- Dossier
Diesen Sonntag startet die erste Bieler Pride-Woche. Eine Woche voller Farben, voller Ideen, Geschichten, die dazu beitragen, das Zusammenleben aller würdiger zu machen. Eingeläutet wird die Woche mit einem Gottesdienst. Ein besonderer Auftakt, wenn man bedenkt, dass Kirche und die LGBTQ+-Szene nicht immer ein Traumpaar sind. Das prominenteste Bieler Beispiel ist wohl Sicherheitsdirektor Beat Feurer (SVP), der nach seinem Outing aus der Freikirche geworfen wurde, jedoch bis heute Teil der Gemeinschaft ist und hin und wieder an den Gottesdiensten teilnimmt.
Bei LGBTQ+ geht es aber noch um weit mehr als um Homosexualität. Es geht um Geschlechter, um von der Gesellschaft fälschlicherweise gezogene Grenzen, und das, was dies mit den Betroffenen machen kann. Und im Grunde geht es um die Gesellschaft selbst, um Prinzipien, von denen sie sich nicht zu lösen traut. Das kennt jede und jeder und überhaupt alle.
Nebst dem Gottesdienst bietet die Pride viele weitere Veranstaltungen: Ausstellungen, einen Kinofilm, ein Referat, eine Lesung, eine Demonstration und ein Konzert. Allerlei Möglichkeiten also, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die LGBTQ+-Szene zeigt sich. Also los, schauen wir hin und lernen. Beispielsweise, weshalb es manchmal weder ihn noch sie braucht, wie einfach scheinbar Kompliziertes sein kann, und was das mit einem selbst zu tun hat.
So laut und bunt eine Pride sein kann, so laut und bunt soll sie aber bitte auch daherkommen. Bisher findet man auf den Bieler Strassen kaum Plakate, kaum Hinweise auf die Pride-Woche. Vielleicht kommen diese noch, vielleicht auch nicht. Umso wichtiger ist, dass wir genau hinschauen, uns die Termine merken, reinhören, reinschnuppern, uns wundern, uns fragen, uneinig sind – und uns vielleicht einig werden. Ich hoffe, die Pride macht sich bald sichtbar, so wie sie es verdient.
