Sie sind hier

Abo

Nidau

Der Wechsel im Schloss

Etwas wehmütig und wohl auch erleichtert gab gestern Regierungstatthalter Werner Könitzer sein Amt ab. Sein Nachfolger Philippe Chételat freut sich zwar, schien aber auch nervös.

  • 1/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 2/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 3/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 4/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 5/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 6/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 7/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 8/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 9/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 10/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 11/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 12/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 13/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 14/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 15/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 16/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 17/18 Bilder: Pedro Rodrigues
  • 18/18 Bilder: Pedro Rodrigues
zurück

Eva Berger

Es ist ein seltenes Ereignis, das sich gestern im Schloss Nidau zugetragen hat: 21 Jahre ist es her, seit hier zum letzten Mal ein Regierungstatthalter verabschiedet und ein neuer willkommen geheissen worden ist. Eine offizielle Amtsübergabe ist indes selten besonders aufregend – schliesslich ist alles schon gesagt, Nachfolger schon längst bekannt, Verdienste schon oft zitiert. Entsprechend kurz dauerte es gestern, als Regierungspräsident Christoph Neuhaus am Vormittag den Regierungsstatthalter Werner Könitzer verabschiedete und das Amt an Philippe Chételat übergab. Auch das Publikum war überschaubar: Die Journalisten machten den grossen Teil aus, den Rest bildeten zwei Vertreter der kantonalen Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion und der Vize-Regierungsstatthalter.

Feierlich war der Anlass dennoch. Das lag sicher auch an der Ehrwürdigkeit des Rittersaals im Schloss Nidau und dem Kerzenlicht der Weihnachtsdekoration. Vor allem aber waren die Reden von Könitzer, Neuhaus und Chételat nicht sture Beamtenvorträge sondern kurze, herzliche Danksagungen, gespickt mit wenigen Anekdoten.

Pragmatisch, souverän
Einen vollständigen Überblick über Könitzers Amtszeit zu geben, hätte den Rahmen gesprengt. 21 Jahre lang war er Herr im Schloss Nidau. In dieser Zeit gab es vier Reformen auf kantonaler Ebene, die das Regierungsstatthalteramt betrafen. Die wichtigste war sicher jene von 2010, als die Zahl der Regierungsstatthalter von 27 auf zehn reduziert wurde. Damit wurde Könitzer 18 Jahre nach Amtsantritt als Regierungsstatthalter des deutschsprachigen Amtsbezirks Nidau Statthalter des deutlich grösseren, zweisprachigen Verwaltungskreises Biel.
«Du warst nie der Landvogt von Nidau, sondern ein Vermittler in wichtigen Situationen und pragmatisch in der Problemlösung», attestierte Neuhaus dem jetzt Abtretenden. Wie pragmatisch er sei, habe sich beim Grossereignis Expo.02 gezeigt. Könitzer habe es beispielsweise geschafft, dem Arteplage-Chef in allerletzter Sekunde eine verschwitzte Baubewilligung für den Bau einer Brücke zu beschaffen. Und er habe dabei die Ruhe zu keinem Zeitpunkt verloren. Auch bei den «heissen Eisen», die er angerissen habe, sei er souverän gewesen. Ohne Könitzer gäbe es etwa das neue Prostitutionsgesetz nicht. Ein grosser Verdienst.

Vom Statthalter zum Prinzen
Ins Detail über seine Zeit im Schloss ging Könitzer selber nicht. In seinem Kopf befinde sich noch viel mehr, als es die Aktenberge vermuten lassen, sagte er. Er lasse sein Wissen in homöopatischen Dosen seinem Nachfolger zukommen. «Du hast es in deinem Amt mit den besten Leuten zu tun. Und gleichzeitig mit den am wenigsten guten», so Könitzer an die Adresse von Philippe Chételat. Als Regierungsstatthalter müsse er den richtigen Umgang mit den verschiedenen Menschen der Gesellschaft lernen. Sorgen scheint sich Könitzer um seinen Nachfolger aber nicht zu machen, stellt er ihm doch auch 20 Jahre im Amt in Aussicht. Er findet aber, dass es danach Zeit für eine Regierungsstatthalterin wäre.

Etwas nervöser als sein Vorgänger schien Chételat aber gestern zu sein. Laut Neuhaus hat er schliesslich jetzt die schönste Zeit seines Lebens hinter sich: jene zwischen Wahl und Amtsantritt. Natürlich, er werde das Beste geben, sagte Chételat, er wolle die hohe Qualität in diesem Amt gewährleisten. Und er freue sich sehr auf seine Arbeit im Schloss.

Könitzer räumt derweil noch das Büro. Bis um Mitternacht vom letzten Tag des Jahres bleibt er verantwortlich. Langweilig wird ihm auch danach kaum werden: Er ist Grossvater, bleibt Präsident des Schlossmuseums Nidau, Verwaltungsratspräsident des FC Biel und, ganz wichtig, er ist Karnevalsprinz 2014.

 

Zehn Regierungsstatthalter im Kanton Bern
• Im Kanton Bern gibt es zehn Verwaltungskreise, denen je ein Regierungsstatthalter vorsteht.
• Regierungsstatthalter erteilen beispielsweise Baubewilligungen, entscheiden über Beschwerden gegen Entscheide der Gemeinden, beaufsichtigen die Verwaltung, die Feuerwehren, Vormundschafts- und Polizeibehörden der Einwohnergemeinden, Burgergemeinden und Kirchgemeinden. Sie ordnen die fürsorgerische Freiheitsentziehung oder den Strafvollzug an und koordinieren bei Katastrophen.
• Die Regierungstatthalter nehmen so eine Brückenfunktion zwischen den einzelnen Kantonsteilen und der Regierung in Bern ein.
• Neben der Reform der dezentralen Verwaltung war Werner Könitzer in seiner Amtszeit auch mit zwei Justizreformen und zuletzt mit der Einführung der neuen Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden konfrontiert.

Nachrichten zu Biel »