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Gottesanbeterinnen

Appetit auf Fische

Riesige Augen, lange Fühler und Flügel wie von einem Raumschiff: Keine Frage, wie Ausserirdische sehen sie aus, die Gottesanbeterinnen. Jetzt haben Forscher Erstaunliches entdeckt.

Die zusammengefalteten Fangbeine der Gottesanbeterin erinnern an eine betende Person. Symbolbild: Pixabay

Angelika Lensen

Manche haben Zacken wie vorsintflutliche Drachen, andere besitzen Stacheln wie ein Tiefseeungeheuer. Wieder andere sehen aus wie trockenes Laub, ein Grashalm oder ein Stück Baumrinde. Kurzum: Gottesanbeterinnen sind eigenartige Tiere. Aber eines haben alle gemeinsam: die einzigartigen Fangbeine, mit denen sie jagen, blitzschnell ihre Beute packen und sie festhalten. Liegen sie auf der Lauer, verharren sie stundenlang mucksmäuschenstill in derselben Haltung und falten ihre Vorderbeine vor der Brust zusammen. Das sieht dann aus, als würden die Insekten, die zu den Fangschrecken gehören, beten. Und deswegen haben sie auch den Namen Gottesanbeterinnen erhalten.

 

Kopf dreht in alle Richtungen
Gottesanbeterinnen heissen wissenschaftlich Mantodea. Sie leben überall auf der Welt, mit Ausnahme der kalten Polargebiete. Aber die meisten der etwa 2400 bekannten Arten bevorzugen warme Länder in tropischen und subtropischen Regionen. Sie sind mit sechs kräftigen Fangbeinen ausgestattet und einem Kopf, den sie in alle Richtungen drehen können, damit sie immer den Überblick haben.

Gottesanbeterinnen ernähren sich im Allgemeinen von kleinen Insekten. Es wurden aber auch schon Gottesanbeterinnen beobachtet, die sich mal ein Vögelchen, eine Eidechse, einen Frosch oder sogar eine Schildkröte einverleibten. Letztes Jahr jedoch wurde ein ganz aussergewöhnliches Exemplar beobachtet. Diese Fangschrecke hatte scheinbar Appetit auf Fisch. Zum ersten Mal wurde eine Gottesanbeterin beim Angeln von kleinen Fischen beobachtet. Das betreffende Männchen angelte in einem kleinen Tümpel in Indien nicht weniger als neun Guppy-Fische aus dem Wasser. Um die Guppys fangen zu können, versuchte er, sich an Seerosen und Blattrosetten festzuhalten, die im Teich wuchsen. Auf diese Weise angelte er die Guppys an die Oberfläche und verspeiste sie dann.

Auffallend ist, dass sich die Gottesanbeterin als ausgezeichneter Jäger im Dunkeln erweist, denn das Tier schaffte es alle neun Fische bei Sonnenuntergang oder sogar später am Abend zu fangen.

 

Lust auf Abwechslung
Aber warum will eine Gottesanbeterin eigentlich Fisch fressen? Die Forscher nennen dafür mehrere Gründe. Beispielsweise haben die Guppys einen hohen Nährwert. Darüber hinaus konnte sich die Gottesanbeterin erinnern, wo es viel von dieser Beute gab. Und schliesslich war es für das Insekt keine grosse Anstrengung, das Tier herauszufischen. Warum soll also nicht auch mal eine Gottesanbeterin Lust auf mehr Abwechslung beim Essen haben? Schliesslich wollen wir ja auch nicht jeden Tag Nudeln mit Tomatensauce essen!

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