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Feuerwerk

Im Innern der Rakete

Am 1. August haben sie wieder geknallt: Die Feuerwerksraketen. Doch wie funktioniert 
so eine Rakete eigentlich? Und woher weiss sie, wann sie explodieren muss?

In der Schweiz muss jeder Raketentyp erst von der Polizei getestet werden, bevor er verkauft werden darf. Bild: Keystone

Lukas Rau

Zischen und Knallen – der 1. August und der Jahreswechsel sind undenkbar ohne Feuerwerksraketen. Einige mögen Feuerwerk überhaupt nicht, für andere ist es der grösste Spass des Jahres. Aber schauen wir doch mal, was eigentlich alles passiert vom Moment, in dem du das Zündhölzli oder das Feuerzeug an die Zündschnur hältst, bis der letzte Funken der Rakete verglüht ist.

Sobald die Zündschnur brennt, wird in der Rakete ein Ablauf in Gang gesetzt, der bis zur Explosion nicht mehr aufzuhalten ist. Auf dem Bild siehst du, wie ein Polizist die Zündschnur anzündet. Sie hat eine wichtige Aufgabe: Sie muss den Ablauf verlangsamen, sodass du dich in Sicherheit bringen kannst. Die Zündschnur ist so gebaut, dass sie mit einem bis eineinhalb Zentimeter pro Sekunde abbrennt. In ihrem Inneren befindet sich Schwarzpulver, das auf einem Faden klebt. Dieser Faden wird mit einem dickeren Faden umwickelt und das ganze dann mit Harz überzogen. So brennt die Zündschnur auch zuverlässig, wenn sie etwas nass wurde oder sehr trocken ist.

Ist die Zündschnur abgebrannt (und du hoffentlich in Deckung), wird die sogenannte Treibladung gezündet. Sie ist der Antrieb, der die Rakete in die Höhe bringt und besteht aus gepresstem Schwarzpulver. In der Rakete auf dem Bild befindet sich die Treibladung zwischen der Zündschnur und dem oberen Teil der Rakete, der etwa so dick wie eine WC-Papierrolle ist. In diesem unteren Teil also brennt nun das gepresste Schwarzpulver ab, von unten nach oben. Bei der Verbrennung entstehen Gase, die unbedingt aus diesem engen Raum rauszischen wollen. Das treibt die Rakete an, schickt sie in die Höhe und verursacht das typische Zischen. Die Hersteller mischen gerne das Element Titan in die Treibladung, damit die Rakete einen schön leuchtenden Schweif bekommt. Der Stab hilft der Rakete, einen halbwegs geraden Kurs zu fliegen und nicht zur Seite wegzubrechen.

Wie weiss die Rakete denn nun, wann sie explodieren muss? Du ahnst es vielleicht schon: Einfach wenn die Treibladung bis oben abgebrannt ist! Dann werden die Trenn- und die Zerlegerladung gezündet, die sich ganz unten in der «WC-Rolle» befinden. Diese sorgen für den typischen Knall der Rakete, zünden die Effektladung und spicken diese oben aus der Hülle.

Die Effektladung lässt – wie der Name sagt – die farbigen Leuchteffekte entstehen, die das Feuerwerk so sehenswert machen. Um verschiedene Farben an den Himmel zu zaubern, nutzen die Feuerwerkhersteller unterschiedliche chemische Elemente – ähnlich wie das Titan, das der Treibladung beigemischt ist.

Die Elemente sind in der Rakete in kleinen Kugeln als Pulver eingemischt. In der Fachsprache der Feuerwerker heissen diese Kugeln «Sterne». Die Sterne sind etwa so gross wie ein Erbsli, oder bei grösseren Raketen etwa so wie eine Haselnuss. Sie sind aus mehreren Schichten aufgebaut, wie eine Zwiebel. Und die Schichten brennen dann eine nach der anderen ab: Daraus entstehen die Leuchteffekte, die sich über den Himmel ziehen.

Wie erwähnt lassen sich mit verschiedenen chemischen Elementen unterschiedliche Farben erzeugen. Für dunkelrot zum Beispiel braucht es ein Element namens Strontium, für Orange Calcium, für Gelb Natrium, für Blau Kupfer und so weiter. Für Weiss und Gold kann wie im Antrieb Titan verwendet werden, aber auch Magnesium, Aluminium oder Eisen. All diese Elemente mögen es nicht, wenn sie zu stark erhitzt werden und strahlen dann die Hitze so schnell wie möglich wieder ab. Dabei entstehen die leuchtenden Effekte. Kleine Raketen enthalten zum Teil nur einzelne Sterne, während grössere Dutzende enthalten, die sogar beim Abbrennen ihre Farbe verändern können! Man könnte fast sagen, dass jede Rakete ein kleines chemisches Experiment ist.

Von der Hülle, wie du sie oben im Bild siehst, ist nur ein kleiner Teil wirklich mit Ladung gefüllt. Der Rest ist hohl. Dies dient dazu, dass die Ladung nach oben ausgeworfen wird, damit sie sich dann in alle Richtungen ausbreiten kann. Und die Raketenspitze, die aus einem Plastikdeckel besteht, ist eigentlich nur Dekoration – damit das ganze auch aussieht, wie wir uns eine richtige Rakete vorstellen.

Wir sollten aber nicht vergessen, dass Raketen gefährlich sein können. Wir sollten vorsichtig mit ihnen umgehen und sie auf keinen Fall öffnen!

Stichwörter: 1. August, Feuerwerk, Rakete

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