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Sind Tiere musikalisch?

Manche Tiere bewegen sich im Takt zur Musik. Doch sind Tiere wirklich musikalisch? Forschende sind von dieser Frage fasziniert.

Symbolbild: pixabay.com

Angelika Lensen

Musikalität ist eine Kombination verschiedener Fähigkeiten, meinen Fachleute. Die beiden wichtigsten sind Taktgefühl und ein relatives Gehör. Taktgefühl hat man, wenn man einem Rhythmus folgen kann, auch wenn dieser schneller oder langsamer wird. Durch Messungen der Gehirnaktivität bei Neugeborenen weiss man, dass sie überrascht reagieren, wenn ein Rhythmus sich ändert. Kakadus haben auch ein Taktgefühl, Affen und Hunde dagegen nicht. Ein relatives Gehör hat man, wenn man eine Melodie in unterschiedlichen Tonarten als dasselbe Lied erkennt. Wenn man «Happy Birthday» spielt und kurz danach dasselbe Lied fünf Töne höher, erkennen – so viel man heute weiss – nur Menschen, dass es sich um dasselbe Lied handelt.

 

Nicht nur Vögel

Zehn Jahre lang glaubte man, dass nur Tiere mit einem stimmlichen Lernvermögen ein Taktgefühl haben: Singvögel wie Kakadus, Papageien und Sittiche. Dann tauchten Filmaufnahmen auf, die einen Seelöwen in Kalifornien zeigten, der seinen Kopf auf und ab bewegte zur Musik der Band Earth, Wind & Fire. Der Seelöwe hat dieser Theorie also einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Antwort muss demnach komplizierter sein.

Musik beeinflusst nicht nur die Laune bei Menschen, sondern auch bei Tieren. Wenn Vögel singen, produzieren sie ein Hormon, das sie fröhlich macht. Und man weiss, dass die gute Laune durch schöne Musik im Belohnungssystem unseres Gehirns anders funktioniert als die Freude beim Shopping, zum Beispiel. Das sind Hinweise darauf, dass Musik die Stimmung steuert und soziale Bindungen schafft.

 

Angelernt oder angeboren?

Es ist faszinierend, dass das relative Hören nur beim Menschen vorkommt. Würden Wissenschaftlerinnen herausfinden, dass eine andere Tierart das auch hat, wären sie begeistert. Aber es ist genauso spannend, wenn sich herausstellt, dass der Mensch die einzige Art mit einem relativen Gehör ist.

Haben eigentlich alle Menschen diese Eigenschaft? Forschende wollen das in verschiedenen Kulturen untersuchen, die wenig oder gar keinen Kontakt zu westlicher Musik haben. Wenn sich herausstellt, dass die Menschen dort kein relatives Gehör haben, dann ist das relative Gehör wahrscheinlich angelernt und nicht angeboren. Dann funktioniert Musikalität offenbar nicht bei allen Menschen gleich.

 

Belohnungssystem im Gehirn

Wenn unsere musikalischen Fähigkeiten schon lange in unserem Gehirn verankert sind, dann beeinflussen sie wahrscheinlich auch andere Prozesse im Gehirn. Auf jeden Fall hat Musik im Hintergrund einen positiven Einfluss auf bestimmte Lernaufgaben. Neurowissenschaftler erforschten den Einfluss von Musik auf das Lernen von Wörtern. Ob Musik hilft, hängt von vielen Dingen ab. Spielt man Musik, die einen in gute Laune versetzt, wird das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert. Das wiederum kann das Gedächtnis anregen. So kann das Lernen von neuen Wörtern besser funktionieren.

 

Das Gehirn mag Rhythmus

Sehr rhythmische Musik ist auch nützlich, denn das Gehirn mag Regelmässigkeit. Bekommt man Wörter im Takt der Musik gezeigt, erinnert man sich besser an sie. Doch ist es auch so, dass Musik, die man schon kennt, oft nicht wirkt, weil sie mit persönlichen Erinnerungen verbunden ist.

Stichwörter: Kinderblatt, Tiere, Musik, Natur

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