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Wald, Förster, Holzschlag

Deshalb fällen Förster Bäume im Winter

Was geschieht in den Wäldern in der Region durchs Jahr? Das BT gibt in einer Artikelserie Einblick. Zum Auftakt führt Forstingenieur Eduard Reusser durch den winterlichen Aarberger Burgerwald.

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Brigitte Jeckelmann
Nass und kalt ist es an diesem Nachmittag im Aarberger Burgerwald. Über rund 110 Hektaren erstreckt er sich gleich neben dem Stedtli. Der Regen geht über in dicke, schwere Schneeflocken. Gross wie Nastüchter fallen sie vom Himmel, auf die Bäume, den Boden — und auf die Mütze von Eduard Reusser, Forstingenieur aus Aarberg. Reusser bewirtschaftet im Privatmandat den Wald im Auftrag der Aarberger Burger. Er stapft über den Waldboden und zeigt auf eine fast gänzlich abgeholzte Fläche. Die Baumstämme, die bis vor Kurzem noch hier standen, liegen jetzt fein säuberlich sortiert in mehreren grossen Stapeln am Wegrand. Eschen seien das, sagt Reusser, «sie waren von der Eschenwelke befallen, die seit einigen Jahren in Europa grassiert». Diese Baumkrankheit löst ein Pilz aus, dessen lateinischer Name so bösartig klingt, wie der Schaden, den er an den Bäumen anrichtet:
«Chalara fraxinea» lässt die Triebe der Bäume absterben. Bei manchen Bäumen hatte ein anderer Pilz derart gewütet, dass man wie durch die Stämme wie durch eine Röhre blicken kann. Der Pilz hat sie von innen ausgehölt. Dass Reusser den Eschenbestand in dieser Ecke des Aarberger Burgerwalds gerade jetzt fällen liess, mitten im Winter, hat einen Grund: «Die meisten Bäume waren noch nicht so stark beschädigt, dass man das Holz noch verwerten kann.» Denn die Bäume der Aarberger Burger sollen ihnen letztlich auch Geld einbringen. Reussers Aufgabe ist, den Wald so zu pflegen, dass die Natur möglichst intakt bleibt, aber der wirtschaftliche Nutzen für die Waldbesitzer dennoch nicht zu kurz kommt.
Doch viel springt heutzutage beim Geschäft im Forst nicht mehr raus, wie Richard Peter bestätigt, Präsident der Forstkommission des Burgerrats Aarberg: «Die Holzpreise sind am Boden. Wir sind froh, dass wir bis jetzt jedes Jahr eine schwarze Null schreiben können.»


Zukunftsbäume gefördert
Wozu dann der Aufwand? Man könnte den Wald doch auch einfach sich selbst überlassen? Reusser schüttelt den Kopf und lacht. «Dann würde unser Wald schon bald kein Naherholungsgebiet und für Menschen zu gefährlich sein», sagt Peter und Reusser bestätigt: «Ohne Waldpflege und
-bewirtschaftung würde bald alles zugewachsen sein.» Fussgängern würden morsche Äste um die Ohren fliegen.
Das verhindert der Forstingenieur, indem er «seine» Bäume im Auge behält, dafür sorgt, dass sie möglichst gesund wachsen können, damit sie gross und dick werden und ihre Wurzeln fest im Boden verankert sind. Dafür brauchen sie Platz. «Und zwar im Durchmesser so viel, wie die Krone misst», sagt Reusser und deutet auf mehrere riesig scheinende Ahornbäume in einem anderen Teil des Waldes. Es fällt auf, dass diese so genannten «Zukunftsbäume» in regelmässigen Abständen so frei stehen, dass ihre Kronen keine anderen Baumkronen berühren.
«Zukunftsbäume» sollen einmal erstklassiges Holz abgeben, das Reusser für die Aarberger zu guten Preisen verkauft. Sie sind wichtig für diesen Wald, ein typischer Mischwald aus Laubbäumen und Nadelhölzern, wie er überall im Seeland vorkommt: Heimisch sind hier vorwiegend Buche, Ahorn, Esche, Eiche, Linde und Kirsche. Rund die Hälfte des Baumbestands im Burgerwald besteht aus Weiss- und Rottannen. Diese fühlen sich eigentlich eher in höheren Lagen ab 800 Meter wohl. Reusser: «Unsere Vorfahren haben sie vor etwa 200 Jahren gepflanzt, weil sie als Bauholz geeignet sind und zudem schnell wachsen.»
Noch sind die Bäume in der Winterpause. Das grüne Chlorophyll aus den Blättern sowie Mineral-und Nährstoffe, ruhen in Zweigen, Stamm und der Wurzel. Der Stoffwechsel ist auf ein Minimum reduziert, das Holz enthält in der kalten Jahreszeit besonders wenig Saft und damit wenig Feuchtigkeit. Daher, sagt Reusser, fände das Abholzen vor allem dann statt. Denn für die weitere Verarbeitung sei möglichst trockenes Holz von grossem Vorteil.
Schon zeigen erste Knospen an manchen Ästen, dass der Frühling naht. Rehe mögen diese Knospen besonders. Wildtiere sind im Aarberger Burgerwald aber kein Problem. «In diesem Wald», sagt Reusser, «haben alle Platz».
 

Stichwörter: Wald, Holzbau, Förster

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