Sie sind hier

Technik

Maschine verkauft Maschine

Der Roboter Pepper des japanischen Telekommunikationsriesen Softbank verkauft Kaffeemaschinen. Er ist der erste, der menschliche Gefühle lesen kann.

Der Roboter Pepper des japanischen Telekommunikationsriesen Softbank verkauft Kaffeemaschinen, Bild: zvg/nbcnews

von Susanne Steffen, Tokio

Über diese Behandlung können sich die Kunden nicht beschweren. «Beantworten Sie einfach meine Fragen, dann sage ich Ihnen, welche Kaffeemaschine am besten zu Ihnen passt», fordert Pepper die junge Frau auf. «Welche Sorten Kaffee trinken Sie am liebsten?», legt der 1,20 Meter kleine Roboter mit der piepsigen Kinderstimme nach. Auf dem Tablet-Bildschirm, den er vor der Brust trägt, erscheinen drei Antwortmöglichkeiten.

Nestlé setzt auf Roboter
Weil die Frau gern nach Lust und Laune entscheidet, ob sie Cappuccino oder Latte trinkt, empfiehlt Pepper die Maschine Dolce Gusto, deren Funktionen er gleich mithilfe seines TabletComputers erklärt. «Und, wie finden Sie das?», schliesst er seinen kleinen Vortrag und lässt seine runden Augen ein paar Mal grün aufblinken.

Seit Anfang der Woche arbeiten die ersten vier Roboter in Tokio für den weltgrössten Lebensmittelkonzern Nestlé. Bis Ende nächsten Jahres sollen insgesamt 1000 Robo-Verkäufer japanische Kunden in Elektronikläden und Kaufhäusern für Nestlés Kaffeemaschinen begeistern.

In nur eineinhalb Jahren haben Peppers Erfinder von der Robotics-Tochter des Telekommunikationskonzerns Softbank nach eigenen Angaben den ersten Roboter entwickelt, der menschliche Gefühle lesen kann. «Wir wollten keinen Menschen imitieren, sondern einen Roboter kreieren, der Dinge kann, die Menschen nicht vermögen», sagte Chefentwickler Kaname Hayashi dem Magazin «Toyo Keizai».

Um Pepper eine faszinierende Persönlichkeit zu geben, heuerten die Entwickler Talentsucher der berühmtesten Agentur des Landes an. Modernste künstliche Intelligenz und Stimmerkennungsprogramme helfen ihm, etwas wie Charisma zu entwickeln.

80 Prozent dessen, was sein Gegenüber sagt, verstehe Pepper mittlerweile, sagen seine Entwickler. Dank seiner Speicherkapazitäten in der sogenannten Cloud kann der Roboter Gesprächsdaten speichern und mit seinen Klonen austauschen. Bei jedem Gespräch lernt er dazu. Genau wie ein Verkäufer aus Fleisch und Blut auch.

Seit Juni dürfen 74 Roboter mit einem unerschöpflichen Vorrat an belanglosen Gesprächsthemen Kunden in Softbank-Läden belustigen. «Hast du mich gestern im Fernsehen gesehen?», quatscht ein Pepper-Klon einen Mann an, der im Softbank-Laden in Tokio Ginza Mobiltelefone betrachtet. Als der Kunde schüchtern «Ja» antwortet, arbeitet Pepper auf die Pointe hin. «Wo bin ich schöner, hier oder im TV?», hakt er nach. «In echt gefällst du mir besser», erwidert der Mann. «Hab ich mir gedacht, im TV sehe ich immer so dick aus», kommentiert der Roboter – sein Gesprächspartner prustet los.

Vielfältige Anwendung
Ab Februar will Softbank Pepper als Hausroboter verkaufen. Dann soll er Kinder und einsame Alte belustigen. Pepper kann aber mehr. So soll er Pflegeheimbewohnern helfen, geistig fit zu bleiben. In Gesprächen testet er, ob der Patient Symptome einer Demenz zeigt. Und mit Quizfragen und Gesprächen über alte Zeiten wird er den Pflegeheimbewohnern die Zeit vertreiben.

Nachrichten zu Digital »