verband.

Während mit Faes der designierte Präsident bereits am wirken ist, wurde die personelle Besetzung des Trainer- und des Sportchefamtes noch nicht offiziell bestätigt. Seit längerem machen die Namen von Kurt Baumann und Arturo Albanese die Runde. «Wir wollen an der Medienkonferenz darüber orientieren», so Faes. Was den nach einem Konkurs notwendigen Namenswechsel betrifft, sagt Faes:«Wir haben uns noch nicht gross mit dem neuen Namen beschäftigt. Das ist aber im Moment auch unser kleinstes Problem.»

Francisco Rodríguez

Kommentare

Espresso

Das einzig zuverlässige an Häfeli ist, dass er seiner Unzuverlässigkeit bis zu allerletzt treu geblieben ist. Dieses arrogante und respektlose Verhalten dem Gericht gegenüber, noch dazu als Rechtsanwalt, ist schon starker Tobak. Ja lieber Herr Gerichtspräsident Oberle, büssen Sie diesen "Monsieur" ruhig, aber vor allem sollten Sie den vollen gesetzlichen Rahmen in aller Härte anwenden, damit Häfeli mit seinen privaten Mitteln wenigstens ein bisschen bluten muss für all das, was er dem Club und dessen Gläubigern angetan hat. Häfeli ist nicht irgend ein gescheiterter Clubpräsident der einfach Pech hatte oder der Aufgabe nicht gewachsen war, sondern von Anfang an genau wusste auf was er sich eingelassen hatte und mit egoistischem Kalkül in dieser Zeit skrupel- und respektlos alle an der Nase herumgeführt hat und mit gütiger Hilfe von Martin von Burg sogar das Regionalgericht. Spätestens diese betreffende "Aktion" kann man mMn. getrost als arglistige Täuschung ansehen. Carlo, Karl oder wie der Gauner in Walt Disney's Entenhausen, dem Kater "Karlo" war offenbar jedes Mittel recht um alle in Biel zu täuschen. Vom treuen Materialwart bis zum Stapi.


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