Sie sind hier

Abo

Neulich

Früher war alles schlechter: Wäsche waschen

Auch sonst ist das Waschen der Bekleidung heutzutage aber eher ein Spaziergang im Vergleich zu früher. Mit den neuesten Waschmaschinen, die zugleich waschen und tumblern, bleiben dabei sogar die Hände trocken. So war das nicht immer.

Sabine Kronenberg. Bild: zvg

Auch sonst ist das Waschen der Bekleidung heutzutage aber eher ein Spaziergang im Vergleich zu früher. Mit den neuesten Waschmaschinen, die zugleich waschen und tumblern, bleiben dabei sogar die Hände trocken. So war das nicht immer. Im Mittelalter und bis weit in das 20. Jahrhundert hinein war Waschen die zeitaufwendigste und anstrengendste Hausarbeit, die – selbstverständlich – die Frauen verrichteten.

Die «grosse Wäsche» fand nur zweimal jährlich statt (aber auch zwischendurch wurde mal gewaschen). In einem Holzbottich wurden die Bettwäsche und andere Wäschestücke mit kochend heisser Aschelauge überschüttet. Die sogenannte Bucherin verrichtete diese Tätigkeit. Die Lauge setzte sich aus Asche, Wermut und Lavendel zusammen. Danach wurde die Wäsche gerieben, gespült, geschlagen und von Hand ausgewrungen. Frauen aus der Unterschicht wuschen ihre Wäsche selbst, im ökonomisch bessergestellten Haushalten gab es Hilfe: Auf dem Land halfen alle weiblichen Arbeitskräfte mit, die bei anderen Arbeiten entbehrt werden konnten. In der Stadt halfen gewerbsmässig tätige Waschfrauen.

Waschen blieb bis weit in das 19. Jahrhundert eine Tätigkeit, die öffentlich verrichtet wurde: an Fluss- oder Seeufern, in Waschhäusern oder am Brunnen. Die «grosse Wäsche» dauerte bis zu einer Woche und lief folgendermassen ab: Einweichen der Wäsche, Bedecken mit Pott-Asche, Überbrühen mit Sodalauge, Schlagen, Bürsten, Reiben, Spülen, Bleuen, Bleichen, Stärken, Wringen, Aufhängen, Ausbessern, Strecken, Mangeln und Bügeln. Nasse Wäsche wurde zum Trocknen im Freien oder im Estrich oder in ärmeren Haushalten in der Küche aufgehängt. Im Winter breitete sich so Feuchtigkeit in allen Zimmern aus.

Die Moderne nahm ihren Lauf um 1850: Das Waschbrett verbreitete sich und erleichterte das Abreiben von Flecken. In der Folge kamen auch weitere von Hand betätigte Maschinen auf den Markt: die – immer noch kraftintensive – Auswringmaschine (die die nassen Wäschestücke zwischen Gummiwalzen auspresste) und Mangeln aus Holzzylindern. Das Waschen blieb dennoch eine aufwendige Angelegenheit. In der Hochkonjunktur der Nachkriegszeit kamen dann die ersten Trommelwaschmaschinen auf, mit der Möglichkeit, die Wäsche in separater Schleuder auszuschleudern. Ja, heute ist Kleiderwaschen ein Spaziergang.

Nachrichten zu Fokus »