Sie sind hier

Abo

2. Liga regional

Wenn der Kater zu faul ist, die Maus zu erledigen

70 Minuten lang dominiert Besa Biel den FC Aarberg. Weil die favorisierten Gäste ihre Nerven jedoch nicht im Griff haben, steht es am Schluss 1:1.

Lange hatten Joep Wijler (rechts) und seine Aarberger Teamkollegen gegen Besa das Nachsehen. Bild: Lee Knipp/Bieler Tagblatt

Michael Lehmann

Zehn Minuten will Marco Aebischer seinem defensiven Mittelfeldspieler nach der Pause noch geben. Zehn Minuten und dann möchte der Aarberg-Trainer den mit Gelb vorbelasteten Yannis Köhli auswechseln. Die Hälfte der zehn Minuten ist um, als ein lauter Schrei ertönt. Richel Marzolf liegt mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden, Yannis Köhli steht schulterzuckend daneben. Der Schiedsrichter sprintet an den Ort des Geschehens und greift sich bereits in die Tasche. Statt auf die Wechselbank geht Köhli direkt unter die Dusche.

In den bisherigen 50 Minuten gleicht der FC Aarberg einer Maus, die verzweifelt versucht, dem mächtigen Kater zu entwischen und dabei immer wieder Prankenhiebe einsteckt. Gemeint ist: Der FC Besa Biel dominiert das Heimteam auf der Aarolina nach Belieben. Auch ohne die Leistungsträger Labinot Sheholli und Fatmir Bakiu, die wegen Blessuren kurzfristig aus der Startelf gestrichen wurden, setzen die Bieler die Aarberger früh unter Druck. Damit provozieren sie Fehler oder lange Bälle, die sie dann hinten souverän erobern. Besas Innenverteidiger-Duo Rexhaj und Karimi meldet Aarbergs Stossstürmer Schleiffer komplett ab und zeigt den Zuschauerinnen und Zuschauern, warum das Team nach fünf Spielen noch ohne Gegentreffer da steht.

Der im Sommer vom FC Biel zum Zweitliga-Klub gewechselte Kaua Safari sorgt in der 18. Minute per Kopf für die verdiente Führung. Die Eckball-Flanke ist von seinem Bruder Diako gekommen. Auch danach spielt sich das Geschehen praktisch ausschliesslich in der Hälfte der in jeder Hinsicht überforderten Aarberger statt. «Sie hatten keine Chance», sagt Besa-Trainer Albertoz Murtaj nach dem Spiel. «Wir wurden teils gnadenlos ausgespielt», räumt Aebischer ein.

Enttäuscht und genervt
Dann folgt auch noch der erwähnte Köhli-Ausschluss. Ein weiterer Prankenhieb für die Maus, die nun schwer atmend und in Erwartung des finalen Todesbisses am Boden liegt. Doch nun passiert etwas Erstaunliches: Weil sie schon tot erscheint, verliert der Kater das Interesse an seiner Beute.

Zwar verzeichnet Besa kurz nach dem Platzverweis noch eine Doppelchance, doch in der Folge wählen die Bieler immer öfter den Pass hinten durch, statt den Angriff zu suchen. Derweil kämpfen sich die Aarberger geradezu zurück in die Partie. Da sie spielerisch unterlegen sind, suchen sie die Zweikämpfe, sind aufdringlich und unangenehm. Das hinterlässt Spuren. Enttäuscht über die verpassten Chancen und genervt vom Gegner, der trotz seiner offensichtlichen Unterlegenheit einfach nicht aufgeben will, beginnt der Favorit aus Biel Nerven zu zeigen.

70 Minuten waren die Aarberger kaum in der gegnerischen Hälfte zu sehen. Nun setzen sie Nadelstiche: Jenni testet den noch kaum geprüften Hoti im Besa-Tor mit einem Flachschuss und Blaser tritt einen Freistoss, der durch den Strafraum und letztlich am Pfosten vorbeizischt. Aebischer treibt seine Spieler an und mahnt gleichzeitig, nicht unüberlegt anzugreifen. «Ich merkte, dass wir auch so zu unseren Chancen kommen. Hätten wir gleich alles noch vorne geworfen, wären wir sicher in einen Konter gelaufen.»

Heimberg steht goldrichtig
90 Minuten sind um und mittlerweile herrscht wieder Gleichstand, was die Anzahl der jeweiligen Spieler auf dem Feld betrifft (mehr in Infobox). Schon zum zweiten Mal stürmt Aarberg-Goalie Känel mit in den gegnerischen Strafraum, als es einen Eckball gibt. Die Flanke wird abgewehrt, die Aarberger können den Ball jedoch wieder erobern. Er wird nach aussen gespielt und nochmals in die Mitte geflankt, wo Simon Heimberg nun ganz allein steht und den Kopf hinhält. Zum ersten Mal in dieser Saison muss Besa-Hüter Hoti den Ball aus dem Netz holen, kurz darauf pfeift der Schiedsrichter das Geschehen ab. «Wir hätten die Entscheidung konsequenter suchen müssen», hadert Albertoz Murtaj. «Es fühlt sich wie ein Sieg an», sagt Marco Aebischer.

Die totgeglaubte Maus hat sich aufgerappelt und dem faulen Kater vor dem rettenden Sprung in die Höhle noch kräftig in den Schwanz gebissen.

****************************

Die Szene
In den Emotionen handelt man manchmal unüberlegt, doch selten war ein Platzverweis so unnötig wie dieser: Veli Velija lässt wenige Minuten vor Schluss – Besa führt 1:0 – seinem Frust freien Lauf, packt den soeben ins Aus gerollte Ball mit den Händen und wirft das Spielgerät über die Abschrankung weg. Der Besa-Captain scheint zuerst gar unbestraft davonzukommen, der Schiedsrichter hat die Aktion nicht gesehen. Dann meldet sich jedoch der Linienrichter und weist auf das Ballwegschlagen hin. Der bereits verwarnte Velija muss mit Gelb-Rot unter die Dusche, was den Aarbergern für den eingeleiteten Schlussspurt weiteren Auftrieb gibt.

Nachrichten zu Regionalfussball »