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Kafipause

Heute geht es hier um Brüste

Nein, liebe Leserin, lieber Leser, der Titel ist kein billiger Versuch, Ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Es geht in dieser Kolumne tatsächlich um Brüste. Aber keine Sorge, eine schlüpfrige Angelegenheit wird das hier nicht.

Parzival Meister
  • Dossier

Ich bin vor Kurzem Vater geworden. Zum dritten Mal schon. Ich bin also quasi ein alter Hase im Geschäft, wenn es um den Umgang mit einem Neugeborenen geht. Die Kleine wickeln: kein Problem. Sie umziehen: tue ich im Schlaf. Das Bäuerchen machen lassen: immer her damit. Sie in den Schlaf wiegen: … okay, jetzt sind wir beim Punkt angekommen, der für Eltern eines Neugeborenen die wohl grösste Herausforderung darstellt. Aber hey, ich kenne so viele Tricks, die ich mir bei meinen ersten beiden Kindern angeeignet habe, da wird auch diese Aufgabe zu bewältigen sein. Dachte ich zumindest. Dann kam er, einer dieser Tage, an dem die Kleine einfach nicht zur Ruhe kommen wollte.

Ich habe 93 verschiedene Haltungen im Arm versucht. Ich habe La-Le-Lu, schlaf-Chindli-schlaf und I-ghöre-es-Glöggli in jeder Tonlage gesungen. Ich habe den Fön laufen lassen, habe es neben dem Dampfabzug versucht und mich neben den plätschernden Brunnen gestellt. Ich habe es mit dem Streicheln der Augenbrauen probiert, ich bin mit dem Fingerrücken über die Stirn und Nase nach unten gefahren. Ich habe ihr die Füsse massiert und den Bauch gestreichelt. Sogar Baby-Yoga-Moves kamen zum Einsatz. Ich bin mit dem Wägeli die Strasse 34-mal auf und ab gelaufen, ich bin mit ihr Auto gefahren.

Ich habe gefühlt jeden Trick angewendet, den es gibt. Geholfen hat nichts. Denn die Kleine wollte eigentlich nur eines: an Mamas Brüste. Du bist nicht du, wenn du hungrig bist. Sie ist in diesem Punkt halt ganz der Papa.

In diesen Situationen ist man als Vater eines Kleinkindes, das von der Mutter gestillt wird, einfach machtlos. Man kann seinem Kind das, was es braucht, schlichtweg nicht bieten. Da kann man ihm noch so viel Zuneigung schenken, an Mamas Brüste kommt man nicht heran. Es ist ein Privileg der Mamis, diese intimen Momente mit dem Kind zu teilen.

Brustneid könnte aufkommen. Aber Vorsicht mit dem, was man sich wünscht. Denn die Würde der Brüste ist auch eine Bürde. Der Frau ist es vergönnt, in solchen Momenten für ihr Kind da sein zu dürfen. Aber sie muss es auch in all den anderen Momenten. Zum Beispiel dann, wenn alle anderen schlafen. Dann nämlich ist es die Person mit den Brüsten, die alle paar Stunden ihre Nachtruhe unterbricht, damit alle anderen am nächsten Tag ausgeruht sind.

Stichwörter: Kafipause, Eltern, Baby, Säugling

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