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«Wir werden nicht experimentieren»

Der FC Biel siegt in Binningen 5:2 und schiesst sich für das Cupspiel gegen GC vom Sonntag ein. Die Zürcher ihrerseits besiegen beim Yakin-Gebrüder-Debüt 3:2 gegen Sion. Und jetzt?

Spricht die Spielersprache: Murat Yakin gestern bei seinem erfolgreichen GC-Debüt. Keystone

Beat Moning

Hakan Yakin war sauer und für Interviews kaum zu haben. Er verlor auf misslichem Gurzelen-Terrain mit Luzern gegen Biel mit 5:7 nach Penaltyschiessen. Das war 2010 und Tempi passati. Nun kommt er, als Assistent seines Bruders Murat, wieder nach Biel. Der Boden wird besser sein und der FC Biel nicht mehr so stark wie damals als Challenge-League Klub. Doch Murat Yakin macht Biel keine Hoffnung. «Der Cup ist unsere Chance, in dieser Saison etwas zu gewinnen und europäisch zu spielen. Wir werden nicht experimentieren, zumal ich gewillt bin, dass die Spieler unser System im Spiel drin festigen.»

10:0 gewann GC in der 1. Cup-Hauptrunde. Der Gegner? Romontois aus der 2. Liga interregional. Noch ohne die Yakins. Die Ausgangslage somit auch gegen Biel klar. Doch in den Zürcher Reihen warnt man vor einem nonchalanten Auftritt. Der österreichische Nationalkeeper Heinz Lindner, stellt sich jedenfalls nicht auf einen ruhigen Sonntag ein. «Es wäre fatal, mit einer solchen Einstellung nach Biel zu reisen. Du musst jeden Gegner respektieren und konzentriert die Sache angehen.» Die «Hoppers» haben mit dem 3:2-Sieg gestern gegen Sion nach zweimaligem Rückstand Moral getankt. «Die wir jetzt nicht wieder aufs Spiel setzen wollen. Unser neuer Trainer gibt neue Impulse. Er hat Einzelgespräche geführt und sich unserem Team angenommen. Wir haben hier einen guten Start hingelegt, der mich zuversichtlich stimmt», sagt der frühere Goalie von Eintracht Frankfurt und Austria Wien.

 

Der perfekte Tag
Wie es für Biel laufen könnte, zeigte Sion in der ersten Halbzeit: Zwei Chancen, zwei Tore. Effizienz spielt in Cuppartien David gegen Goliath oft eine entscheidende Rolle. Immerhin dauerte es auch in Romontois 20 Minuten, bis es erstmals einschlug. «Wir wollen die Null lange halten», blickt Kurt Baumann voraus. Er kennt Murat Yakin aus gemeinsamen Trainerlehrgängen. Baumann sah sich GC gestern am Fernsehen an: «Eine Mannschaft, die uns sicher alles abverlangen wird. Da müssen wir uns keine falschen Hoffnungen machen. Und mit dem neuen Trainer hat GC auch an Schwung gewonnen. Das hat man deutlich gesehen.» Seine Equipe werde seinerseits motiviert, möglicherweise ohne Captain Labinot Sheholli antreten, der für sein Vergehen im ersten Testmatch nun doch gesperrt werden soll. «Aber wir werden unsere Haut so teuer wie möglich verkaufen und wir erhalten womöglich unsere Chance.» Wann denn? «Wenn wir einen perfekten Tag einziehen und GC einen schlechten.» Baumann stimmt das Team ab heute ein. Am Dienstag wird gegen Breitenrain noch geprobt (19 Uhr, Tissot Arena Platz 3). Er wird einige Cup-Beispiele nennen, als Unterklassige saftige Überraschungen schafften. Etwa der Sieg von Lengnau gegen Aarau, mit Baumann in der Defensive. 1985 wars, als der Erstligist gegen das Ottmar-Hitzfeld-Team Geschichte geschrieben hat. Oder Buochs gegen die Young Boys. Vor drei Jahren gewann der interregionale Zweitligist gegen die Berner 1:0. Allerdings ist nicht anzunehmen, dass Yakin seine Mannschaft wie damals Uli Forte die YB-Equipe, auf zehn Positionen wechseln wird. «Nein, das werde ich nicht tun.» Die Gründe liegen für Yakin auf der Hand. «Wir haben zwar Moral bewiesen, aber wir haben defensiv noch gesündigt und daran gilt es weiterhin zu arbeiten.»

 

«Wir kennen Biel»
Klar komme ihm die Cupbegegnung gegen Biel entgegen, bevor es in Thun und in Lugano in einer Woche weitergeht. «Wir haben nach wie vor viel Arbeit vor uns.» Darunter versteht der ehemalige GC-Star, der 1996 mit einem Treffer dafür sorgte, dass die Grasshoppers auswärts das grosse Ajax Amsterdam besiegen konnten, auch die Vorbereitung auf Biel. «Wir haben vom FC Biel alle Informationen und lassen uns nicht überraschen. Auch wissen wir, dass die Mannschaft in der ersten Runde einen Höherklassigen (Bavois, die Red.) ausgeschaltet hat.»

Murat Yakin will das sehen, was er teilweise bereits gegen Sion vorgesetzt bekam. «Das war kein Sieg des Zufalls. Wir haben in der Offensive mit einstudierten Spielzügen Treffer erzielt und Chancen herausgespielt. Dass wir einiges schon umgesetzt haben, stimmt mich zuversichtlich.» Allerdings müsse man noch konsequenter den 16er attackieren. Biels Defensive wird am Sonntag ohne Zweifel auf die Probe gestellt.

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Stadion-Mauern kamen ins Beben
In der Pause der Partie Binningen gegen Biel wollte sich das BT in der Kabine die FC-Aufstellungen besorgen. 20 Meter vor der Garderobentür machte der Autor wieder kehrt. Kurt Baumann stauchte seine (überhebliche?) Truppe in einem Ton und Ausmass zusammen, dass die Wände zitterten. Dabei führte Biel nach einem frühen Tor von Nuzzolo mit 1:0. «Das Resultat war das Einzige, das einigermassen stimmte», sagte Baumann hinterher. In der Tat: Hinten sorglos, vorne zu wenig bestimmt und schnell spielend. Die Binninger kamen immer besser in Fahrt und zu zahlreichen Torchancen (und einem Pfostenschuss). Während Biel vorab vor dem 16er sündigte, unter anderem auch mit schwach getretenen Freistössen. Und das waren nicht wenige, weil die Basler kaum Mittel fanden, die offensiv eingestellten Bieler (mit den Stürmern Nuzzolo, Mora und K. Safari) mit fairen Mitteln zu stoppen. Die zweite Halbzeit hatte es in sich. Die Seeländer spielten von Beginn an so, wie sich das Baumann vorgestellt hatte, so, wie er das seinen Spielern vermittelt hatte. Allerdings: «Bis zum 4:0 war es wirklich gut und effizient. So stellte ich es mir vor. Aber wenn wir uns dann mit einem zehnminütigen Dauerschlaf vom Spiel verabschieden und der Gegner zwei Tore schiessen kann, gibt mir das schon zu denken», so Baumann.

Bis zum 2:0 durch Labinot Sheholli in der 65. Minute verpasste Biel indes drei, vier gute Möglichkeiten. Nach dem 3:0 durch Nuzzolo und dem 4:0 durch Mora (wie zuvor das 2:0 mit schnellen Kontern kaltblütig abgeschlossen) begann die angesprochene Phase. Nach dem fünften Treffer, wieder durch Nolan Nuzzolo, gab es aber definitiv keine Frage mehr über den letztlich klaren Ausgang. «Mit fünf Toren und drei Punkten bin ich nach dem Unentschieden gegen Dornach mehr als zufrieden», resümierte Baumann doch noch ein.

Das Spiel hackte er mit einer Teamsitzung nach Spielschluss noch mitten auf dem Spielfeld endgültig ab. «Das führte ich noch einmal aus, was ich von dieser Partie halte. Am Montag will ich keine Worte mehr darüber verlieren. Ab dann konzentrieren wir uns auf das Cupspiel.» Das möglicherweise durchaus schon im Kopf der Bieler herumgeisterte. Was zumindest die Schwächephasen erklären könnte.

Anzufügen bleibt noch, dass der FC Biel am Samstag letztmals mit Puma-Dresses und Tissot-Reklame aufgetreten ist (das BT berichtete). Ab Sonntag wird in spanischen Joma-Leibchen und neuen Sponsoren (Watch-City, Polydec SA) gespielt. bmb

Stichwörter: Fussball, FC Biel, Cupspiel

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