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Interventionstudie

Social Media wirken wie Suchtmittel

Wissenschafter der Karl Landsteiner Privatuniversität Krems identifizieren suchtartiges Verhalten bei Verzicht auf Social Media-Nutzung.

Symbolbild: Pixabay

Bereits ein siebentägiger Verzicht auf Social Media wie Facebook und Whatsapp reicht in vielen Fällen aus, Entzugserscheinungen zu erzeugen, wie sie auch Suchtmittel verursachen können. Dies ist das Ergebnis einer heute international veröffentlichten Studie österreichischer Wissenschafter.

Tatsächlich konnten klassische Entzugserscheinungen wie ein deutlich gesteigertes Verlangen, Langeweile sowie ein Einfluss auf positive und negative Stimmungslagen identifiziert werden. Am überraschendsten war jedoch, dass es 90 von 152 Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht einmal schafften, die sieben Tage Social Media-Abstinenz durchzuhalten ohne «rückfällig» zu werden, heisst es in der Medienmitteilung.


Nomen est omen
Social Media sind für sehr viele Menschen Teil ihres Sozialverhaltens – und damit ihres Alltags – geworden. Wie und wann Menschen Social Media nutzen, wurde daher bereits umfassend untersucht. Wenig weiß man jedoch über die Reaktion solcher Nutzerinnen und Nutzer auf eine Abstinenzphase. Wie sehr fehlt ihnen die Nutzung – und was sind die Konsequenzen eines solchen «Entzugs»? Diesen Fragen sind zwei Wissenschafter der Karl Landsteiner Privatuniversität Krems (KL Krems) und der Universität Wien, Österreich, nachgegangen – und fanden aus der Suchtforschung bekannte Antworten, heisst es weiter.


Abhängigkeit
«Tatsächlich führte schon ein siebentägiger Verzicht auf Social Media bei den Probandinnen und Probanden zu leichten Entzugserscheinungen, wie wir sie vom Suchtmittelgebrauch kennen» erklärt einer der Studienautoren, Prof. Stefan Stieger vom Department Psychologie und Psychodynamik der KL Krems. «Insbesondere stieg das Verlangen – die Gier – nach der Nutzung von Social Media in der Abstinenzphase stark an. Ein Effekt, der sogar dann noch messbar war, als Social Media bereits wieder genutzt werden durften.» Auch Langeweile und das Empfinden eines signifikant gesteigerten sozialen Drucks, die Nutzung von Social Media wiederaufzunehmen, traten ein. Letzteres entstand aus dem Gefühl heraus, dass Freundinnen und Freunde den Austausch auf Social Media von einem erwarten würden. «Das Spüren eines sozialen Drucks», erläutert Prof. Stieger, «ist umso erstaunlicher, als es den Probandinnen und Probanden erlaubt war, andere Kommunikationskanäle wie SMS und Email zu nutzen.»

Insgesamt nahmen an der Studie 152 Personen im Alter von 18 – 80 Jahren teil – davon 70 Prozent Frauen. Über 1'000 Personen haben die Einladung zur Teilnahme wahrgenommen, davon haben aber nur zirka 30 Prozent überhaupt Interesse gezeigt und sich schlussendlich nur knapp 15 Prozent zur Social Media-Abstinenz bereit erklärt, heisst es in der Pressemitteilung.


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Über die Karl Landsteiner Privatuniversität Krems
Die Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL) ist Wegbereiterin und Katalysatorin für zukunftsorientierte, gesellschaftlich relevante Lehr- und Forschungsbereiche in der Medizin, Psychologie und den Gesundheitswissenschaften. In der Forschung konzentriert sich die KL gezielt auf Nischenfelder in gesundheitspolitisch relevanten Brückendisziplinen wie der Medizintechnik, der Psychologie und Psychodynamik sowie dem Thema Wasserqualität und den damit verbundenen gesundheitlichen Aspekten. Die KL wurde 2013 gegründet und von der Österreichischen Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung akkreditiert, heisst es weiter. mt

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