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Mit mehr Druck zum Ziel

Nachdem vergangenen September Unstimmigkeiten bei den Abgaswerten diverser Modelle aus dem VW-Konzern publik wurden, hat VW eine Rückrufaktion gestartet. In der Schweiz übernimmt Amag diese Umrüstung. Was passiert da genau?

In rund 30 Minuten ist die neue oftware geladen. Dass das erledigt wurde, wird im Serviceheft und mit einem Kleber an Auto bestätigt. Philipp Aeberli
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Eine Mammutübung: Rund 128'000 Autos sind betroffen. Modelle mit 2.0- oder 1.2-TDI-Motor werden per Software-Update angepasst, beim 1.6 TDI wird zusätzlich noch ein sogenannter Strömungsgleichrichter verbaut. «Je nach Motor, Getriebe und Ausstattung kommt eine andere Software zum Einsatz. Es müssen insgesamt rund 1600 Softwarevarianten geprüft und bereitgestellt werden», erklärt Patrik Walzer, Leiter Service und Gewährleistung bei der Amag. Der Rückruf wird daher in mehreren Phasen abgewickelt.

Den Anfang macht der Pick-up Amarok; da hier vergleichsweise wenig Autos betroffen sind. Das reine Softwareupdate ist in 30 Minuten erledigt. Der Kunde kann warten, sich einen Ersatzwagen oder ein öV-Ticket ausstellen lassen. So soll die obligatorische Umrüstung für den Kunden möglichst einfach vonstattengehen.

«Spüren kann man das nicht»

Doch was passiert genau in diesen 30 Minuten? Per Computer wird eine neue Software auf das Motor-Steuergerät geladen. «Ähnlich, wie man das beispielsweise auch vom Smartphone kennt», vergleicht Walzer. «Spüren kann man das nicht. Das Fahrzeug hat nach dem Update noch dieselbe Leistung, verbraucht nicht mehr und auch der Klang bleibt unverändert. Das schreibt der Gesetzgeber so vor.»

Und trotzdem werden die Stickoxid-Werte gesenkt, sodass sie nicht nur im Prüfstandbetrieb den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Wie geht das? «Es werden vor allem Einspritzdruck und Abgasrückführung verändert», so Walzer.

Das Problem des Dieselmotors sind die hohen Temperaturen. Das Diesel-Luft-Gemisch entzündet sich durch den hohen Druck im Brennraum, nicht wie beim Benziner durch eine Zündkerze. Dadurch werden bis zu 2500 Grad Celsius erreicht. Bei derart hohen Temperaturen verbinden sich Stickstoff und Sauerstoff zu Stickoxid.

Um die Emissionen zu verringern, wird der angesaugten Frischluft Abgas beigefügt. Durch diese Abgasrückführung verringert sich der Sauerstoffanteil im Gemisch, es bildet sich weniger Stickoxid. Mit dem Software-Update hat VW nun die Abgasrückführung verstärkt.

«Inzwischen ist man weiter»

«Der Nachteil daran ist, dass dies dem Motor viel Leistung nimmt. Auf dem Prüfstand ist dies nicht relevant, da mit sehr tiefer Motorlast gefahren wird. Doch auf der Strasse merkt man das deutlich», erklärt Walzer.

Deshalb hat der Motor mit der bisherigen Software auf der Strasse die Abgasrückführung verringert. Der Stickoxid-Ausstoss stieg an. Die neue Software lässt den Motor nun immer mit stärkerer Abgasrückführung laufen.

Die fehlende Leistung wird durch höheren Einspritzdruck kompensiert. «Der Diesel wird nun mit 2000 bar statt mit 1800 bar eingespritzt. Dadurch wird er feiner zerstäubt und somit effizienter verbrannt. Das bringt die Leistung wieder nach oben», so Patrik Walzer.

Und warum konnte man das nicht von Anfang an so lösen? «Die betroffenen Motoren wurden 2006 entwickelt. Inzwischen ist man viel weiter, was die Software anbelangt, man kann viel genauer berechnen», so der Leiter Service und Gewährleistung bei der Amag. «Das ist mit einem älteren Computer vergleichbar, den man mit neuer Software aufrüstet. Der bietet danach auch bessere Leistung.» Philipp Aeberli

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