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Auf der Jagd nach Kichererbsen

Wenn Sie schon immer alles über Kichererbsen wissen wollten, dann sollten Sie hier weiterlesen.

Niklaus Baschung

Niklaus Baschung

Ansonsten gibt es angesichts der zahllosen Schreckensnachrichten aus aller Welt, die tagtäglich auf uns herunterprasseln, keinen Grund sich mit Kichererbsen zu beschäftigen.

Wenn wir etwa an Roger Federer denken müssen und sein Knie, das wichtigste Ereignis in diesem Jahr, schrecklich solche Schicksale, oder an den Fussballer Lionel Messi, der so viel verdient, dass ihn sich nur noch Ölscheichs oder russische Oligarchen leisten können? Furchtbar, wie dieser Messi im Fernsehen hat weinen müssen, weil er gezwungen wurde, seinen Club zu wechseln, um dort noch mehr Geld zu verdienen. Unmenschlich.

Und jetzt auch noch die Topmeldung der letzten Tage über das Pferd, das so heisst wie dieser Schauspieler ... Clooney, genau. Der ist verletzt, also das Pferd.

Da bleibe ich lieber bei den Kichererbsen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der vegetarischen Gerichte meiner Frau und stehen deshalb auf dem Zettel, den ich gerade im grossen Einkaufszentrum in den Händen halte. Eine Büchse Kichererbsen. Das letzte Mal fand ich sie zwei Regale vor dem Tierfutter, zusammen mit anderen Büchsen wie Linsen oder Bohnen. Diesmal sind die Hunde- und Katzennahrungen ... ja, wo sind die denn? Der ganze Einkaufsrayon wurde offenbar neu geordnet. Nichts ist mehr am selben Platz. Hat sich wohl ein Verkaufsstratege selbstverwirklichen müssen!

Zum Glück ist logisches Denken meine ganz grosse Stärke: Ich suche daher zuerst nach dem Hundefutter und arbeite mich dann langsam in Richtung Grünzeug vor. Und tatsächlich – nach fünf Minuten finde ich das Futter für unseren Hund. Schade, dass ich schon einen Vorrat für drei Monate angelegt habe. In den benachbarten Regalen sind jedenfalls keine Kichererbsen zu sehen. Kommt der Name Kichererbsen eigentlich von Kichern? Lachen sich die Erbsen irgendwo versteckt krumm, während ich nach ihnen fahnde?

Haaa da sind sie ja, die Büchsen – mit Linsen – doch von ihren Verwandten, den kichernden Erbsen, keine Spur.

Eine junge Mutter mit ihrem kleinen Bub im Einkaufswagen irrt ebenfalls herum. Plötzlich zeigt der Knirps mit dem Händchen nach oben und ruft: «Lampe, Lampe.» «Ja, das ist eine Lampe», antwortet die Frau gestresst. Und ich bin sowas von gerührt. «Lampe» ist das erste Wort überhaupt, das unser Sohn einst gesprochen hat. Meine Frau behauptet heute zwar, sein erstes Wort habe «Mama» gelautet. Scheint mir aber eher unwahrscheinlich, in einem Einkaufszentrum gibt es viel mehr Lampen als Mamas.

Jedenfalls wird kein Kind jemals als erstes Wort «Kichererbsen» aussprechen. Denn diese befinden sich aktuell, nach viertelstündiger Suche, im selben Regal wie die Ananasscheiben.

Sogar das kleinste Kind und seine Mama können erkennen, dass wir hier meilenweit von einer vernünftigen, logischen Ordnung entfernt sind.

Stichwörter: Neulich, Kichererbse

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