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Homosexuelle Mamas werden nicht gynäkologisch betreut

1929 bis 1942 wurde in der Schweiz das Strafrecht reformiert. Mit dieser Reform kam es 1938 zum ersten bundesweiten Sexualstrafrecht.

Sabine Kronenberg

Sabine Kronenberg

Darin wurde Homosexualität entkriminalisiert und lediglich männliche Prostitution und Sex zwischen Männern, welcher das Schutzalter von 20 Jahren nicht respektierte, wurde noch rechtlich geahndet. Es dauerte aber dann noch 53 Jahre bis homosexuelle und heterosexuelle Beziehungen zwischen Erwachsenen mit dem Schutzalter von 16 Jahren gleichgestellt wurden. Homosexuelle Prostitution wurde legalisiert und homosexuelle Menschen konnten auch nicht mehr als ein «öffentliches Ärgernis» angezeigt werden. 

In allen sexuellen Beziehungen blieb natürlich sexueller Missbrauch in Abhängigkeitsverhältnissen und neu auch sexuelle Belästigung strafbar. Erst 1990 strich die Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität von der Liste psychischer Erkrankungen. Zwar strebte man seit den 90ern 
in der Schweiz die rechtliche Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Ehen und Konkubinaten im Zivil- und Erbrecht an, damit die Partner einer solchen Verbindung rechtlich bessergestellt wurden. Das entsprechende Partnerschaftsgesetz wurde 2005 zu 58 Prozent der Abstimmenden angenommen. Dieses Gesetz sieht vor, dass homosexuelle Paare eine gesetzlich abgesicherte Partnerschaft eingehen können. Dennoch werden in 73 Ländern weltweit Homosexuelle strafrechtlich verfolgt. Ihnen drohen Busse, Haft, Peitschenhiebe oder sogar der Tod. Selbst in westlichen Ländern wie Polen oder Russland wird Homophobie gefördert. Aber auch in der Schweiz ist es gopferdeli immer noch salonfähig, über Schwule Witze zu reissen. Höhö-Humor. Grässlich.

Und wenn Katja und Jaqueline beschliessen, eine Familie zu gründen und das auch tun, begeben sie sich in die Illegalität. Also wird Katja oder Jaqueline im Ausland schwanger. Denn in der Schweiz gilt: «Der Zugang zur Fortpflanzungsmedizin ist gewährleistet für heterosexuelle Paare in einer stabilen Beziehung, die aufgrund ihres Alters für Pflege und Erziehung des Kindes sorgen können. Samenspende ist nur Ehepaaren erlaubt, Leihmutterschaft und Eizellenspende sind verboten.» Das ist schon mittelschwer geschwollen. Auf Französisch sagt man das so. Gonflé. Vom hohen Ross herab abgeurteilt. Homosexuelle Paare kommen da gar nicht drin vor. Da schwingt immer noch das «Homosexualität=Abnormalität=Krankheit» mit. Samenspende nur für Ehepaare. So wie Gott es befohlen hat. Und die Erde ist ein Scheibe, Heimatland.

Kommt also Katja oder Jaqueline schwanger aus den Ferien heim, dann ist es nicht besonders empfehlenswert, ihrer Gynäkologin, ihrem Gynäkologen mitzuteilen, dass sie in einer stabilen homosexuellen Beziehung lebt. Ausser sie möchte deren oder dessen persönliche Gesinnung ausfindig machen. Und sich dann eventuell auf einen Gang durch verschiedene Praxen zu begeben, bis sie eine Ärztin, einen Arzt findet, die oder der die gesetzlichen Vorgaben etwas dehnbarer sieht. Und vielleicht sogar so weit geht, dass Katja oder Jaqueline die jeweils andere Partnerin zur Vorsorgeuntersuchung mitnehmen darf. Als «Papi» versteht sich. Denn es sind ja nur Familien mit Mama und Papa normale Familien. Und normal, darf hier auch gerne als normalneurotisch gelesen werden. Grrr.

Denn wie viel Mist passiert in diesen gesellschaftlich und gesetzlich sogenannt normalen Vorzeigefamilien eigentlich? Da kann man den Knirpsen manchmal nur wünschen, für ein nächstes Leben in eine Regenbogenfamilie hineingeboren zu werden. Da wird wenigstens nicht einfach «Familie gemacht», weil man das halt macht. Guck sie Dir mal an diese «normalen» Familien, am Sonntag auf dem Ausflug! Da kackts manchmal drei Generationen Herr und Frau Normalneurotisch gleichzeitig an. Die Kinder nerven, die Frau, die Alten. Allen steht Vernachlässigung und erlernte Hilflosigkeit in Grossbuchstaben auf der Stirn. Sie sind auf die eine oder andere Art süchtig, fett oder krankhaft dünn und hässig. Wag es ja nicht, diese Menschen nach dem Weg zu fragen. Du fällst mit sofortiger Wirkung in ein schwarzes Loch. Dann doch lieber eine Familie, die sich bewusst gegründet hat, auf reflektierter Basis. Ausnahmsweise darfs auch mal heterosexuell sein.

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