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Kommentar

Es trifft wieder einmal die Falschen

Beim Gezanke um das Rückkehrzentrum in Bözingen gerät in den Hintergrund, um was es eigentlich geht: nämlich um die Menschen, die seit Monaten oder teils Jahren in den Containern neben der Autobahn leben.

Carmen Stalder, Leitung Region

Was passiert mit ihnen, wenn das Zentrum Ende Juli schliesst? Hat der Kanton bis dahin einen alternativen Standort in Biel gefunden, sodass die Kinder in ihren Schulklassen verbleiben können? Angesichts der Schuldzuweisungen zwischen Stadt und Kanton ein schwieriges Unterfangen. Müssen die Familien in eine unterirdische Zivilschutzanlage ziehen, wo die Lebensbedingungen noch schwieriger werden, als sie es schon sind? Oder werden sie im ganzen Kanton auf bestehende Unterkünfte verteilt und damit aus dem Umfeld gerissen, das sie sich hier aufgebaut haben? Die Menschen im Rückkehrzentrum sind abgewiesene Asylsuchende, welche die Schweiz verlassen müssen – was sich in vielen Fällen aus verschiedenen Gründen als unmöglich erweist. So oder so haben sie ein Recht darauf, hier ein menschenwürdiges Leben zu führen. Umso stossender ist es, wenn diese Menschen zum Spielball der Politik werden. Sowohl der Kanton Bern als auch die Stadt Biel begründen ihr Handeln damit, zum Wohle der Kinder agieren zu wollen: Der Kanton will das Containerdorf behalten, damit die Kinder weiterhin die reguläre Schule besuchen können. Und die Stadt will dasselbe Zentrum verbannen, weil die Mädchen und Jungen dort kein kindgerechtes Leben führen können. Wahrscheinlich liegen beide Seiten nicht ganz falsch. So richtig abnehmen kann man das Engagement für die Kinder aber weder dem Kanton noch der Stadt. Vielmehr stehen wohl politische Interessen im Vordergrund.

carmen.stalder@bielertagblatt.ch

Carmen Stalder, Leitung Region

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