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Carte Blanche

Bis heute arbeiten 
die Frauen gratis

Jaja, gleiche Leier jedes Jahr – Frauen beklagen sich darüber, dass ihre Arbeitsleistung finanziell weniger gewürdigt wird als diejenige von Männern. Artikel 8, Absatz 3 der Bundesverfassung wurde 1981 in Kraft gesetzt – und seither nicht konsequent umgesetzt.

Myriam Heidelberger Kaufmann, Präsidentin Business & Professional Women Switzerland; Club Biel

Myriam Heidelberger Kaufmann

Frauen arbeiten bis zum heutigen Tag, dem 22. Februar, gratis, während Männer für gleichwertige Arbeit bereits seit dem 1. Januar Lohn erhalten. Wir sprechen von einer Differenz von 14.6 Prozent. Das ist vergleichbar damit, wenn das Taschengeld Ihrer Tochter 8,55 Franken beträgt, dasjenige des gleichaltrigen Sohnes jedoch 10 Franken.

Es liegt daran, dass Berufe, die eher von Frauen ausgeübt werden, weniger gut finanziell honoriert werden. Auch daran, dass Gebären, Erziehungsarbeit, Betreuungsarbeit und Soziale Arbeit nicht als bezahlte Arbeit gelten. Und auch daran, dass Frauen bei Beförderungen weniger berücksichtigt werden als Männer, und so die Führungsetage im wahrsten Sinn des Wortes die Chefetage ist.

Manche sagen: «Der oder die Beste gewinnt» – was nicht immer stimmt. Frauen werden bei der Vergabe von Führungspositionen weniger berücksichtigt, weil ihre Lebensläufe weniger gradlinig, sondern origineller sind als diejenigen von Männern, weil sie anders als Männer agieren und weil zumeist Männer über die Kaderstellenbesetzung entscheiden. Jeder und jede Vorgesetzte sucht sich Gleichgesinnte – enge Zusammenarbeit bedingt ein gutes Verständnis füreinander.

Da Männer und Frauen grundverschieden sind, verändern geschlechtergemischte Führungsgremien die Firmenkultur. Nachhaltig und zum Besseren. Denn nur paritätische Gremien finden Lösungen, die der ebenfalls paritätischen Gesamtbevölkerung entsprechen.

Wird das aktuelle Tempo beibehalten, dauert es noch viele Jahre, bis Gleichstand erreicht wird. Wohlweislich Gleichstand – nicht Gleichstellung! Denn von Gleichstellung ist erst dann zu reden, wenn die «minimalen» Lohnunterschiede nicht nur auf Kosten der Frauen ausfallen. Bis dahin braucht es Quoten, ob wir die mögen oder nicht. Sie stellen «Stützrädli» dar, ohne die kaum ein Kind Fahrradfahren lernt. Regelmässige Erhebungen der Lohnstrukturen in Firmen stellen ein erprobtes Mittel dar um systemische Diskriminierungen aufzudecken und zu beheben.

Und es braucht Männer und Frauen, die bereits heute Gleichstellung leben. Sie ecken an, fallen auf und bereiten somit den Weg für die Generationen nach ihnen. Ihnen allen steht mit BPW eine starke Partnerin zur Seite, die sich dem Thema der Gleichstellung im Beruf angenommen hat und beharrlich dafür einsteht.

Info: BPW (International Federation of Business and Professional Women) vereint weibliche Führungskräfte, Unternehmerinnen und Verantwortliche aus Wirtschaft, Politik, Bildung und anderen Bereichen.

kontext@bielertagblatt.ch

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