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«Fertig geträumt. Jetzt wollen 
wir Geschichte schreiben»

Loïc Chatton ist zum FC Biel zurückgekehrt, Grosses zu vollbringen. Heute will der Vollblutstürmer im Cup-Viertelfinal gegen Luzern ein erstes Ausrufezeichen setzen.

Torgefährlich: Loïc Chatton will heute auch den Luzern-Goalie bezwingen. Bild: Matthias Käser

Beat Moning

Kann man sich ein Stürmer-Duo Loïc Chatton und Brian Beyer vorstellen? «Ich habe Biel zugesagt, als Brian noch nicht weg war. Es wäre sicher interessant geworden», sagt Loïc Chatton. «Aber ich gönne Brian natürlich den Aufstieg in die Challenge League.» Nun hat Chatton in zwei Testspielen und je einem 45-Minuten-Einsatz drei Tore erzielt – macht sich aber keine Sorgen darüber, dass nicht auch andere treffen. «Es war für mich schon mal gut, dass ich sofort den Rhythmus gefunden und Tore geschossen habe. Da bist du als Stürmer im Kopf für den weiteren Verlauf sofort freier», so der bald 31-jährige Bieler.

Dass heute gleich bei seiner Pflichtspiel-Rückkehr ein Cup-Viertelfinal gegen einen Super-Leaguisten ansteht, begrüsst er. «Wir hatten eine gute Vorbereitung und sind heiss auf das Spiel, weil wir mit Testspielen auch nicht verbrannt sind.» Chatton wählt klare Worte, nach dem in den letzten Wochen nur dieses Spiel auch im Umfeld das grosse Thema war. «Es ist fertig geträumt. Es ist Zeit, die Antwort auf dem Feld zu geben und Geschichte zu schreiben. Wir wollen diesen Halbfinal unbedingt.»

 

Zweites Cupspiel gegen Oberklassigen

Chatton ist kein Träumer. Ihm ist klar, «dass wir das perfekte Spiel brauchen. Der FC Luzern ist unabhängig der Ausgangslage in der Meisterschaft der klare Favorit». In dieser Saison hat Chatton bereits ein grosses Spiel bestreiten dürfen. Am 14. August 2021 war es, als Solothurn den FC Zürich empfangen hatte und gleich mit 0:10 einging. Chatton spielte 45 Minuten. «Ich sehe da einen Unterschied. In Solothurn glaubten wir gar nicht so recht an eine Sensation. Wir hatten einfach Freude, dass ein Oberklassiger kam», erinnert er sich. «Mit dieser Mannschaft in Biel sehe ich seit meiner Rückkehr eine klare Siegermentalität. Wir wollen auch Freude haben, aber wir gehen aufs Feld, um zu gewinnen.»

 

Cupsieger mit Sion 2011

Das perfekte Spiel also werde es brauchen. Das Motto: «Wir müssen defensiv sicher gut stehen und vorne irgendwann ein Tor schiessen. Insgesamt müssen wir einfach geduldig bleiben.» Chatton ist heiss, weil er weiss, wie sich der Cup anfühlt. Im Cup erlebte er seinen Karriere-Höhepunkt: 2010/11, nach seinem Wechsel von Biel zum FC Sion, stand er in den Partien gegen Lugano, GC und Biel im Halbfinal im Einsatz. «Im Final gegen Xamax dann leider nur auf der Bank. Aber es war ein herrliches Gefühl.» Ein gutes Gefühl hat er auch heute. «Wir haben technisch viele gute Spieler, die ihre Freiheiten brauchen, die aber ebenso intelligent spielen können. Ich kann unseren offensiven Mittelfeldspielern sicher das eine oder andere Loch aufreissen», sagt er. Er sei schnell einmal im System integriert gewesen. Rein menschlich habe er sowieso keine Probleme gehabt. «Die meisten Spieler kannte ich schon. Dass ich 15 Jahre nach der Bieler Junioren-Zeit wieder mit François Affolter zusammenspielen kann, ist einfach unglaublich schön. Wir hatten, nach dem sich die Wege getrennt haben, immer engen Kontakt.»

Chatton hat zudem schon gegen Anthony Sirufo gespielt, als dieser noch Aktiver war. «Er war ein harter Verteidiger», erinnert sich der Bieler Stürmer. «Wir standen danach immer wieder in Kontakt. In den letzten Jahren haben wir uns wöchentlich ausgetauscht. Schön, dass es mit dem Wechsel jetzt doch noch geklappt hat.» Darüber gesprochen habe man natürlich schon zuvor. «Allerdings war ich in Solothurn gut aufgehoben. Jetzt hat es aber gepasst.» Chatton wechselte nach drei Knie-Operationen 2016 von Xamax zu Solothurn, weil er von den Neuenburgern keinen Profivertrag mehr erhalten hatte.

 

Vier Cup-Spiele, vier Bieler Siege

Loïc Chatton will mit seinen Teamkollegen heute also Geschichte schreiben. Es wäre die Fortsetzung einer Serie. In bislang vier Cuppartien zwischen Biel und Luzern resultierten nämlich vier Siege für die Seeländer: 1936/37 im 1/16-Final mit 4:3. 1960/61 im Halbfinal mit 3:1. 1963/64 im 1/16-Final mit 6:2 und 2010/11 mit 7:5 nach Penaltyschiessen im Achtelfinal.

Nun aber liegte eine Liga zwischen den Teams – und die Innerschweizer kommen nach dem Finalsieg 2021 über St. Gallen als Titelverteidiger. Aber ebenso als Tabellenletzter der Super League. Klar glaubt Chatton da an eine Überraschung. Und wiederholt sich: «Der Druck liegt ganz klar auf der Seite der Luzerner.» Aber, Chatton unterstreicht noch einmal den hohen Motivationsgrad in der Bieler Mannschaft. «Als sehr junger Fussballer träumst du von solchen Spielen. Dafür arbeiten wir fast täglich auf dem Platz», so Chatton abschliessend.

 

Letzte Cup-Hits in Biel gegen Teams der Super League

 

  • 18. August 2018. 1. Hauptrunde:

FC Biel (1. Liga) gegen die Young Boys (SL) 2:3 nach Verlängerung (YB-Ausgleich in der Nachspielzeit) . 5098

Zuschauer, Tissot Arena. Bieler Tore:

Jihed Jelassi und Mike Natoli.

  • 17. September 2017. 2. Hauptrunde:

FC Biel (2. Liga Interregional) gegen

die Grasshoppers (SL) 0:5. 3318 Fans, 
Tissot Arena.

  • 20. September 2014. 2. Hauptrunde: FC Biel (Challenge League) gegen Sion (SL) 0:1. 1470 Zuschauer, Gurzelen.

14. November 2013. Achtelfinal:

FC Biel (CL) gegen Thun (SL) 0:1 nach Verlängerung. 2336 Zuschauer,

Gurzelen.

  • 11. November 2012. 2. Hauptrunde:

FC Biel (CL) gegen St. Gallen (SL) 0:3. 2260 Zuschauer, Neuenburger 
Maladière.

  • 21. März 2012. Viertelfinal:

FC Biel (CL) gegen Sion (SL) 1:3.

3938 Zuschauer, Gurzelen.

Tor für Biel: Doudin.

  • 27. November 2011. Achtelfinal:

FC Biel (CL) gegen Servette (SL) 3:0. 2242 Zuschauer, Gurzelen. Bieler

Tore: Agonit Sallaj, Marco Mathys,

Giuseppe Morello.

  • 3. März 2011. Viertelfinal:

FC Biel (CL) gegen FC Basel (SL) 3:1. 6500 Zuschauer, Gurzelen (ausverkauft). Bieler Tore: Ramon Egli, Giuseppe Morello, Franck Etoundi.

Im Halbfinal Niederlage in Sion.

  • 21. November 2010. Achtelfinal:

FC Biel (CL) – gegen Luzern (SL) 7:5 nach Penalty. 3794 Fans, Gurzelen. Tore für Biel: Pietro Di Nardo, Max

Veloso. Penaltyschiessen: Doudin, Di Nardo, Schweizer, Doudin, Liechti. bmb

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