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Gametipp

Ein Horrortrip, den man nicht vergessen wird

Es ist kurz, aber intensiv. Das Virtual-Reality-Game «Transference» lässt viele Fragen offen. Das ist aber auch gut so. Ein Erfahrungsbericht.

In diesen Räumen wohnt das Grauen, Bild: zvg
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Simon Dick

Herrgott im Himmel, was muss ich denn jetzt eigentlich genau machen? Ich schleiche um ein mysteriöses Haus herum und versuche in das Gebäude zu gelangen. Schon in den ersten Minuten verzweifle ich. Was will dieses Spiel von mir?

Ich will das nicht!
Es ist dunkel, Stimmen dringen in mein Ohr, flüstern irgendwas. Als ich endlich das erste Rätsel gelöst habe und mich in einem Treppenhaus vorfinde, möchte ich gar nicht erst weitergehen. Doch ich muss. Das Ziel: Die Wohnung im ersten Stock. Oder ist es der zweite Stock? Und warum ist es so verflucht düster? Während ich versuche in das Apartment zu gelangen, ertönen wieder diese Stimmen. Und ich bin mittendrin. Ich schwitze unter der VR-Brille. Aber da muss ich jetzt durch.

Mysteriöse Videos
Als ich endlich in der Wohnung angekommen bin, komme ich erstmals etwas zur Ruhe. Die Stimmen sind weg. Vorerst. Aber ich fühle es, dass hier zwischen diesen Wänden Schreckliches geschehen ist. Videoaufzeichnungen mit realen Filmszenen, die ich regelmässig finde, untermauern meine Vermutung. Ein durchgeknallter Wissenschaftler hat seinem Sohn irgendwas angetan. Und parallel leidet seine Frau Höllenqualen. Was genau passiert ist und wer zum Teufel ich eigentlich bin, gilt es nun herauszufinden.

Was muss ich tun?
Ich irre durch die chaotische Wohnung, lande immer wieder in der Küche, die Dreh- und Angelpunkt von allem zu sein scheint. Ich betätige den Lichtschalter, der mich dann entweder in eine Paralleldimension oder in die Vergangenheit schickt. Auch nach dem Ende des Spiels weiss ich immer noch nicht genau, wo ich da regelmässig gelandet bin.

Unter den ständigen Hilfeschreien, die aus der Kehle des verschwundenen Sohnes kommen, versuche ich Rätsel zu lösen und stehe oft auf dem Schlauch. Was muss ich genau tun? Ich weiss es nicht. Und das ist das Wunderbare an «Transference». Es wirft mich in eine Welt, wo ich selber klar kommen muss. Ich fühle mich verloren und die VR-Brille unterstützt dieses Gefühl. Ich bin alleine.

Nette Schockmomente
So irre ich denn durch die Wohnung, erkunde auch mal einen Garten und lese diverse Zeitungsartikel, die mich noch mehr verwirren. Ich löse simple Rätsel, suche Schlüssel oder ein Passwort, irre dann aber auch schon mal lange herum, bis ich auf die Lösung komme. Dabei ist «Transference» nie unfair, sondern hat diesen knackigen Schwierigkeitsgrad.

Ich mache mir bei netten Schockmomenten fast in die Hose, werde immer wieder von Stimmen terrorisiert, finde weitere, sehr obskure Videoaufzeichnungen, laufe mit gefundenen Gegenständen durch die Wohnung und verirre mich auch schon mal zwischen den Dimensionen.

Intensiver Rausch
«Transference» versetzt mich in einen Rausch, dem ich mich nicht entziehen kann, nicht entziehen will. Einen Schönheitspreis gewinnt dieses Spiel nicht, aber die etwas grobkörnige Optik erfüllt ihren Zweck bestens. Nach etwa vier Stunden ist es dann leider auch schon vorbei. Gut so, denn länger hätte ich es nicht ausgehalten.

Was genau in diesen vier Wänden passiert ist, weiss ich immer noch nicht. Ich habe zwar eine Ahnung, bin aber nicht sicher. Das mag unbefriedigend sein, aber diese Unsicherheit, diese Möglichkeit der eigenen Interpretation macht «Transference» so faszinierend. Das Spiel hallt noch lange in mir nach.

Ein herrlicher Horrortrip
Fazit: «Transference» ist leider schnell durchgespielt. Nach ca. vier Stunden flimmert der Abspann über den Bildschirm und man hat ganz viele Fragen im Kopf. Wer genau war ich und was zur Hölle ist da eigentlich passiert? Dieser freie Interpretationsraum ist denn auch die Faszination und die Motivation für ein erneutes Durchspielen ist gross. Wer übrigens kein Fan von Virtual Reality ist oder keine solche Brille besitzt, darf das Spiel auch normal auf dem Bildschirm geniessen. Das ist dann weniger intensiv, aber es bleibt auch da mit Sicherheit ein herrlicher Horrortrip.

«Transference» ist erhältlich für Playstation 4, Playstation VR, Xbox One, Oculus Rift, HTC Vice und PC. Freigegeben ab 16 Jahren.


 

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