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«Die SBB hatten eine geniale Idee»

Gemeinderat Rolf Christen schürt Hoffnungen, dass der Busswiler Bahnhof doch noch vor 2023 behindertengerecht umgebaut wird. Die Bahn relativiert Christens Aussagen allerdings.

Der Bau einer Rampe am Busswiler Bahnhof würde zusätzliche bauliche Massnahmen erfordern. Die Frage ist allerdings, in welchem Rahmen diese liegen. Bild: Patrick Weyeneth/a

von Andrea Butorin

Es sah danach aus, als müssten die Busswiler ganz hinten anstehen, um einen behindertengerechten Bahnhof zu erhalten. Vor 2023 – der «Deadline», die das Behindertengleichstellungsgesetz vorgibt – werde wohl nichts passieren, sagten die SBB bislang auf Anfrage (das BT berichtete).

Das Problem besteht darin, dass das Busswiler Mittelperron nur via Treppe erreicht werden kann. «Die Idee ist, das Mittelperron mit einer Rampe zu ergänzen», sagte SBB-Mediensprecher Daniele Pallecchi im Februar. Aufgrund der Sicherheitsvorschriften werde deshalb das Perron verbreitert werden müssen. Daraus ergäbe sich die Folge, dass das Gleis im Perronbereich um zirka einen Meter verschoben werden müsste. Fazit:Das Verfahren wäre kompliziert, lang und teuer.

Perron muss nicht verbreitert werden

Doch nun zeigt sich:Vielleicht geht alles auch viel einfacher. «Die SBB hatten eine geniale Idee», informierte Rolf Christen, Lysser Gemeinderat für Bau und Planung (BDP), das Parlament an dessen letzter Sitzung. Die lautet, dass die Regionalzüge von und nach Bern und Biel künftig nicht zu 100 Prozent parallel halten sollen.

Wenn eine Lokomotive weiter in Richtung Lyss und die andere weiter in Richtung Biel hält, dann kommen die ein- und aussteigenden Personen dieser Züge einander nicht in die Quere, weshalb das Perron nicht verbreitert werden muss. Christen sagt:«Ich hoffe, dass diese Lösung noch vor 2023 umgesetzt werden kann.»

Zwar fahren die beiden erwähnten Regionalzüge in Busswil heute nicht gleichzeitig auf dem Mittelperron ein, die Differenz beträgt jedoch nur vier Minuten. Im Fall einer Verspätung können sich die beiden Züge, oder besser gesagt deren Passagiere, somit durchaus in die Quere kommen.

Die SBB wollen sich weder zum genannten Lösungsvorschlag noch zum Zeitpunkt äussern. «Bauliche Anpassungen sind ohnehin notwendig, damit der Bahnhof Busswil die Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes erfüllt», sagt SBB-Mediensprecher Reto Schärli. Bahn und Gemeinde würden gemeinsam eine Studie durchführen. Die Resultate lägen voraussichtlich im Laufe des nächsten Jahres vor, sagt er weiter. Einen Termin für den behindertengerechten Umbau im Bahnhof Busswil stehe noch nicht fest.

Die Planung von SBB und Gemeinde geht über die Perronfrage hinaus: «Angedacht ist, die bestehende Bahnhofsunterführung zu verbreitern und damit besser passierbar zu machen», so Christen. Die SBB und die Gemeinde Lyss wollten für dieses Projekt bis im nächsten Frühjahr eine Machbarkeitsstudie erstellen, sagt er weiter.

Bahnhofplatz soll attraktiver werden

Das Perronprojekt ist bloss eines von drei Bauvorhaben, das derzeit zum Bahnhof Busswil am Laufen ist. Nordwestlich der Gleise, im «Riedli», besitzen die SBB zwei Baufelder.  Die Bahn sei nun an die Gemeinde herangetreten mit dem Wunsch, eine Überbauungsordnung zu machen, sagt Rolf Christen. Dieser Prozess dauere rund ein Jahr. Was die Bahn anschliessend mit dem Land machen will, ist noch unklar:Konkrete Baupläne existierten derzeit keine, sagt Mediensprecher Reto Schärli.
Bei Projekt Nummer drei liegt die Federführung bei der Gemeinde Lyss:«Wir wollen eine Studie erstellen, die klären soll, wie wir den Bahnhofplatz attraktiver gestalten können», so Rolf Christen. Dafür sprach der Lysser Gemeinderat Planungskosten von 45000 Franken. Eine Idee sei etwa, die Länggasse auf das Niveau der Unterführung anzupassen und damit den Zugang zum Bahnhof niveaugleich zu bauen. «Aus Sicht von SBB Immobilien funktioniert der Bahnhof im Grundsatz, so dass kein dringender Handlungsbedarf besteht», sagt Reto Schärli zu diesen Plänen.

Wann die Parto AG baut, ist noch nicht klar

Eher in weite Ferne gerückt sind die Pläne der Parto AG, der Inhaberin der ehemaligen SBB-Lagerschuppen auf der Dorfseite des Bahnhofs. An dieser Stelle ist eine Überbauung mit Zentrumscharakter vorgesehen – die Überbauungsordnung liegt bereits vor, die Umzonung von einer Arbeits- in eine Wohn- und Gewerbezone wurde vorgenommen (das BT berichtete).

Bewilligt wurde ein dreistöckiger Bau mit Attika mit einer öffentlich begehbaren Arkade auf der Seite der Länggasse. Die untere Etage soll Läden und Gastronomiebetriebe beinhalten, die Obergeschosse Wohnungen und auch Büro- und Dienstleistungsbetriebe. Doch bei der Firma Parto AG gibt man sich nach wie vor bedeckt zu den Bauplänen:Er wisse nicht, wann gebaut werde, sagt Geschäftsführer Toradj Taheri.

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