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Tiere

Auch Mäuse galoppieren

Wer hätte gedacht, dass so etwas wie der Galopp wissenschaftlich untersucht wird. Forscher haben dabei herausgefunden, dass auch Nilpferde galoppieren. Aber nur unter Wasser.

Symbolbild: Pixabay

Angelika Lensen

Wer an Galopp denkt, denkt auch sofort an Pferde. Die edlen Tiere beherrschen sogar zwei verschiedene Arten von Galopp: den etwas verhaltenen Handgalopp – auch Kurzgalopp genannt – und den härteren normalen Galopp. Hunde und Katzen können auch galoppieren, ebenso wie Wölfe und Geparden. Aber was ist mit Elefanten? Giraffen? Mäusen und Igeln? Und können wir Menschen eigentlich selbst galoppieren?


Wie definiert man Galopp?
Das ist eine Frage der Definition. Die zahllosen wissenschaftlichen Artikel über die Gangart von Tieren sind nicht eindeutig. Einige definieren Galopp als Gangart mit schwebendem Moment. Im Gegensatz dazu stehen das Gehen und Traben, bei dem immer mindestens ein Bein den Boden berührt.


Mit beiden Hinterbeinen
Aber es gibt auch Gangarten mit einem schwebenden Moment, die nicht als Galopp zählen. Zum Beispiel die Sprünge von Eichhörnchen und Hasen. Sie stossen sich mit beiden Hinterbeinen gleichzeitig ab, schweben für einen Moment und landen dann entweder mit beiden Vorderbeinen gleichzeitig oder nacheinander. Manchmal wird das dann als «springender Galopp» bezeichnet.

Eine weitere Definition von Galopp spricht von vier Kontaktmomenten: Alle vier Füsse berühren nacheinander den Boden. Aber das passt wieder nicht zum Handgalopp, weil der nur drei Kontaktmomente kennt. Denn der zweite und dritte Pferdehuf berühren dabei gleichzeitig den Boden.


Sogar Mäuse können galoppieren
Nimmt man die weiteste Kombination an Definitionen, dann können fast alle vierbeinigen Säugetiere galoppieren. Das wurde schon in einem wissenschaftlichen Fachartikel im Jahre 1988 berichtet. «Persönlich betrachte ich die Sprünge von kleinen Säugetieren als eine Variante des Galopps», meint John Bertram von der University of Calgary. «Das kleinste Säugetier, das wirklich galoppiert, ist – soweit ich weiss – die Elefantenspitzmaus», sagt er. «Diese Maus hat auffallend lange Beine für ihre Grösse.»

Die Beinlänge ist sehr wichtig; Galopp erfordert eine bestimmte Beugung und Streckung der Wirbelsäule, weiss Naomi Wada, Professorin für Systemphysiologie an der japanischen Universität von Yamaguchi. «Es ist schwieriger, diese Bewegung mit relativ kurzen Beinen auszuführen», sagt Wada. «Ich habe noch nie einen Igel galoppieren sehen. Selbst untersuchen wir Zwergmäuse. Die können nicht galoppieren; sie springen.» «Es gibt auch Säugetiere, die nie alle vier Beine gleichzeitig auf dem Boden haben», berichtet Frietson Galis, Entwicklungsbiologe am Naturalis Biodiversity Center im niederländischen Leiden. «Zum Beispiel Elefanten und andere schwergewichtige Säugetiere. Wenn ein so schweres Tier mit einem Schlag auf dem Boden aufkommt, würden alle möglichen Dinge kaputt gehen. Darum haben sie immer mindestens ein Bein am Boden.»

Das gilt aber nicht für Nashörner: Sie galoppieren sehr wohl – im Gegensatz zu Nilpferden. «Unter Wasser galoppieren aber auch Nilpferde», fügt Galis hinzu. «Dann haben sie nämlich kein Problem mit ihrem Körpergewicht.»


Menschen können nur traben
Und Menschen? Darüber sind die Meinungen geteilt. Manche sagen, man braucht auf jeden Fall vier Beine zum Galoppieren. Joggen und Rennen sind jedenfalls kein Galopp, auch wenn es einen Schwebemoment gibt. Unser Lauf ist gleichbedeutend mit Traben, bei dem das linke und rechte Bein immer die Führungsposition wechseln. Beim Galopp hingegen ist immer dasselbe Bein vorne. Das tun Menschen von Natur aus nicht – nur wenn sie bewusst einseitig hüpfen – z.B. Kinder, wenn sie «Pferd» spielen.

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