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Randnotiz

Keine Pizza für Polizisten

Der Dienst geht vor, und das auch beim besten Essen. Unsere Redaktorin Carmen Stalder wurde in einem Bieler Restaurant Zeugin von einer grossen kulinarischen Enttäuschung für acht Polizeibeamte.

Die Pizzen der Polizisten mussten leider unberührt bleiben. Symbolbild: Pixabay

Mittwochabend im Restaurant à la Diligence in Biel. Ich treffe mich mit drei Freunden, um die vergangenen Sommerlager unseres Vereins zu besprechen und die nächsten Monate zu planen. Im warmen Licht der Stofflampen machen wir unsere Notizen und geniessen dazu griechischen Salat, Tzatziki und ein kühles Bier.

Unüberhörbar klingelt die Glocke an der Eingangstür und zwei Polizisten betreten das Restaurant. Sie tragen ihre Uniform und sind bewaffnet mit Schlagstock und Pistole. Dienstpause. Kaum haben sie ihre Bestellung abgegeben, klingelt es wieder. Eine weitere Polizistin und ihr Kollege treten ein.

Gleich gegenüber dem «Diligence» befindet sich die Polizeiwache von Biel. «Das ist wohl ihre Stammbeiz», spekuliere ich, und bestelle noch ein Bier. Meine Vermutung wird bestätigt, als sich weitere vier Uniformierte an den langen Tisch setzen.

Mittlerweile ist die Dämmerung der Dunkelheit gewichen. Alle Uniformierten haben etwas zu Essen bestellt und warten auf ihre Speisen. Der Lärmpegel ist hoch, mit Sprücheklopfen wird die Wartezeit überbrückt. Interessiert wandern unsere Blicke zum Nachbartisch hinüber, wo das Rauschen und Piepsen der Funkgeräte die stete Alarmbereitschaft der Polizisten deutlich macht.

Dann endlich wird ihnen das Essen serviert. Teller mit Mousaka, Souvlaki und riesigen Pizzas werden an den Tisch gebracht. Voller Vorfreude lässt ein Polizist die Pfeffermühle über der Pizza kreisen und schneidet sich den ersten Happen ab.

Gerade als er die Gabel an seinen Mund führt, bricht Unruhe aus. Die Funkgeräte schlagen Alarm. Hastig packen die Polizistinnen und Polizisten ihre Sachen und verlassen fluchtartig das Restaurant. Nur wenige Sekunden später sitzt niemand mehr am langen Tisch. Nur die vollen Teller stehen noch da, und die Pizza, an der ein einziger Bissen fehlt.

Welch unglücklich gewählter Beruf! Unser Mitleid ist ausgesprochen gross. Denn die Pizza, die sieht richtig lecker aus. Und wird jetzt kalt. Carmen Stalder

E-Mail: cstalder@bielertagblatt.ch

Kommentare

Georges

@Zokama Es ist beschämend wie Sie diesen Beruf, ja mein Herr es ist ein schwieriger BERUF, herabstufen. Vielleicht werden Sie anders denken und argumentieren, wenn Ihnen etwas zustösst und Sie die Polizei, um Hilfe bitten. Auch sehe ich nicht, wo jemand eine "Schuld" trägt, einen Beruf zu wählen...


ligerius47

Eigentlich sollte so etwas nicht vorkommen. Die Polizisten kennen ihre Pausenregelung und haben sicher nicht mit einem Alarm gerechnet bei dem alle Diensthabenden unverzüglich in den Einsatz müssen. Für die Kantons Polizeibeamten war die Änderung zur Einheitspolizei auch nicht einfach. Die Stimmung im Polizeikorps war zeitweise schlecht. Regierungsrat Hans-Jürg Käser hat das ganze im Schnelltempo durchgezogen. Heute würde die Bevolkerung und vermutlich auch die Polizeibeamten dieser Einheitspolizei nicht mehr zustimmen. Einige Kantone haben die Zeichen erkannt und verzichten auf dieses Einheitsflickwerk. Gespart wurde nämlich hauptsächlich beim Personal, und eventuell auch bei der Pausenregelung.


Zokama

nicht der Rede wert von C.Stalder über so ein Schicksal der Polizisten zu schreiben. Diese sind ja selber schuld, denn sie haben diesen "Beruf" gewählt. Es gibt grössee "Schicksals" auf dieser Welt.


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