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FC Biel

«Ich bin stolz darauf, hier zu sein»

Der FC Biel will morgen zuhause gegen Lugano seine erste Meisterschaftshälfte erfolgreich zu Ende führen. Trainer Bidu Zaugg, der auf diese Saison hin das Bieler Team übernommen hat, zieht Bilanz.

Mit Herzblut beim FC Biel: Trainer Bidu Zaugg hat mit seiner Mannschaft noch Grosses vor. Bild: Keystone

Interview: Francisco Rodríguez

Bidu Zaugg, sind Sie mit der ersten Saisonhälfte zufrieden?
Im Grossen und Ganzen bin ich nicht unzufrieden. Die Mannschaft war neu, mit dem Schritt zur Professionalisierung sind beim FC Biel diverse Sachen geändert worden. Die Spieler mussten sich zuerst an die neuen Vorgaben anpassen, haben aber sofort gut mitgemacht. Mit zwölf Punkten sind im ersten Meisterschaftsviertel die Erwartungen erfüllt worden. In einzelnen Spielen haben wir zwar Zähler liegengelassen, handkehrum in anderen auch mit etwas Glück punkten können. Das gleicht sich jeweils aus. Ziel war es, im zweiten Viertel auf dieselbe Punktzahl zu kommen. Schlagen wir Lugano, gehen wir mit 24 Punkten in die Pause, womit die Ziele erreicht wären. Trotz den zuvor verlorenen Partien wäre es ein versöhnlicher Jahresabschluss und ein gutes Polster für die zweite Saisonhälfte, in der ich noch Verbesserungspotenzial sehe.

In den letzten vier Spielen, die Cup-Partie gegen Thun mit eingerechnet, gab es nur noch Niederlagen.
Bis auf die letzte Partie in Winterthur, wo wir nicht mehr gut waren und dennoch die beiden besten Chancen besassen, waren wir mit den Gegnern spielerisch absolut ebenbürtig. Sogar gegen das oberklassige Thun hätte die Partie ebenso gut auf unsere Seite kippen können. Gegen Schaffhausen hätten wir dem Spielverlauf entsprechend unbedingt punkten müssen und auch in Genf wäre mehr möglich gewesen.

Wie erklären Sie sich diese nicht zwingenden Niederlagen?
Hinten haben wir individuelle Fehler gemacht, die in Zukunft unbedingt vermieden werden müssen. Im Hinblick auf die Rückrunde üben wir im Training das korrekte Verhalten bei solchen Spielsituationen ein. Vorne haben wir uns zwar Chancen erspielt, sie aber in den letzten Partien nicht verwerten können. Man muss dabei aber auch sehen, dass wir nicht mehr so viel Offensivkraft wie am Anfang hatten.

Warum?
In einigen Partien spielten wir mit Morello als Spitze und dahinter Siegrist und Osmani, die ebenfalls Stürmer sind. Auf den Seiten schalteten sich auch Safari und Miani im Angriff ein. Zuletzt waren aber von den Angreifern nur noch Morello und Siegrist dabei. Leute wie Adeleke und Peyretti sind offensiv nicht so stark. Challandes und Egli auf den Seiten bringen defensive Stabilität, stürmen aber weniger nach vorne. Wir werden in der Rückrunde versuchen, wieder vermehrt offensive Akzente zu setzen. Dies hat zuletzt etwas gefehlt.

Von welchen Kriterien machen Sie Ihre Aufstellung abhängig?
Von der Form der Spieler und vom Gegner. Gegen stärkere Teams wie zum Beispiel Vaduz oder Servette müssen wir mit defensiver Stabilität entgegenhalten. Man darf dabei natürlich auch die Offensive nicht ausser Acht lassen. Es bringt aber nichts, wenn man dem Gegner ins offene Messer läuft. Offensiver richtete ich die Mannschaft gegen die schwächeren Teams wie Locarno, Wohlen oder Chiasso aus.

Ein geschossenes Tor in den letzten vier Spielen ist zuwenig.
Klar, ich bin mir bewusst, dass es offensiv eine Steigerung braucht und werde wie gesagt für die Rückrunde diesem Aspekt grosse Beachtung schenken.

Wie bringt man die Tore hin?
Ich sehe das Problem bei der fehlenden Kaltblütigkeit der Spieler, sobald es ernst gilt. Im Training machen wir viele Abschlussübungen, um diese Situationen zu simulieren. Oft gehen da die Bälle ins Tor, während es im Spiel nicht klappt. Das ist schade. Es ist ja nicht so, dass wir uns keine Chancen herausspielen würden. Wir arbeiten weiter an unserer Chancenauswertung und wollen die Automatismen trainieren, damit die Spieler vor dem gegnerischen Tor zu ihrer Sicherheit finden.

Besteht hier der grösste Handlungsbedarf im Hinblick auf die zweite Saisonhälfte?
Es gibt verschiedene Punkte, die Chancenauswertung und das Abstellen der individuellen Fehler in der Abwehr sind sicher die wichtigsten. Als Team verteidigen wir nicht schlecht und kassieren wenig Gegentore, wenn wir konzentriert agieren. Wir müssen uns aber weiter verbessern.

Auch dank Zuzügen in der Winterpause?
Wir brauchen sicher nicht viele Zuzüge. Im Gegenteil, das Kader ist tendenziell fast zu gross. Wir werden Korrekturen vornehmen müssen. Mit Janick Kamber haben wir aber einen Spieler erhalten, der Potenzial hat. Man kennt ihn, er ist schnell und kann über die Seiten Druck machen.

Grenchens Topskorer Maryan Andonov ist beim FC Biel im Probetraining. Wäre er eine Verstärkung im Angriff?
Er ist der Spielertyp, den wir schon seit Anfang Saison suchen. Ein grosser Stürmer, der vor dem gegnerischen Tor Präsenz markiert und auch mal eine Flanke verwerten kann. Jemand, den man mit einem langen Ball lanciert und der ihn dann halten kann. Andonov hätte dieses Profil. Ob er zu uns kommt, hängt aber von anderen Faktoren ab, vor allem von den Finanzen.

Vom afrikanischen Trio Ashraf, Nlend, Adeleke hat nur noch Letzterer gespielt. Wie beurteilen Sie ihre Leistungen?
Ashraf hat unsere Erwartungen nicht erfüllt. Nlend war schon letzte Saison da und bemüht sich, ist aber zu wenig stark, um uns weiterzuhelfen. Adeleke ist ein interessanter Spieler, hat es recht gut gemacht und besitzt für die Rückrunde noch Potenzial.

Wie gefällt Ihnen der Trainerjob in Biel?
Sehr gut, ich bin zufrieden, so wie es beim FC Biel läuft. Die Entscheidung für eine Professionalisierung war absolut richtig, obwohl es für einige Spieler, die neben dem Fussball arbeiten, einen zusätzlichen organisatorischen Aufwand bedeutet. Sie bemühen sich aber, immer dabei zu sein.

Sie haben GC als Trainer zum Meistertitel geführt, waren während vielen Jahren Assistenztrainer der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft und kurze Zeit sogar Interimstrainer. Im Klubfussball waren Sie auch im Ausland und haben unter anderem ein afrikanisches Team gecoacht. Was macht ein Trainer mit Ihrer Erfahrung überhaupt beim «kleinen» FC Biel?
Das ist nicht aussergewöhnlich. Ich habe Freude an diesem Job und bin stolz darauf, hier zu sein. Ich arbeite gerne mit dieser Mannschaft und erkenne Potenzial, das ich ausschöpfen will. Ich will mithelfen, den FC Biel weiterzuentwickeln und im Hinblick auf die neuen Stadien eine schlagkräftige Truppe in die Meisterschaft zu schicken. Ich bin zuversichtlich, dass der FC Biel in Zukunft eine interessante Rolle im Schweizer Fussball spielen kann.

Wie sieht Ihre Vision aus?
Ich träume davon, dass wir nach dem Einzug ins neue Stadion eine gute Mannschaft haben werden, mit der wir vorne mitspielen und den 1. Platz anstreben können. Wieso sollte es nicht auch einem FC Biel wieder einmal gelingen, in der Super League zu spielen? Wichtig wird es zunächst sein, diese beiden Saisons vor dem Umzug gut zu überbrücken und trotzdem bereits kleine Schritte nach vorne zu machen.

Dank neuem Stadion in die Super League…?
Klar ist es nicht das Stadion, das Fussball spielt. Alleine mit dem neuen Stadion ist es natürlich nicht getan. Man muss vor allem eine gute Mannschaft haben. Ich bin aber überzeugt, dass wir die aktuellen Spieler noch besser machen und das Team gezielt verstärken können, um höhere Ziele anzustreben. Wir wollen ein Wort um den Aufstieg mitreden. Das ist meine Vision. Ich freue mich auf die neuen Stadien und darauf, mit dem FC Biel etwas Grosses zu erreichen. Biel ist eine Stadt mit einem Fussballverein, der eine lange Tradition hat. Auch Thun hat seinerzeit den Aufstieg geschafft, wieso nicht Biel?

Sie haben einen Vertrag bis 2015 mit Option auf eine weitere Saison unterschrieben. Rechnen Sie fest damit, dass Sie auch im neuen Stadion den FC Biel trainieren werden?
Ich bin schon lange im Trainergeschäft und realistisch genug, um zu wissen, dass es keine Garantie dafür gibt. Läuft es unter einem Trainer gut, braucht man nicht zu diskutieren und arbeitet weiter. Wenn nicht, nützt einem auch ein langfristiger Vertrag nichts. Ich habe überhaupt kein Problem mit dieser Situation. Hat man Erfolg, dann gibt es eine Zukunft, ansonsten ist es für beide sowieso sinnvoller, die Zusammenarbeit zu beenden. Aber mein Ziel ist es natürlich, mit dem FC Biel im neuen Stadion zu spielen, das ist klar.

Welches sind Ihre nächsten Schwerpunkte in der täglichen Trainerarbeit?
Vor allem in den Spezialtrainings am Morgen haben wir an der Stabilisation, Koordination und Kraft gearbeitet. Der nächste Schritt wird sein, vermehrt in den individuellen Bereich zu gehen und auf dem Platz die Stärken der einzelnen Spieler gezielter zu fördern und ihre Schwächen auszumerzen. Dabei werden die Abschlusssituationen vor dem Tor zusätzlich zum Mannschaftstraining eingeübt. Die Individualisierung der Trainings ist für die Rückrunde ein grosses Thema.

Zunächst steht noch Weihnachten vor der Tür. Was wünscht sich der Trainer des FC Biel?
Dass wir die sportlichen Vorgaben umsetzen können und in der Pause die personellen Pendenzen bereinigen. Wir suchen die beste Lösung für jene Spieler, die bei uns kaum zum Einsatz kommen. Sie benötigen Spielpraxis, weshalb wir sie bei einem anderen Verein platzieren wollen. Weiter wünsche ich mir, dass wir ein, zwei Spieler verpflichten können, die der Mannschaft weiterhelfen. Vor allem der erwähnte Stürmertyp wäre für uns sehr wichtig. Ich hoffe, dass wir die finanziellen Mittel zusammenbringen.

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