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Lehrlingslohn

Lernende gehen sorgsam mit ihrem Geld um

Mit Lehrbeginn verdienen viele Jugendliche zum ersten Mal regelmässig Geld. Wie gehen sie damit um? Wie kompetent sind sie in Finanzfragen? Eine Studie im Auftrag der Kantonalbanken liefert Antworten.

Aufwände für Ausgang, Hobbys, Kleidung, Mittagessen und Multimedia tragen die meisten Lernenden ganz oder teilweise selber. Bild: Rolf Marti

Rolf Marti

Mit dem ersten Lohn machen Jugendliche einen wichtigen Schritt hin zur wirtschaftlichen Selbstständigkeit. Wie kommen sie mit dieser Situation zurecht? Wie viel verdienen sie? Wofür geben sie ihr Geld aus? Diesen und weiteren Fragen ist eine Studie im Auftrag des Verbands Schweizerischer Kantonalbanken nachgegangen (siehe Kasten). Befragt wurden rund 1000 Lernende im zweiten Halbjahr ihrer beruflichen Grundbildung. Sie stammten aus 39 Ausbildungsbe-rufen. Der durchschnittliche Monatslohn im ersten Lehrjahr beträgt 764 Franken. Hinzu kom-men meist weitere Einkommensbestandteile. Fast die Hälfte erhält zusätzlich zum Lohn finanzielle Unterstützung von der Familie oder von anderen Personen, jeder zehnte verdient über einen Nebenjob dazu. Zudem wohnen über 90 Prozent der Lernenden noch bei den Eltern. Je nach Vereinbarung haben sie also den Grundbedarf für Wohnen und Essen teilweise oder vollständig gedeckt. 20 Prozent der Erstjahrlernenden verfügen so über mehr als 1000 Franken pro Monat, nur 5 Prozent haben weniger als 500 Franken in der Tasche. Was machen sie damit?

Viele sparen
Je höher der Lohn, desto eher müssen sie einen Beitrag leisten. Aufwände für Ausgang, Hobbys, Kleidung, Mittagessen sowie Handy und Multimedia trägt die grosse Mehrheit ganz oder teilweise selber. Die Studie zeigt, dass die meisten Lernenden äusserst sorgsam mit ihrem Geld umgehen. 59 Prozent der Lernenden finden Sparen wichtig, 35 Prozent sparen konsequent und legen jeden Monat etwas auf die hohe Kante. Nur gerade 6 Prozent pflegen einen lockeren Umgang mit Geld. Das heisst: Sie sparen nichts. Die befragten Lernenden waren nicht alle gleich alt (späterer Schuleintritt, Zwischenjahre, usw.). Die Studie zeigt, dass Jugendliche mit zunehmendem Alter mehr Verantwortung für ihre Finanzen übernehmen beziehungsweise mehr Kosten selber tragen. Deutlich wird dies beispielsweise bei den Ausgaben für Ferien und Reisen. Von den minderjährigen Lernenden tragen 48 Prozent die Kosten teilweise oder überwiegend selber, bei den volljährigen sind es 79 Prozent. Eine Rolle spielt dabei die Tatsache,dass ältere Jugendliche häufiger ohne Familie Ferien machen.

Viel Wissen, aber nicht genug
Grundsätzlich verfügen Lernende über gute Finanzkompetenzen. Das heisst: Sie können in alltäglichen finanziellen Angelegenheiten zielgerichtet entscheiden und handeln. 80 Prozent der Befragten kennen die Unter-schiede zwischen einem Spar- und einem Privatkonto, fast ebenso viele haben keine Schwierigkeiten, einen Bankauszug zu lesen.

Insgesamt verfügen 90 Prozent der Befragten über ein eigenes Konto. Die grosse Mehrheit prüft den Kontostand mindestens einmal pro Woche und macht von der Möglichkeit Gebrauch, mit der Karte am Automaten Geld abzuheben. 60 Prozent nutzen den Onlinezugang zu ihrem Konto. Mit Erreichen der Volljährigkeit tragen die Lernenden die Verantwortung für ihre finanziellen Entscheide vollständig alleine. Das löst bei vielen Verunsicherung aus. Rat holt sich die überwiegende Mehrheit bei den Eltern und anderen Familienmitgliedern. Freunde oder Banken werden seltener als geeignete Ratgeber angesehen. Die Möglichkeit, Ausbildungs- und Lehrpersonen um Rat zu fragen, kommt für die Mehrheit der Lernenden nicht in Betracht. Viele bemängeln aber eine nicht ausreichende Behandlung von finanziellen Themen im Rahmen der Ausbildung. Hier besteht offenbar Handlungsbedarf.

Info: Dieser Beitrag wurde durch das kantonale Mittelschul- und Berufsbildungsamt erstellt.

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Die Budgetberatung
Wie erstellen Lernende eigentlich ein realistisches Budget? Wie viel sollen Eltern ihnen für  Kost und Logis verrechnen? Was ist zu tun, wenn Lernende ihre  Finanzen nicht mehr unter Kontrolle haben? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt es bei der Budgetberatung Schweiz. Auf der Website finden Interessierte Musterbudgets und Empfehlungen sowie die Kontaktadressen zu den lokalen Beratungsstellen. rm

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