Julie Gaudio/pl
Am 23. Juli wurde das Olympische Feuer in Tokio entzündet. Wenige Tage zuvor machte der Geist von Pierre de Coubertin, dem Erneuerer von Olympia, in Biel Station. Dort fand an der Murtenstrasse 41 die Eröffnung des Restaurants Le Coubertin by Benizio statt. In der Seeländer Gaststätte werden keine Medaillen verteilt, dafür umso mehr Herzlichkeit. Den Gastgebern Benjamin Huber und Patrizio Giardino ist das vertraute Lächeln gemeinsam, das sieggekrönte Sportkameraden im Stadion austauschen. Die Unternehmer in den Dreissigern freuen sich auf den erfolgreichen Start ihres Abenteuers: «Nach dem ersten Monat sind wir sehr zufrieden. Unsere Nachbarn sind zu Stammgästen geworden, und das Echo aus der Kundschaft ist vielversprechend.»
Benjamin Huber und Patrizio Giardino sind seit Langem befreundet. Beide haben ihre Kochlehre gemeinsam in Ipsach absolviert. Danach trennten sich ihre Wege. Erst im letzten Sommer trafen sie wieder aufeinander: «Wir entdeckten unseren übereinstimmenden Wunsch, ein Restaurant zu führen, wo der Gast im Mittelpunkt steht», erzählt Patrizio. Benjamin ergänzt: «Es geht uns nicht darum, die Konkurrenz zu übertreffen; wir wollen nur anders sein.»
Als exklusives Angebot stellen die Geschäftspartner ihre Wurstwaren selbst her. Dafür kaufen sie ein ganzes Schwein und ein Black-Angus-Rind aus Freilandhaltung bei einem Seeländer Landwirt. «Wir verarbeiten das Fleisch zu Trockenwurst, Speck, Schinken und Coppa», präzisiert Benjamin Huber. Diese Köstlichkeiten werden den Gästen zum Afterwork-Apéritif gereicht. Dabei spiele es keine Rolle, welches Getränk bestellt wurde. «Zum Kaffee passt die Beilage eher nicht», schmunzelt Patrizio Girardino.
Die beiden Gastronomen stellen sich auf die zeitgemässen Erwartungen des Publikums ein. So bieten sie eine Auswahl an alkoholfreien Cocktails an, die von den hochprozentigen Klassikern kaum zu unterscheiden seien. Ebenso stehen vegetarische und vegane Gerichte auf der Speisekarte. Auf Wunsch trägt das «Coubertin» den Bedürfnissen von Gästen mit Allergien und Unverträglichkeiten Rechnung. Dazu ergänzt Benjamin: «Bei uns hört die vegetarische Küche nicht beim Gemüseteller auf: Wir servieren auch andere fleischlose Speisen.»
Die Weinkarte des Lokals präsentiert ein abwechslungsreiches und preiswertes Sortiment. Rund 30 europäische Flaschenweine mit Schwerpunkt Italien stehen zur Wahl. Auch Bielersee-Tropfen kommen nicht zu kurz.
Die beiden Geschäftspartner blicken auf etliche Jahre Erfahrung als Küchenchefs zurück. Dennoch haben sie sich für eine Arbeitsteilung entschlossen: Benjamin Huber steht am Kochherd; Patrizio Giardino betreut die Gäste. Die Entwicklung der Speisekarte besorgen sie stets gemeinsam, «damit die Vorschläge jedes einzelnen einfliessen können».
Die Gastwirte zählen auf fünf fest Angestellte und zwei saisonale Mitarbeitende. Im «Coubertin» gilt für alle die Devise: «Gäste sind keine Tischnummern. Wir achten sie als Persönlichkeiten mit all ihren Eigenschaften.»
Patrizio hat eine Vorliebe für Bistros im traditionellen Stil, wo der Wirt jeden Gast beim Namen kennt und gerne zum Schwätzchen aufgelegt ist. «Klar werde ich eine Gruppe, die unter sich bleiben möchte, nicht mit einer Ansprache stören», relativiert der Verantwortliche für den Service.
Bevor die beiden ihr Lokal öffneten, wurde kräftig entstaubt. Die Innendekoration erhielt ein paar persönliche Noten: «Wir haben die Bonsaipflanzen und zwei Fotos von Biel mitgebracht», erzählt Patrizio. Auf der Terrasse haben die Inhaber eine kleine Garten-Sitzgruppe eingerichtet. Zum lauschigen Plätzchen mitten in der Stadt meint Benjamin Huber: «Wir haben das Glück, dass unser Restaurant nicht an einer Hauptverkehrsachse liegt.»
