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Game-Review

«Assassin's Creed Origins»: Rachegeschichte im alten Ägypten

Nach zwei Jahren Abwesenheit kehrt die erfolgreiche Abenteuer-Reihe zurück. Die Pause hat der Marke eigentlich sehr gut getan. Doch der harzige Spieleinstieg verlangt sehr viel Toleranz.

«Assassin's Creed Origins»: Rachegeschichte im alten Ägypten, Bilder: zvg
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Simon Dick

Die ersten Spielstunden sind eine Qual. Ohne grosse Hintergrundinformation wird man in die Rolle des Protagonisten gedrückt. Schnell soll man die anfangs verwirrende Steuerung kennenlernen und wird gleichzeitig mit langweiligen Storyfetzen gefüttert. Auch die Optik mag zu Beginn gar nicht verzücken. Emotionslose Gesichter und viele technische Mängel, so hat man sich die ersten Stunden gar nicht vorgestellt. Als man auch noch zuerst kleine Nebenmissionen bewältigen muss, bevor es dann zur eingemachten Story weitergeht, sinkt die Lust zum Weiterspielen markant. Doch «Origins» schafft schliesslich die Wende und man darf froh und auch bisschen stolz sein, wenn man die langweiligen ersten Spielstunden über sich ergehen liess.

Endlich hochklettern
«Assassin's Creed Origins» beginnt wahrlich ohne erzähltechnische und spielerische Spektakel. Doch hat man sich mit der überfrachteten Steuerung, den vielen neuen Kampfmechanismen und mit der überhäuften Spielwelt angefreundet, kann es dann endlich losgehen. Und wenn man schliesslich zum ersten Mal vor einer grossen Pyramide steht und hochklettern darf, hat man sich mit den Entwicklern versöhnt und man will den Controller gar nicht mehr ablegen.

Zurück zu den Wurzeln
Der Spieler oder die Spielerin schlüpft in die Rolle von Bayek, ein Beschützer des alten Ägyptens. Klingt zuerst nicht so spektakulär, doch dieser junge Mann wird schliesslich dafür sorgen, dass sich die geheime Bruderschaft der Assassinen formiert. Das ist jene Gruppe, die schon seit Anbeginn der Game-Reihe gegen die Unterdrückung der Völker in verschiedenen Zeitepochen kämpft. «Origins» geht also zu den Wurzeln zurück und erzählt, wie alles begann. Das ist nicht nur schöner Fanservice, sondern auch spannend.

Wunderschönes Setting
Die Geschichte bietet also im Grunde genau das, was man von einem Titel der Reihe auch erwartet. Als auserwählter Freiheitskämpfer versucht man das ägyptische Volk vor vielen aggressiven Eindringlingen zu befreien, stellt sich gegen die lokale, blutrünstige Obrigkeit und geht zusätzlich auf einen mörderischen Rachefeldzug, weil Familienmitglieder zur Strecke gebracht wurden. Eigentlich nichts Neues in diesem Universum, doch jenseits der bekannten Grunddramaturgie überzeugt dieses Spiel durch sein aussergewöhnliches Setting. Wenn man grosse Pyramiden erkunden darf, sich in düstere Gräber schleicht und auf Schatzsuche geht, kommt Stimmung auf, die zusätzlich mit einem herrlichen Soundtrack untermalt wird.

Es gibt sehr viel zu tun
Blühende Oasen, staubtrockene Wüsten und malerische Berglandschaften sorgen für sehr viel Abwechslung in diesem gigantischen Spiel. Denn schaut man sich die Karte einmal genauer an, fühlt man sich fast schon gestresst. Wer soll das alles denn nur spielen, fragt man sich. Das riesige Reich bietet nicht nur eine spannende Geschichte, sondern auch viele, viele Nebenmissionen, die bestreitet werden dürfen. Alleine wenn man ohne grosses Ziel durch die Wüsten reitet und die Wettereffekte auf sich wirken lässt, können unzählige Spielstunden vergehen. Daneben gibt es Gegenstände einzusammeln und Geheimnisse zu entdecken. Kurz: Das Spiel hat einen dermassen gigantischen Umfang erhalten, dass man monatelang damit beschäftigt sein wird. Da stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis definitiv.

Sehr vieles richtig gemacht
Fazit: Auch wenn der Einstieg überhaupt nicht gelungen ist, «Origins» wird von Spielstunde zu Spielstunde besser. Die Charakterisierung des Helden gewinnt zwar keinen Preis, aber die Rachegeschichte und die persönliche Motivation des Protagonisten werden mit der Zeit anschaulich vermittelt. Wer also hauptsächlich eine interessante Geschichte im alten Ägypten erleben möchte, kommt auf seine Kosten. Wer richtig in die Welt von Pyramiden und Co. abtauchen will, darf zahlreiche Nebenmissionen bewältigen, Gegenstände sammeln und seinen Spielfigur stets verbessern. Grösster Pluspunkt ist die dichte Atmosphäre. Wenn man minutenlang auf der Spitze einer Pyramide stehen bleibt, die Kamera frei dreht und einfach nur staunt, haben die Entwickler sehr vieles richtig gemacht.

«Assassin's Creed Origins» ist erhältlich für Playstation 4, Xbox One und PC. Freigegeben ab 18 Jahren.


 

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