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Globalisierung

Warum Berner Holz in China landet

Wegen eines Missverständnisses beziehen die Universitären Psychiatrischen Dienste ihr Holz nicht mehr bei der Burgergemeinde Bern. Das gibt Einblicke in einen stark globalisierten Markt, wo China eine grosse Rolle spielt.

Ein Waldarbeiter zersägt Buchenholz. Wegen mangelnder Nachfrage im Inland wird vieles davon nach China verschifft. Bild: Sibylle Hunziker

Michael Bucher

Wer in Bern Brennholz beziehen will, kann dies unter anderem beim Holzplatz der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD) tun. In Lohnarbeit sägen und spalten dort betreute Mitarbeitende mit IV-Rente Holz. Rund 500 Kubikmeter Brennholz verarbeiten und verkaufen die UPD so pro Jahr. Rund ein Drittel davon bezog die Institution während über zehn Jahren bei der Burgergemeinde Bern mit ihren gut 3600 Hektaren Waldbesitz. Seit diesem Jahr ist dem nicht mehr so, wie ein Holzkauf vor Ort zeigte.

Die UPD bestätigen dies. «Die Burgergemeinde wollte den Preis deutlich anheben», sagt Res Hertig, Direktor des Zentrums Psychiatrische Rehabilitation der UPD. Die Verantwortlichen empfanden ihn als zu hoch. «Den Grund für die Preiserhöhung kenne ich nicht», sagt Hertig. Gestaunt habe er schon ein bisschen, da viele Holzverkäufer über den allgemeinen Preisdruck klagen würden.

Einmaliger Aufpreis

Die Burgergemeinde bestätigt, dass sie bei der letzten Offerte an die UPD einen höheren Preis für Buchenbrennholz verlangte, und zwar 80 Franken pro Kubikmeter statt den marktüblichen rund 60 Franken. Doch das sei ein Ausnahmefall gewesen, sagt Stefanie Gerber Frösch, Kommunikationsverantwortliche der Burgergemeinde Bern.

Der Aufpreis sei fällig geworden, weil ein ausserordentlicher Holzschlag nötig gewesen wäre. Ansonsten orientiere man sich am Marktpreis. Laut ihr könnten die UPD also gegenwärtig ihr Brennholz wieder zu den gewohnten Preisen bei der Burgergemeinde beziehen.

Auch dass die Preise am Boden seien, stellt die Burgergemeinde bei ihren Holzverkäufen nicht fest, insbesondere bei Laubbrennholz. Ein Überangebot bestehe etwa bei Nadelholz, welches Opfer von Sturm- und Borkenkäfern wurde.

Es scheint so, als hätte es bei den letzten Verhandlungen zwischen Burgergemeinde und UPD einige Unklarheiten gegeben. Wie dem auch sei, der Wegfall der Brennholzlieferungen durch die Burgergemeinde sei «kein Drama» gewesen, sagt Res Hertig von den UPD. «Wir haben neue Anbieter gefunden, welche uns das Brennholz für den bisherigen Preis liefern» – darunter etwa der Staatsforstbetrieb des Kantons Bern.

Auf dem UPD-Holzplatz ging das Gerücht um, wonach das nicht bezogene Holz nach China verschifft werde. Die Burgergemeinde weist dies zurück. Nicht generell falsch ist jedoch, dass Buchenholz der Burgergemeinde in China landet.

Was auf den ersten Blick unerhört scheint, ist in Tat und Wahrheit gang und gäbe im Schweizer wie auch im gesamteuropäischen Holzhandel. Die Buchen werden dabei jedoch nicht als Brennholz nach China exportiert, sondern als sogenanntes Stammholz. Dieses dient der Herstellung von Möbeln und Parkett. Mit einem Marktpreis zwischen 75 und 95 Franken pro Kubikmeter ist es auch einträglicher als Brennholz.

«In der Schweiz besteht praktisch keine Nachfrage mehr nach Buchenstammholz», hält Gerber Frösch fest. Das bestätigen auch zahlreiche Experten. In ganz Europa wird – wenn überhaupt – nur noch makelloses Buchenholz verwendet. Das heisst: Lediglich ein kleiner Bruchteil des Buchenstammholzes aus den Schweizer Wäldern wird effektiv noch hier verarbeitet.

China gilt als Hauptabnehmer

Laut dem Jahresbericht 2017 der Schweizer Holzhandelszentrale ging von den insgesamt 38 000 Tonnen exportiertem Buchenholz rund die Hälfte nach China. Das entspricht rund 22 000 Kubikmetern. Wie die Burgergemeinde liefert auch der Staatsforstbetrieb des Kantons Bern Buchenholz in den Fernen Osten, wie dessen Leiter Michael Gloor auf Anfrage bestätigt. Der Kanton Bern ist immerhin der grösste Waldbesitzer der Schweiz. «Wir würden nicht nach China exportieren, wenn es in der Schweiz einen Abnehmer dafür gäbe», sagt er.

Die Burgergemeinde betont, dass der Grossteil ihres Buchensortiments (66 Prozent) in Bern bleibe und für die Fernwärmeerzeugung genutzt werde. Nur ein kleiner Teil ihres Holzes lande schlussendlich in China. Dies geschieht über die grosse Holzhandelsfirma «WM-Holz». Sieben Prozent (675 Kubikmeter) des Buchensortiments verkaufe man an den Exporteur mit Sitz in Möriken AG, heisst es bei der Burgergemeinde. Laut einem SRF-Bericht sammelt die Firma aus weiten Teilen der Deutschschweiz das Buchenholz. 90 Prozent davon wird exportiert, vor allem nach China. 2000 Container verschifft das Unternehmen so pro Jahr via Rotterdam in den Fernen Osten.

Die Zahlen zeigen, wie stark globalisiert der Holzmarkt ist. «Man kann sich schon fragen, wie sinnvoll es ist, Holz aus der Schweiz um die halbe Welt zu verschiffen», meint Michael Gautschi, Direktor von Holzindustrie Schweiz. Ökologisch seien solche Seefracht-Transporte jedoch gar nicht so schlimm. «Das Holz wird in die Container geladen, mit denen Waren aus China in die Schweiz verschifft werden», so Gautschi. Somit müssten diese nicht leer zurückreisen.

Stichwörter: Holz, China, Globalisierung

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