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Gartenpflege

Geputzt und gestrählt in den Winterschlaf

Bäume, Büsche, Pflanzen und Rasen benötigen in der kalten Jahreszeit besondere Pflege. Gartenbau-Unternehmen 
von der rechten Seite des Bielersees verraten ihre Tricks und zeigen auf, was gerne vergessen geht.

Schlecht für den Rasen, gut für die Igel: Liegengebliebenes Laub ist nicht gut für die Grünflächen. Besser einen Haufen anlegen! Bild: Keystone

Marc Schiess

Leider ein Klassiker: Die im Herbst zum Schattendasein im Keller verdonnerten und durch den Winter spärlich gewässerten Geranienstummel wollen im Frühling zurück an Wärme und Sonne. Weder Düngerschub noch teure Bio-Demeter-Aussaaterde (ohne Torf, natürlich!) verhelfen zu neuer Blüte. Einhellig geben denn auch die angefragten regionalen Gartenbau-Unternehmen den gleichen Grund für die Misere an: Sterben winterfeste Pflanzen draussen ab oder überwinterte im Keller, liegt es fast immer an ungenügender oder fehlender Bewässerung, selten sind es zu tiefe Temperaturen.

«Durch den Winter reicht es, die Pflanzen ein bis zweimal pro Monat wenig zu giessen», sagt Martin Rossel von Blumen Rossel. Die Gärtnerei aus Aegerten bietet als Einzige in der Umgebung noch das Überwintern von Pflanzen an. In einem sogenannten «Kalthaus» haben die Pflanzen konstante Temperaturen um zehn Grad sowie viel Licht. Dazu werden sie gedüngt, geschnitten, gegossen und gejätet, sowie bei Bedarf umgetopft. «Die Pflanzen haben echte Winterruhe und in der Ruhe liegt die Kraft», sagt Rossel mit einem Schmunzeln. Vor allem für die «mediterrane Liga» wie Zitrus- und Oleanderbäume werde die Rundumbetreuung in Anspruch genommen, erklärt der Gartenexperte.

Neben Wasser fehlt es den in Kellern überwinterten Pflanzen häufig an Licht. Fehlen Kellerfenster, kann alternativ ein wenig isolierter Estrich mit Lichtöffnungen als Standort dienen. Die Temperaturen sollten dabei 15 Grad nicht übersteigen, besser sind zehn Grad.

Wildromantik für Biodiversität

Im Winter erhalten von der Centara Gartenbau gepflegte Bäume einen Rückschnitt. «Nach dem Laubabwurf ist die Architektur der Baumkronegut zu sehen und wir können so beurteilen, wo geschnitten und ausgelichtet wird», sagt Cédric Stämpfli. Der Gartengestalter des Unternehmens aus Port gibt allerdings zu bedenken, dass ein massiver Rückschnitt dem Baum schadet: «Deshalb raten wir von zu langen Schnittintervallen ab.»

Die Schwab Gartenbau AG aus Ipsach pflegt Hecken und Rabatten im September und Oktober mit einem «Säuberungsschnitt». Dieser letzte Schliff erfolgt abhängig vom Zustand der Pflanze nicht immer gleich weitgehend. Vieles hänge individuell vom Garten ab, sagt Yves Schwab: «Der Garten muss sauber sein, aber nicht clean, Wildromantik unterstützt die Biodiversität.» Der Gartenbautechniker empfiehlt, für den Winterschutz gefährdeter Pflanzen nach Möglichkeit nebst Fliess auch Tannäste und Laub als Abdeckmaterial zu verwenden und Laubhaufen für Igel anzulegen. Einen Tipp hat Schwab für geschnittene lange Gräser: «Zusammengebunden ergeben sie ein dekoratives Trockengesteck.»

Minustemperaturen machen nicht nur kälteempfindlicher Flora und Fauna zu schaffen, gefrorene Wasserleitungen bersten im schlimmsten Fall. «Im Spätherbst sollte man alle Wasserhahnen frostsicher machen, also abstellen und entleeren», rät der Gartenbauexperte.

Auch den Rasenroboter einwintern

Ebenfalls eingewintert werden Teichpumpen und Rasenroboter. Bei Letzteren ist darauf zu achten, dass die Batterie während der kalten Jahreszeit trocken und bei Plustemperaturen gelagert sowie ein, zweimal geladen wird. Ansonsten droht ein Verlust der Batteriekapazität oder gar ein Totalausfall. Bei Benzinrasenmähern hingegen resultiert «nur» ein leerer Tank sowie eine intensive Geruchsnote im Geräteschuppen, wenn vergessen geht, die Benzinzufuhr abzudrehen. Gerade bei intensiver Benutzung des Rasenmähers empfiehlt sich über die Wintermonate ein Service, bei dem die Schneidblätter nachgeschliffen werden.

Auch die Grünfläche selbst benötigt im Hinblick auf die Wintermonate besondere Pflege: «Anfang November schneiden wir den Rasen auf zwei Zentimeter runter», sagt Käthy Rötheli von der Lehmann + Partner Gartenbau AG. Die Inhaberin des Ipsacher Unternehmens empfiehlt, den Rasen grundsätzlich nicht mehr zu düngen und maximal eine Herbstdüngung zu verwenden, die nur kurz anhält. «Wichtig ist zudem, das Schnittgut und später das Laub sauber zusammenzunehmen», erklärt Rötheli. Ansonsten wird der Boden für Pilzkrankheiten und Schneeschimmel bereitet – im wahrsten Sinne des Wortes.

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