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Coronavirus

Das grosse Aufatmen

Noch kurz den Bus erwischen – und die Maske zuhause vergessen? Genau das befürchtet man bei den Verkehrsbetrieben Biel. 
Doch in der Region überwiegt klar die Zustimmung.

Symbolbild: Keystone

Während die Maske aus Läden und Innenbereichen von Restaurants, aus öffentlichen Einrichtungen, von Veranstaltungen und vom Arbeitsplatz verschwindet, muss der Mund-Nasenschutz im öffentlichen Verkehr weiterhin getragen werden – und zwar voraussichtlich bis Ende März.

Überrascht sei man von diesem Entscheid nicht, sagt Sarah Walter, Mediensprecherin bei den Verkehrsbetrieben Biel (VB). «Wir akzeptieren den Entscheid des Bundesrats. Aber natürlich haben wir gehofft, dass die Maskenpflicht früher aufgehoben wird.» Es werde wohl nicht einfach, dass die Fahrgäste weiterhin eine Maske dabei haben – und sei es nur, weil sie schlicht nicht mehr daran denken.

Walter schlägt damit in dieselbe Kerbe wie Ueli Stückelberger, Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr. Nach dem Entscheid des Bundesrats sagte dieser auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, dass die Akzeptanz für die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr abnehmen könnte. Er hätte es bevorzugt, wenn die Massnahmen überall gleichzeitig aufgehoben worden wären. Denn die Sonderlösung im öffentlichen Verkehr sei viel schwieriger zu kommunizieren.

 

Hilft die Gewohnheit?

Romina Ryser, Mediensprecherin bei der Aare Seeland mobil AG, teilt diese Befürchtung nicht. «Die Fahrgäste sind es sich so sehr gewöhnt, Maske zu tragen, dass ich mir darüber keine Sorgen mache.» Sie sieht das Ganze pragmatisch: Der öffentliche Verkehr sei im Juli 2020 als erster von der Maskenpflicht betroffen gewesen. Und jetzt sei man eben auch einer der letzten Bereiche, in denen sie wieder aufgehoben wird.

Bei den Bieler Verkehrsbetrieben liegt die Auslastung gemäss Sarah Walter noch immer 15 bis 20 Prozent unter dem Wert vor Corona. Der ÖV habe es in den letzten zwei Jahren sehr schwer gehabt. Die Leute hätten vermehrt ihr eigenes Auto benutzt, seien zu Fuss gegangen, statt den Bus zu nehmen, oder seien aufs Velo ausgewichen. Die VB seien auf die Aufhebung der Maskenpflicht im ÖV angewiesen, um wieder mehr Fahrgäste zu verzeichnen. «Die Frage lautet natürlich grundsätzlich: Wird es jemals wieder so wie vor Corona?», sagt Walter. Schliesslich hätten viele Leute ihr Verhalten geändert. Und wer sich kürzlich ein E-Bike gekauft habe, werde wohl nicht so schnell wieder auf die tägliche Busfahrt umsteigen.

 

Eine echte Erlösung

Abgesehen von den weiterhin von der Maskenpflicht betroffenen Transportbetrieben ist die Freude über den gestrigen Entscheid auch in der Region sehr gross. «Es ist eine absolute Erleichterung, dass das Personal nicht mehr acht Stunden am Tag eine Maske tragen muss», sagt ein Mitarbeiter des Bieler Ladens Marmelade. Besonders im Sommer habe er dies als Tortur empfunden.

Mehrere befragte Personen haben sich daran gestört, dass die Maske unreine Haut begünstigt. Die Aufhebung der Pflicht am Arbeitsplatz sei deswegen eine echte Erlösung, so Teresa Paulo von der Koch Optik Biel. Als Brillenträgerin habe sie zudem immer wieder mit beschlagenen Gläsern zu kämpfen gehabt. Doch auch die Arbeit mit der Kundschaft vereinfache sich. Schliesslich erschwere die Maske die Wahl einer neuen Brille.

Fabian Engel, Präsident der Sektion Biel-Seeland/Berner Jura des Handels- und Industrievereins des Kantons Bern (HIV), sagte gegenüber Radio «Canal 3», dass man die Aufhebung der Maskenpflicht hundertprozentig begrüsse. «Die Leute sind es müde geworden, am Arbeitsplatz Masken zu tragen.» Man verfüge nun wieder über mehr Gestaltungsmöglichkeiten, was die Arbeit der Mitarbeitenden in den Büros angehe. Gleichzeitig sei es wichtig, nicht zu schnell alle Vorsichtsmassnahmen über Bord zu werfen. Als Geschäftsführer der Engel AG habe er im eigenen Betrieb eine Explosion von Quarantäne- und Isolationsfällen miterlebt, die es zum Teil sehr erschwert hätten, die normalen Arbeitsprozesse aufrecht zu erhalten.

 

Fasnacht ohne Umzug

Weiterhin Maskenpflicht gilt im Spitalzentrum Biel – was ganz im Sinne des Direktors Kristian Schneider ist. «Wir haben viele Patienten mit einem geschwächten Immunsystem. Bei diesen müssen wir Infektionen auf jeden Fall verhindern.» Aus diesem Grund sei das weitere Maskentragen völlig angebracht. Dennoch verspürt Schneider eine «grosse Erleichterung», man könne jetzt endlich aus einer schwierigen Phase austreten, die den Spitalalltag stark geprägt habe.

Einer Grossveranstaltung, die schon bald über die Bühne geht, steht nun definitiv nichts mehr im Weg: Die Bieler Fasnacht findet wie geplant vom 3. bis 6. März statt – und zwar wie angekündigt auf einem eingezäunten Festgelände auf der Esplanade. An diesem corona-konformen Konzept – man ging bei der Planung von der Zertifikatspflicht aus – ändert auch der gestrige Bundesratsentscheid nichts. «Es wäre viel zu viel Arbeit, innert so kurzer Zeit noch einen Umzug auf die Beine zu stellen», sagt Reto Rey, Vizepräsident der Faschingszunft Biel.

Immerhin falle nun die Zertifikatskontrolle weg und alle Menschen könnten an der Fasnacht teilnehmen. Sowieso zähle vor allem, dass das grosse Fest überhaupt durchgeführt werden könne – anders als in vielen anderen Städten, die ihre Fasnacht zum wiederholten Mal ganz absagen mussten. Carmen Stalder

Stichwörter: Biel, MAsken, Corona, Bus, öV, Verkehr

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