Sie sind hier

Abo

Unterhaltung

Starke Technik wartet auf Inhalte

Gegen Ende des Jahres bringen Sony und Microsoft ihre neuen Spielkonsolen auf den Markt. Für das Hardware-Duell wird technisch aufgerüstet, um besondere Welten zu erschaffen. Exklusive Spiele sind aber noch Mangelware.

Xbox Series X: Die kommende Xbox sorgt mit ihrem schlichten Design für viel Gesprächsstoff, Bild: zvg

Simon Dick

Für Sony und Microsoft wird 2020 ein wichtiges Jahr. Beide Konzerne wollen ihre neuen Spielkonsolen pünktlich zur Vorweihnachtszeit zum Kauf anbieten. Einige technische Details wurden bereits verraten, während viele Fragen vorerst noch unbeantwortet bleiben. Klar ist nur, dass für beide Firmen sehr viel auf dem Spiel steht. Sony will den Thron verteidigen, während Microsoft aufholen muss. Derweil scheint Nintendo dem Säbelrasseln entspannt zuzusehen.

Sony will sich treu bleiben
Die aktuelle Playstation 4 kam 2013 auf den Markt und wurde mehr als 106 Millionen Mal verkauft. Trotz Erfolg war für Sony klar, dass eine Nachfolger-Konsole nur eine Frage der Zeit war. Hinter verschlossenen Türen werkelte der Konzern schon lange an der nächsten Hardware-Generation, um die Vormachtstellung auf dem Markt zu behalten.

Eine wirklich revolutionäre Technik wird es kaum geben. Die Playstation 5 soll eine sehr schnelle Festplatte bekommen, wodurch die Ladezeiten von Spielen sehr kurz ausfallen werden. Eine solche Benutzerfreundlichkeit wird schon lange vermisst. Natürlich wird die neue Konsole auch grafisch beeindruckende Welten erschaffen. Ein neuer Grafikchip soll eine 8K-Auflösung möglich machen, um sehr scharfe Bilder wiederzugeben. Zudem soll die Playstation 5 Raytracing unterstützen. Dies ist eine Technik, die sehr realistische Lichteffekte ermöglicht.

Weiterhin wird es wieder ein Bluray-Laufwerk geben und 3D-Audio soll unterstützt werden, um die Spielerinnen und Spieler akustisch mitten in ein Spiel zu transportieren. Der Controller soll zwei neue Tasten auf der Rückseite und einen kleinen OLED-Bildschirm mit Touchscreen-Funktion auf der Vorderseite erhalten. Auch eine neuartige Vibrationsfunktion könnte es geben.

Abwärtskompatibilität ist bei Sony ein grosses Thema. Die Playstation 5 soll auch Videospiele für die Playstation 4 abspielen können. Dadurch würde sich die Spielebibliothek massiv vergrössern, da zum Start einer neuen Konsole meistens nicht sehr viele Titel erhältlich sind (siehe Zweittext unten). Unsicher ist noch, ob die neue Playstation softwaretechnisch zu jeder vorherigen Generation kompatibel sein wird. Dies wünschen sich viele Spielerinnen und Spieler schon lange, um zum Beispiel die alten Spiele von der ersten Playstation zu konsumieren.

Am meisten dürfte jedoch interessieren, wie denn nun die neue Playstation aussehen wird. Von der Playstation 5 gibt es momentan nur Konzeptzeichnungen, die durchs Internet geistern und von Sony nicht bestätigt wurden. Auf die Enthüllung muss man allerdings nicht mehr lange warten. Denn bereits Anfang Februar will Sony angeblich an einem speziellen Event das Design und weitere Details enthüllen. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft soll die Spielkonsole dann auf den Markt kommen und zwischen 400 und 500 Franken kosten.

Microsoft überrascht und verwirrt
Im Gegensatz zur Konkurrenz hat Microsoft die Katze, respektive die Konsole, schon aus dem Sack gelassen. Bereits im letzten Dezember enthüllte der Technikkonzern das Design der nächsten Xbox, das doch sehr überraschte. Denn der kleine schwarze Quader (siehe Bild), den man sowohl horizontal als auch vertikal hinstellen kann, erinnert stark an ein PC-Gehäuse. Das Design erhielt im Internet sowohl Kritik als auch Zusprüche. Während viele das mutige Design beglückwünschten, waren andere enttäuscht und verwirrt.

Verwirrt waren auch viele, als Microsoft den Namen oder besser gesagt die Bezeichnung der neuen Xbox preisgab. «Xbox Series X», so der Name der nächsten Hardware-Generation, liest sich nicht nur holprig, sondern verwirrt tatsächlich. Denn das letzte Hardware-Update besitzt den Namen Xbox One X. Dies war eine technisch überarbeitet Xbox One, die 2014 bereits auf den Markt kam und sich bis heute knapp 47 Millionen Mal verkaufen konnte. Während die Kenner da noch durchblicken, könnte es beim Verkaufsstart in einigen Elektronikfachmärkten auf Kundenseite zur Verwirrung kommen.

Wie das Innenleben genau aussieht, ist noch nicht bekannt. Doch sie wird sich mit Sicherheit nicht gross von der Konkurrenz unterscheiden. Auch die neue Xbox wird einen starken Arbeitsspeicher besitzen, um lange Ladezeiten zu verkürzen. Ebenfalls wird mit Sicherheit die Raytracing-Technik unter der Haube schlummern und eine 8K-Auflösung wird ebenso möglich sein. Auch eine Abwärtskompatibilität zu früheren Generationen wird Microsoft anbieten und selbstverständlich besitzt auch diese Konsole ein Bluray-Laufwerk. Es scheint zudem sehr wahrscheinlich zu sein, dass zum oder kurz nach dem Start eine Konsolen-Variante ohne Laufwerk, die man nur mittels Online-Diensten nutzen kann, erhältlich sein wird.

Der bereits gezeigte Game-Controller wurde nur leicht bearbeitet. Es fällt vor allem auf, dass er jetzt auch einen Share-Button besitzt, womit man bestimmte Spielinhalte in den sozialen Medien teilen kann. Die Xbox Series X soll ebenfalls wie die Playstation 5 pünktlich zum lukrativen Weihnachtsgeschäft in den Handel kommen und ebenfalls zwischen 400 und 500 Franken kosten.

Nintendo wartet ab
Der Hard- und Software-Hersteller aus Japan scheint den Marktkampf zwischen Sony und Microsoft aus der Ferne ruhig zu beobachten. Aber auch wenn die aktuelle Spielkonsole Nintendo Switch noch die jüngste ist und mit knapp 42 Millionen verkauften Einheiten seit der Markteinführung von 2017 einen beachtlichen Erfolg verbuchen konnte, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass Nintendo ebenfalls an einer neuen Konsole bastelt.

Da die Switch immer noch sehr erfolgreich ist, scheint es aber wahrscheinlicher zu sein, dass sie ein technisches Update bekommt und nicht eine komplett neue Konsole mit neuem Namen auf den Markt geworfen wird. So könnte eine sogenannte Switch Pro ein stärkeres Innenleben erhalten, schneller sein und eine 4K-Auflösung besitzen. Dadurch würde dann diese Version den technischen Abstand zu den neuen Konsolen von Sony und Microsoft etwas verringern.

Eine solche Strategie wäre sinnvoll. Denn Nintendo macht zwar mit den hauseigenen, exklusiven Titeln viel Geld, doch der Konzern ist auch auf andere Firmen angewiesen, die ihre Titel für alle Systeme umsetzen. Wenn die neue Playstation und die neue Xbox erstmal beim Publikum angekommen sind, könnte es für Nintendo schwieriger werden, die anderen Hersteller zu überzeugen auch auf ihrer technisch schwächeren Plattform die Spiele zu veröffentlichen.

Es wäre also ein idealer Zeitpunkt, wenn Nintendo noch in diesem Jahr ein Zeichen setzen und eine neue, verbesserte Spielkonsole auf den Markt bringen würde. Auf der anderen Seite scheint der Konzern mit seinem eingeschlagenen Weg sehr gut zu fahren. Seit man sich von der Hardware-Schlacht bewusst abgewendet hat und statt auf Top-Grafik auf intelligente und vor allem altbewährte Spielmarken setzt, ist der Konzern auf Erfolgskurs.

**********************************************

Szene aus «Hellblade 2: Senua’s Saga», Bild: zvg

Das Warten auf die exklusiven Spiele

«Software verkauft Hardware». So lautet das oberste Gebot der Gameindustrie. Das bedeutet, dass sich jede noch so technisch hervorragende Spielkonsole nur dann gut verkauft, wenn es dafür auch genügend interessante Spiele gibt. Um die Käuferinnen und Käufer anzulocken, müssen also die neue Playstation und die kommende Xbox die dazu passenden Spiele haben, die zeigen können, was unter der Haube steckt. Und da herrscht zurzeit noch gähnende Leere. Zwar wurden bereits jede Menge Spiele für die neuen Systeme angekündigt, doch sie sind nicht exklusiv. Will heissen, dass sie auch für die derzeit aktuellen Spielkonsolen umgesetzt werden.

Exklusivität ist also noch eine Mangelware. Für die Playstation 5 wurde bist jetzt nur das Action-Rollenspiel «Godfall» angekündigt, das nur auf diesem System spielbar sein wird. Nur ein Titel, das ist zu wenig. Das weiss auch Sony und wird mit Sicherheit noch nachziehen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird die Rennspiel-Simulation «Gran Turismo 7» ein exklusives Spiel sein.

Auf der anderen Seite sieht es ebenfalls noch etwas leer aus. Bis jetzt ist nur bekannt, dass eine neue Spielmarke mit dem mysteriösen Namen «Project: Mara» für die Xbox Series X erscheinen wird. Auch «Hellblade 2: Senua’s Saga» soll auf der neuen Microsoft-Konsole spielbar sein. Wobei es Microsoft mit dem Begriff der Exklusivität neuerdings nicht mehr so genau nimmt. Denn jüngst liess das Unternehmen verlauten, dass es vorerst keine exklusiven Titel für die kommende Xbox Series X geben wird. Denn alle neuen Spiele sollen auch auf der Vorgängerkonsole und dem PC spielbar sein.

Das scheint auf den ersten Blick eine falsche Strategie zu sein. Aber Microsoft will seine grossen Spiele unter anderem auch beim Online-Dienst «Game Pass» anbieten können, um dort neue Kundinnen und Kunden zu gewinnen. Denn in solchen Online-Diensten liegt die Game-Zukunft. Da will Microsoft vorpreschen. Denn auch Sony ist mit seinem Dienst «Playstation Now» auf Kurs, will dort aber vorerst noch keine exklusiven Playstation 5-Spiele anbieten.  sd

 

Nachrichten zu Digital »